Wie konnte Sparta so tief fallen?

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Als im 19. Jahrhundert im Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich ein Staat Griechenland entstanden ist, war die Stätte des antiken Sparta ein schon seit mehreren Jahrhunderten nur noch sehr geringfügig besiedelter Ort mit Ruinen.

Eine der auf die Peloponnes vordringenden dorischen Zuwanderergruppen hat einen sehr starken Staat errichtet, dann zusätzlich zu Lakonien auch noch Messenien erobert und weitere Staaten auf der Peloponnes dazu gebracht, ihm auf der Grundlage von Verträgen als Verbündete Gefolgschaft zu leisten. Zeitweise kamen sogar noch Staaten aus anderen Regionen zu diesem Peloponnesischen Bund hinzu.

Nach der Eroberung Messeniens wurde unterworfene Einheimische zu Staastsklaven. Diese Heloten (griechisch: εἵλωτες, εἱλῶται; Singular: εἵλως, εἱλώτης) waren an das Land gebundene Unfreie. Das gesellschaftliche System, in dem die Heloten zu einem großen Teil die Arbeit für materielle Existenzsicherung leisteten, ermöglichte die Konzentration der spartanischen Vollbürger auf politische und militärische Tätigkeit. Es entstand eine ziemlich starre Ordnung eines Kriegerstaates.

Der spartanische Staat hatte vom späten 7. Jahrhundert bis zum frühen 4. Jahrhundert v. Chr. die Zeit seiner verhältnismäßig größten Macht. Danach kam ein machtpolitischer Niedergang.

Die Ursachen liegen einerseits in strukturellen Problemen der Gesellschaft, andererseits in starken Staaten als Gegenmacht.

Die Anzahl der männlichen Vollbürgern, der Spartiaten (griechisch: Σπαρτιάται), war als Grundlage sehr klein und mit ihrer Abnahme in Kämpfen erwies es sich als kaum möglich, sich über sehr lange Zeit als Weltmacht durchzusetzen.

Der Staat (die Polis [griechisch: πόλις]) der Lakedaimonier (griechisch: Λακεδαιμόνιοι) hatte zur Zeit seiner größten Ausdehnung (in der er sowohl Lakonien als auch Messenien umfaßte) etwa ein Gebiet von 8400 Quadratkilometern. Die Anzahl der Vollbürger, der Spartiaten (griechisch: Σπαρτιᾶται), betrug wohl auch in der Blütezeit nicht mehr als 8000 – 10000. Die antike Stadt Sparta (griechisch: Σπάρτα) hatte wohl in ihrer Blütezeit nicht mehr als höchstens 20000 – 30000 Einwohner.

Der Niedergang der Macht Spartas ist stark durch die demographische Entwicklung der Spartiaten verursacht. Es gab eine Abnahme ihrer Anzahl. Eine Untersuchung der Ursachen könnte durchgeführt werden, z. B. die Naturkatastrophe des Erdbebens 464 v. Chr., Verluste in militärischen Auseiandersetzungen, wirtschaftliche Gründe, Weltanschaung und Mentalität. Besitzunterschiede innerhalb der der spartiatischen Bevölkerung nahmen zu. Das Boden – und Erbrecht bot freie Verfügung über das Land durch Schenkung oder Vererbung. Vollbürgerschaft war an eine ausreichende wirschaftliche Grundlage geknüpft und dies konnte dazu führen, eine sehr starke Erbteilung zu vermeiden, um den Status nicht zu gefährden. Angeblich haben einmal alle die gleiche Menge Land in Form von Landlosen ([griechisch: κλᾶροι; Singular: κλᾶρος) zugeteilt bekommen. Tatsächlich weisen vereinzelte Informationen für spätere Zeiten auf zunehmende Unterschiede zwischen Reichen und Armen hin. Für die täglichen gemeinsamen Mahlzeiten der Männer, Syssitien ([griechisch: συσσίτια) genannt, wohl aus Zeltgemeinschaften bei Feldzügen entstanden, war ein bestimmter Beitrag zu leisten. Eine sehr starre Haltung war wohl ein Hindernis zur Hineinnahme anderer Bevölkerungsgruppen in den Kreis der Vollbürger.

