Wie lang (ms) braucht ein Schachcomputer für einen Zug und wie sehr variiert das?

5 Antworten

Von Experten simigirl5 und sk8terguy bestätigt

Das lässt sich genau so gut beantworten, als wenn du fragen würdest "Wie schnell fährt ein Fahrzeug?"

Um mal die Extremwerte zu bestimmen: Für den C64 gab es das Schachprogramm "Battle Chess", was im Mittelspiel auf der höchsten Stufe schon mal mehrere Stunden für einen Zug gebraucht hat. Im Gegensatz dazu läuft z.B. auf Lichess.com die Stockfish 14 Engine in der Cloud, die meistens weniger als eine Sekunde Rechenzeit braucht, und trotzdem so gut ist, dass sie das C64 Programm locker schlägt.

Bei Stockfish ist es z.B. so, dass die Eröffnungszüge sehr schnell gehen (in Millisekunden kann ich es dir nicht sagen, aber der Zug vom Computergegner wird ausgeführt, bevor die Maustaste von deinem Klick wieder losgelassen hast.) Im Mittelspiel braucht er meistens etwa eine Sekunde, manchmal aber auch 3. Wenn er ein Matt in 20 Zügen erkannt hat, kommen die Züge wieder so schnell, wie bei der Eröffnung.

Paolinus 
Fragesteller
 19.04.2023, 11:58

Sehr hilfreiche Antwort, danke! Genau das hatte mich interessiert.

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FouLou  19.04.2023, 12:02

Interessant wären die laufzeiten von Battlechess auf Computer mit heutiger hardware. XD

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Das kommt darauf an auf welcher tiefe der computer versucht züge zu berechnen, und wie viel rechenleistung dafür zur verfügung steht.

prinzipiell stimmt es aber dass computer im endspiel schneller sind als im mittelspiel, weil es eben weniger mögliche varianten gibt.

Kann man so pauschal nicht sagen. Weil es schlichtweg von sehr vielen Faktoren abhängt.

Ersteinmal von der Software die drauf läuft und wie genau er eigentlich in den verschiedenen spielphasen die Züge berechnet. (z.b. könnte man in der eröffnung einen schachcomputer schlichtweg auch eine Bekannte eröffnung spielen lassen etc. Das wird schneller gehen als alle möglichkeiten 10 züge lang vorrauszurechnen. Oder aber auch man nimmt die vom Computer erkannte eröffnung des gegners an und schliesst andere züge aus.)

Der zweite grosse faktor ist schlichtweg die Hardware. Ein Schachcomputer der auf nem "Taschenrechner" läuft wird länger brauchen als einer der auf nem Supercomputer läuft. (Um mal beispielhaft in extremen zu reden weil man das besonder gut sieht.)

Paolinus 
Fragesteller
 19.04.2023, 11:31

Das stimmt natürlich, es kommt darauf was der Computer tut, um sich den nächsten Zug zu überlegen. Ich glaube auch, dass er bei der Eröffnung meist eher auf vorgefertigte Lösungen zurückgreift. Aber gibt es vielleicht Orientierungswerte bspw. für Software die auf einem gewöhnlichen PC läuft? Eigentlich interessiert mich vor Allem, wie lange er in der Eröffnung im Vergleich zum Mittelspiel im Vergleich zum Endspiel überlegt.

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FouLou  19.04.2023, 12:01
@Paolinus

Siehe antwort von daChiper. Das scheint das zu sein was du wissen willst. Zumindest unterbeachtung der Einschränkungen. Wirklich besser wirds wohl nicht.

Ich denke auch das es nicht wirklich irgendwelche vorgaben bei der entwicklung von Schachengines diesbezüglich gibt. Einzeig was ich mir vorstellen kann ist wenn es für die gegebenen Parameter unverhältnismäßig lange dauert. Das man dann diese Fälle Optimiert.

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Moderne, rein digitale Schachcomputer, wie bspw. Stockfish oder AlphaZero brauchen selbst um sehr komplexe Züge zu berechnen meist nur wenige Sekunden, bei Zügen, die der von der Software prognostizierten Spielweise widersprechen, ggf. etwas länger.

Bei klassischen Schachcomputern, wie bspw. Mephisto oder M810, gibt es natürlich keine AI bzw. keine Datenbank, auf die der Computer zugreift, sondern muss alle Züge manuell neu berechnen. Oft kann man hier die Rechenzeit tatsächlich selbst einstellen, um so die Schwierigkeit anzupassen, aber auch Computer die eine festgelegte Rechenzeit haben (wie eben bspw. der M810) brauchen deutlich länger als Schach-Software. In der Eröffnung ist man hier bei wenigen Millisekunden, im Mittelspiel kann ein einzelner Zug aber je nach Computer und Einstellung teilweise auch mal eine Minute oder länger dauern.

LG

Das wird von unterschiedlichen Dingen abhängen, z.B. davon, wie viele mögliche Züge es gibt und wie komplex die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind. Auch von der Qualität des Computers und dem ihm zugrunde liegenden Programm.