Wie lange sollte die Eingewöhnungsphase für Pferde sein?

Grauling0605  07.04.2023, 15:30

Die Eingewöhnungsphase für was genau?

Merry47 
Fragesteller
 07.04.2023, 15:31

Wegen neuer Umgebung

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ans Pferd angepasst. Sowohl die Länge als auch die Ausgestaltung.

Das Pferd muss ...

... sich in der neuen Herde zurecht finden. Wenn es in Einzelhaft leben muss, hat es ja dennoch Pferde in der Nähe und gerade in Boxenhaltung versteht ein Pferd nicht, warum Sozialverhalten nicht funktioniert. Einmal möchte es ein Pferd weg schicken und es weicht nicht. Weil die Wand im Weg ist. Das schickende Pferd hat Stress, weil es mit seinem schickenden Verhalten nichts erreicht. Ist es das geschickte Pferd und kann nicht weg, hat es auch Stress. Es möchte ja dem anderen Folge leisten. Bis es sich mit dieser Situation arrangiert, dauert es. Bis es in einer Herde weiß, in welcher Familie es dauerhaft gut leben kann, dauert es auch. Wird es in eine Gruppe integriert, in der so wenige Pferde sind, dass sich keine mehreren Familien bilden, muss es sich in die eine vorhandene integrieren. Ist schwierig. Manche Pferdehalter merken nicht, dass das Pferd am Anfang viel zu verarbeiten hat, dann aber bis zu zwei Jahren braucht, um endgültig anzukommen und ziehen immer und immer wieder um.

... sich mit den neuen Nährstoffen zurecht finden. Auch über kurze Distanzen ändern sich die Böden. Mal hat man unten einen Fluss und eine Auenlandschaft, aber 50 Höhenmeter höher Karsthänge. Völlig andere Nährstoffe in den Böden. Somit auch im Heu. Zieht man über mehrere Kilometer um, ist noch mehr anders. Das Wasser, das Heu, der Hafer, ... einmal durch alle Jahreszeiten und man kann hoffen, dass der Stoffwechsel sich so weit eingestellt hat.

Dann hilft es einem Pferd mehr, wenn es ganz normal arbeitet, dem anderen, wenn es erst mal ein paar Monate frei hat. Die Menschen denken aber, es gäbe eine Art "Kochrezept", nach dem man vorgeh und es immer gleich macht. Ein die Umstellungsphase verlängernder Aspekt.

Ich habe zum Jahreswechsel 2008/2009 ein Pferd gekauft und musste es sofort umstellen, da aus einem Stall, der den Betrieb aufgab. 2,5 Jahre später war es "angekommen", da wurde der Stall, in dem ich war, verpachtet und die Pächterin hat auf Einzelkoppel umgestellt. Da musste ich mit ihm nochmal umziehen, weil ich ihm das nicht antun wollte. 2011 im Sommer war das. In der Herde kam er erfreulich schnell an. Ab 2014 war der Wallach endlich auch von den Nährstoffen her topfit und alles lief rund bis zu seinem Tod 2022.

2011 beim Umzug haben wir auch ein weiteres Pferd gekauft. Der tat sich mit umstellen leichter, war 2012 im Stoffwechsel wieder fit, aber wir kauften ihn im Bewusstsein, dass sein Nervensystem einen Schaden hat, der ihn jederzeit das Leben kosten konnte. Das trat Ende 2021 ein. In der Herde hatte er sich leicht getan, weil sein Herdenkollege aus dem früheren Stall dabei war.

Sein Nachfolger, Ende 2021 gekauft, ist sehr sensibel. Der braucht noch Hilfe für den Stoffwechsel. Psychisch geht es schnell bei uns in der Herde, da war er nach einem halben Jahr etwa gefestigt.

Der Nachfolger des Mitte 2022 verstorbenen schien in der Herde schnell angekommen, ist aber auch erst 5 Jahre alt gewesen und sicher im Herdenverband aufgewachsen, sodass er maximal 2 Jahre in Boxenhaltung war vorher. Er allerdings hat Stresssymptome gezeigt bis vor kurzem. Jetzt ist er 8 Monate da. Sein Stoffwechsel ist unglaublich. Er war schneller nährstofftechnisch umgestellt als viele Pferde vor ihm. Aber Jungpferde sind von Natur aus auch flexibler. Es ist ja bei wildlebenden Pferden auch so, dass aufmüpfige Junghengste aus der Herde geworfen werden, sich dann neu orientieren, evtl. auch in neue Regionen kommen und die Evolution hat sie entsprechend ausgerichtet, dass sie das weg stecken können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981