Die Lakedaimonier und ihre Verbündeten haben am Ende den Peloponnesischen Krieg (431 – 404 v. Chr.) gewonnen, auch mit Hilfe des Perserreiches, das ihnen mit finanzieller Unterstützung den Aufbau einer Seemacht ermöglichte. Die Lakedaimonier zeigt sich aber als wenig fähig, eine annehmbare dauerhafte Friedensordnung zu praktizieren. Sie hatten das Schlagwort einer Freiheit der Griechen genutzt, verwendeten es aber in der Praxis einseitig, betrieben Unterdrückungsmaßnahmen und verhielten sich oft arrogant, raffgierig und brutal. Sie bekämpften das Perserreich, um ihm nicht die Griechen in Kleinasien zu überlassen, aber nicht lange, weil es für sie zu schwierig war, zugleich gegen das Perserreich und gegen griechische Gegner zu kämpfen. Daher leisteten sie Zugeständnisse an das Perserreich, um von ihm Rückendeckung zu haben.

In der Schlacht von Leuktra 371 v. Chr. erlitten die Lakedaimoner eine schwere Niederlage gegen die Thebaner. Dies war das Ende der spartanischen Hegemonie (Vorherrschaft) in Griechenland. Die Lakedaimoner verloren in der Folge Messenien. Mit der Niederlage in der Schlacht von Mantineia 362 v. Chr. gegen die Thebaner und Verbündete scheiterte ein Versuch einer Wiederherstellung der Hegemonie.

Etwas später begann sich eine Unterlegenheit gegenüber Makedonien, einer aufsteigenden Macht in Griechenland, zu zeigen. König Philipp II. von Makedonien nötigte Sparta 338/337 v. Chr., umstrittene Grenzgebiete an Argos, Arkadien Megalopolis und Messene abzutreten.

Ein vom spartanischen Känig Agis III. ab 333 v. Chr. angeführter Aufstand während des Alexanderzuges endete mit einer schweren Niederlage gegen ein vom makedonischen Regenten Antipatros angeführtes Heer in der Schlacht von Megalopolis 330 v. Chr., Agis III. und 5300 Lakedaimonier wurden im Kampf getötet.

Unter König Archidamos IV. gab es 295 – 294 v. Chr. spartanische Niederlagen gegen Demetrios Poliorketes bei Mantineia und in Lakonien.

Im Chremonideischen Krieg (267 – 261 v. Chr.) siegte 265 v. Chr. König Antigonos II. Gonatas von Makedonien in einer Schlacht bei Korinth, wobei der spartanische König Areus I. im Kampf fiel.

Der spartanische König Kleomenes III. erzielte zunächst Erfolge im Kampf gegen den Achaischen Bund, der sich seinen Versuchen einer Machtausdehnung auf der Peloponnes widersetzte. Doch da verbündete sich der Achaische Bund mit König Antigonos III. Doson von Makedonien. In der Schlacht von Sellasia 222 v. Chr. besiegten sie zusammen das Heer des König Kleomenes III. vernichtend, es heißt, von 6000 Lakedaimoniern seien 5800 getötet woirden.

Der Achaische Bund besiegte Sparta 207 v. Chr. und nach wechselnden Auseinandersetzungen wurde Sparta 188 v. Chr. genötigt, sich dem Achaischen Bund anzuschließen, was den Verlust seiner Unabhängigkeit bedeutete.

Später kam Griechenland unter römische Herrschaft und Sparta hatte eine Selbstverwaltung.

Die Westgoten unter Alarich haben 393 n. Chr. Sparta stark zerstört.

zum antiken Sparta:

Karl-Wilhelm Welwei, Sparta : Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht. 2., durchgesehene Auflage. Stuttgart : Klett-Cotta, 2007, S. 293 - 341

Ernst Baltrusch, Sparta : Geschichte, Gesellschaft, Kultur. Originalausgabe. 4., aktualisierte Auflage. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe ; 2083 : C. H. Beck Wissen), S. 102 - 115

Im 13. Jahrhundert ist in der Gegend das befestigte Mystras/Mistras (griechisch: Μυστρᾶς/Μιστρᾶς; auch Μυζηθρᾶς [Myzithras]) gegründet worden, das mehr Schutz bot.

Im Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich ist dieser Ort 1825 weitgehend zerstört worden.

1834 wurde in einer von König Otto I. von Griechenland beschlossenen Neugründung mit Ausweitung zu einer Stadt das moderne Sparta geschaffen.

