Wie konnte das passieren dass eine Familie in derartigem Prunk lebt in riesigen Schlössern, haben die das nicht als unfair empfunden?

5 Antworten

Die hatten ebensowenig ein schlechtes Gewissen wie Elon Musk und Konsorten.

Zudem war das eine Ständegesellschaft und der Adel hatte nicht nur viel mehr Reichtum als die Nicht-Adeligen, sondern auch mehr Rechte als normale Bürger.

Die damaligen Adligen waren fest davon überzeugt, daß sie durch "Gottes Gnade" als Adel geboren wurden, deshalb haben sie den Prunk für selbstverständlich gehalten. Kirche und Adel haben damals zusammengehalten wie Pech und Schwefel, auch die Kirchen haben ihre Reichtümer nicht an Arme verschwendet, das tun sie bis heute nicht.

Unser heutiges Sozialsystem wo eigentlich keiner als Bettler auf der Straße leben müßte und auch Arme Rechte haben ist nicht von den Kirchen erfunden worden, sondern gleichfalls Ergebnis der Aufklärung und der Menschenrechte, also gegen Adel und Kirchen erkämpft worden.

Nach heutigen Begriffen sind diese alten Schlösser riesig und überladen, aber damals haben sich oft sehr viele Menschen darin aufgehalten, wenn die Fürsten "Hof hielten", Arbeitskräfte aller Art, Bittsteller, Gesandte anderer Fürsten und deren Gefolge, da wurden selbst diese riesigen Räume oft ziemlich eng. Und es gehörte damals zum guten Ton daß man als Reicher oder Fürst zeigte was man hatte, Kunstwerke, schöne Bauwerke, Teppiche und vieles mehr.

Eines hatten diese Riesenbauten witzigerweise nicht: Toiletten. Selbst im berühmten Schloß Versailles gab es keine. In älteren Burgen gab es immerhin Abtritte, das waren Erker an den Außenwänden, wo man ziemlich luftig saß und von wo die "Geschäfte" nach unten auf einen Misthaufen fielen. Wenn aber in den noblen und erkerfreien Schlössern jemand "mußte", dafür gab es spezielle Diener, die verschließbare Eimer und einen langen Umhang mitführten, wo man dann unterm Umhang verborgen und doch in aller Öffentlichkeit inmitten anderer Leute sein "Geschäft" machen konnte. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, nicht?

Die Adligen die es heute noch gibt, sind heilfroh wenn ihre Schlösser Museen sind, also in Staatseigentum überführt, das heißt dann nämlich daß sich der Staat auch um die Kosten kümmern muß, weil so ein Riesenkasten am laufenden Band Renovierungen braucht, wenn man am einen Ende fertig ist fängt man am anderen neu an, und außerdem meistens mies zu heizen ist, Wohnqualität gleich Null, die Dinger sind reine Geldfresser.

Ein kleines modernes Einfamilienhaus mit Zentralheizung und modernem Badezimmer ist auch Leuten mit Von und Zu im Namen weitaus lieber als so ein großer zugiger Kasten.

Selbst erarbeiteter Reichtum ist nicht verwerflich. Verwerflich ist nur, sich von reichen Eltern alles hinten reinschieben zu lassen, als Erbe oder Geschenk. Die Österreicher können ihre Schenkungs- und Erbschaftssteuer überprüfen.

Übrigens, die letzten beiden der Zehn Gebote lauten:

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist.

Okay grundsätzlich die Frage: Wie hat das funktioniert? Das waren keine Demokratien. Das waren Monarchien.

Der Monarch wurde von Gott auserwählt.

Unsere Volksvertreter sind dem Volk verpflichtet, ein Monarch ist nur Gott verpflichtet. Fairness gab es nicht. Dieses Konzept war nicht erfunden. Auch nicht den "Durchschnittsbürger". Man war nicht Bürger eines Staates. Man war Untertan eines Königs.

Ideen wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit kamen mit dem Humanismus und den freiheitlichen Revolutionen, vor allem der französischen Revolution.

Die alten Griechen und Römer hatten Ideen von Gleichheit, und bürgerlichen Rechten. Nur stand dem griechischen oder römischen Vollbürger ein Heer von Sklaven gegenüber. Gleichheit und Freiheit galt nur für Bürger der Polis oder des Reiches.

Am Ende läuft es darauf hinaus, dass die Werte mit denen du das misst, eine relativ neue Erfindung sind. Wenn der Bauer, der im Schatten des Schlosses schuftete, sich fragte warum der König das verdient hatte, und er nicht, so war die Antwort einfach: Gott hat es so festgelegt. Jeder hat seine Position im Plan Gottes. Wer bist du, kleiner Bauer, deine Position im Plan Gottes anzuzweifeln?

Es gab praktisch keine gesellschaftliche Mobilität.

Und wenn tatsächlich die Bauern auf die Idee kamen dieses System anzuzweifeln, so war die reiche Herrscherelite (der Adel) darauf vorbereitet. Dieser Adel hatte zwei Aufgaben: Ihr Land zu verwalten und den Krieg zu üben. Eine handvoll Ritter konnten ein zahlenmäßig weit überlegenes Bauernheer ohne Verluste niedermachen (mit einigen berühmten Ausnahmen).

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Die Welt von heute, haben wir all jenen zu verdanken die diese Welt mit Meeren an Blut erkämpft haben. Selten, sehr selten, hat sich dieser Prozess irgendwo gewaltfrei abgespielt und so manches Mal hat die Revolution selbst über die Stränge geschlagen.

Man musste den Königen und dem Adel ihren Reichtum aus den Klauen reißen, sie haben es nicht freiwillig rausgerückt.

Das ist nur eine sehr kurze und stark vereinfachte Zusammenfassung. Über das Thema wurden ganze Bibliotheken vollgeschrieben.

 - (Politik, Geschichte, Österreich)

Granada3 
Beitragsersteller
 11.03.2025, 12:21

Sehr interessant. Alles auch schon im Geschichtaunterricht gehabt, aber hab mir das nie bewusst vor Augen geführt, was das in Wirklichkeit bedeutet, wie es das Denken und Glaubenssätze der Menschen im Vergleichbzu heute verändert.

Andererseits haben wir ja heute auch noch möglicherweise eine Art Elite die über uns herrscht ohne dass wir das mitbekommen. Ist halt die Frage ob man daran glaubt, dass eh alles in unserer Welt einfach durch Politik, Regierende und Wirtschaft erklärbar ist ind das die Elemente sidmt denen man sich das Weltgeschegehn erklärt oder ob letzteres eher ein Schauspiel ist und es so ne Art tiefer Staat gibt oder Eliten, die es einfach geschafft haben unsere heutige Welt so aussehen zu lassen als sei alles demokratisch, voller Menschenrechte etc.?

Fall Marc Dutroux. 27 verschwundene Zeugen. Kann man sowas erklären ohne eine Art tiefer Staat?

Wie konnte man diese moralische Verwerflichkeit einfach nicht hinterfragen?

Die einfachen Menschen waren ungebildet und die Adligen eher gebildet, weil sie sich Lehrer leisten konnten. Sie waren gut gekleidet und immer gewaschen, was beim normalen Volk nicht unbedingt der Fall war.

Wenn die Adligen das sahen, war ihnen sofort klar, dass sie was Besseres sein mussten.