Hauptstadt von Griechenland ist 1828 Aigina (neugriechisch: Αίγινα, das altgriechische Αἴγινα), Hauptort der gleichnamigen Insel, gewesen, 1828 – 1834 Nafplio (neugriechisch: Ναύπλιο, das altgriechische Ναυπλία), ab 1834 Athen (neugriechisch: Αθήνα; altgriechisch: Ἀθῆναι). Bei den vorläufig gewählten Hauptstadtorten spielte eine Rolle, welche Orte zu der Zeit tatsächlich von der Herrschaft des Osmanischen Reiches befreit waren.

Athen war wirtschaftlich und kulturell bedeutend geblieben, wurde in christlicher Zeit Bischofsitz, ist auch nach Rückschlägen eine wichtige Siedlung mit nicht wenigen Einwohnern geblieben, hatte mit Piräus (altgriechisch: Πειραιεύς; neugriechisch: Πειραιάς) einen wichtigen Hafen bei sich.

Hallo Kultgruende,

der Grund des Abstiegs Spartas als bedeutende Macht liegt genau darin, dass Sparta eben immer mehr Einfluss auf dem Peloponnes erlangen wollte, was die übrigen Städte selbstverständlich störte. Sparta hätte es wenig ausgemacht, wenn einzelne Städte sich ihm entgegen gestellt hätten, aber nun kommt eine enorme Wende in der Geschichte Griechenlands mit ins Spiel, nämlich der Aufstieg Makedonien, quasi der Aufgang der makedonischen Sonne.

Die von Sparta sich bedrängt fühlenden Poleis gründeten zunächst den Achaiischen Bund und gingen offensiv gegen Sparta vor. Jedoch konnte sich der Spartanerkönig Kleomenes III. so gut des Achaiischen Bundes erwehren, dass dessen Mitglieder erneut in Bedrängnis gerieten. Und hier trat nun Makedonien mit in den Konflikt als Partei ein. Die achaiischen Bundesgenossen riefen die Makedonier um Hilfe an.

Der makedonische König Antigonos Doson griff ein und zog mit seinem Heer 224 v. u. Z. auf den Peloponnes. Zwei Jahre lang konnten sich die Spartaner zur Wehr setzen, aber 222 v. u. Z. wurden sie endgültig besiegt.

Und eben diese Niederlage besiegelte den Untergang des einst so ruhmreichen Sparta. Dass auch danach Sparta sich nicht wieder erholte, hat wesentlich mit dem Beginn einer neuen Ordnung zu tun, die von den Makedonen eingerichtet wurde. Für ein eigenständiges Königreich Sparta war in der neuen hellenistischen Welt kein Platz mehr.

Siehe auch:

https://www.wissenschaft.de/zeitpunkte/das-ende-spartas/

Die Welt ändert sich eben. Sank-petersburg ist auch nicht mehr die Russische Hauptstadt, Deutschland ist nicht mehr das Heilige Römische Reicht Deutscher Nation etc....

Vielleicht hatte die Stadt damals einen Vorteilhaften Standort, aber ist dieser Heute nicht mehr praktisch, keine Ahnung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – habe gerne extreme Meinungen

Die hatten eine dumme Landaufteilungspolitik an ihre Nachfahren. Das Land das ein Spartaner für seine Bauern hatte wurde immer kleiner, so sind sie nicht weitgekommen

Rom war eine Weltstadt und ist nach mehreren Eroberungen in der Spätantike/Frühmittelalter zu einer dorfähnlichen Kleinststadt geworden, wo die Leute mit der Landwirtschaft angefangen haben, mitten in der Stadt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Germanistik & Geschichte

Kultgruende 
Beitragsersteller
 23.06.2022, 22:32

Aber wenigstens ist Rom jetzt wieder ruhmreicher. Immerhin ist es Hauptstadt eines nicht unbedeutenden Landes. Sparta dagegen ist heutzutage komplett gestorben.

LetsPlays  23.06.2022, 22:34
@Kultgruende

Ja, liegt aber nur an der Verwendung. Rom wurde zum Zentrum der katholischen Kirche, die ja das ganze Mittelalter bestimmte.

Es gab in der vorchristlichen Zeit viele Reiche, die plötzlich und sehr schnell gefallen sind, bspw. das persische Reich oder auch das Alexanderreich. Die Machtverhältnisse waren ständig am Schwanken.