Wie kann ich mein Kind unterstützen auf dem Weg MtF?
Hallo-
mein Kind hat nach zweijähriger Leidenszeit, wo ihr noch nicht bewusst war, dass sie trans ist, sich endlich mir anvertraut.
Da wir leider keine große Familie haben und sie nur mich hat, fiel es ihr um so schwerer, sich mir gegenüber zu outen.
Und das schmerzt mich als Mutti, dass ihre Verlustängste so immens waren, dass sie lieber alles mit sich ausgemacht hat. Ich hätte ihr da sooo unendlich gern den Rücken gestärkt und wäre so gern für sie da gewesen auf dem Weg zu sich selbst. Ich bin so wahnsinnig stolz auf meine Tochter und ihren Mut- und für mich macht es keinen Unterschied ob ich eine Tochter oder einen Sohn habe. Sie ist das Beste was mir je passiert ist. Ich würde mich gerne mit jemandem austauschen, der diesen schwierigen Weg von MtF geht und mir als Mutter vielleicht Ratschläge geben kann, wie ich ihr den Rücken stärken kann. Denn das einige Problem, was ich sehe ist, dass es einfach zu viele auf diesem Gebiet ungebildete Menschen gibt, die so intolerant und verletzend sind, dass ich mein Kind gerne davor beschützen möchte oder sie zumindest so stärken kann, dass sie solche Menschen besser ignorieren kann.
Ich danke euch schonmal im Vorraus für eure Antworten
2 Antworten
Hallo Senta,
m.E. ist es am wichtigsten, dass deine Tochter immer eine Vertrauensperson in dir hat, dass du sie niemals fallen lässt, nur weil sie trans ist und sich in eurem Umfeld vielleicht Gegenwind zusammenbraut. Leider hat sich nach meinem Empfinden die Situation für Trans*personen gerade im letzten Jahr massiv verschlechtert. Die Hetze und Polemik rund um das geplante Selbstbestimmungsgesetz haben aus zuvor gemäßigten und gleichgültigen Leuten inzwischen verbitterte Hater gemacht, die aus Angst, irgendwelche imaginären Privilegien zu verlieren, gegen alles hetzen, was ihrer Meinung nach nicht "normal" ist. Es gibt darunter auch Lehrer_innen und Erzieher_innen. Deshalb werdet ihr nicht überall auf Unterstützung und die Bereitschaft treffen, das Thema mit dem nötigen Feingefühl und Respekt zu behandeln. Euer gesamtes Leben wird sich künftig leider danach ausrichten, unentwegt zu checken, ob die oder der oder jene oder solche ev. gerne ein "Problem" mit der Transidentität haben möchten. Das frühzeitig zu erkennen und dadurch negative Situationen zu vermeiden, ist eine Überlebensstrategie, mit der ich mich seitdem herumplagen darf. Es wird leider immer irgendwen geben, die / der sich provoziert fühlt und sich ausgrenzend oder ablehnend verhält. Das ist besonders bei der Auswahl von Vertrauenspersonen in Schule, Hort, bei Ärzt_innen, bei der späteren Berufswahl sehr wichtig (du schreibst nicht, wie alt deine Tochter ist). Die Abhängigkeit, von anderen geduldet zu werden, war zumindest für mich ein Novum in meinem "Leben", das so früher nicht existierte.
Gerade wenn deine Tochter noch in der Pubertät sein sollte, ist die Gefahr von externer Beeinflussung sehr groß. Sie muss aus sich selbst heraus wissen, wer und was sie ist. Lass sie ihre Bedürfnisse selbst herausfinden und minimiere Beeinflussungen von außen. Eine Freundin, die ihr vielleicht einredet, trans zu sein, wäre z.B. so ein kritischer Faktor. Es ist tatsächlich bei etlichen Kindern eine Phase, die auch wieder vorübergeht. Je nachdem wie jung deine Tochter ist und wie stark ihr Drang nach Veränderung ist, ob eine Dysphorie besteht und wie schwer diese sich äußert, kann eine zu diagnostizierende "Transsexualität" vorliegen oder auch nicht.
Ich denke, du machst es genau richtig, wenn du sie unterstützt, ohne sie dabei in eine Richtung zu drängen und dabei den Einfluss ihres Umfelds dennoch kritisch hinterfragst.
Hallo Senta,
danke für die "Aufklärung". Das mit dem Alter und der Situation deiner Tochter ist sehr wichtig, um bei einer Antwort wenigstens nicht ganz im Dunkel zu tappen. Befindet sie sich denn noch in einer Ausbildung / einem Studium oder hat sie eine regelmäßige Arbeit? Das spielt insbesonder beim Coming Out eine Rolle, denn ich habe leider die Erfahrung machen müssen, dass es schlauer sein kann, diesen Schritt in einem neuen Umfeld zu machen, weil das alte damit nicht "klarkommen" will und niemals Ruhe und Respekt einkehren. Da könntet ihr gemeinsam überlegen, wie ihr das am besten angeht. Möchte sie denn auch die Personenstands- und Vornamensänderung angehen, eine Hormontherapie beginnen? Auch diese Schritte wollen gut überlegt sein. Hass und Anfeindungen werden euch wohl leider ab sofort begleiten, sobald die Transidentität sichtbar wird. Deine Unterstützung und dein Rückhalt sind dann unverzichtbare Basis, um den Weg zu gehen und auch durchzuhalten. Was aus einem transidenten Menschen wird, der keine Unterstützung hat und vollkommen auf sich allein gestellt ist, siehst du an meinen rabenschwarzen Posts. Lass dich davon nicht entmutigen. Der Zug ist für mich abgefahren - aber nicht für deine Tochter. Sie hat dich, ist noch jung und kann es schaffen. Wenn du die Details nicht alle öffentlich posten willst, können wir bei Bedarf auch per PN schreiben. Wie wichtig dir die Sache ist, sehe ich daran, dass du hier nur eine einzige Frage hast und wohl auch deswegen hier eingestiegen bist. Man mag über GF denken, was man will, aber es ist m.E. geeigneter als ein spezielles Trans*Forum, wo sich Fetischisten die Köpfe einschlagen, wer denn nun "mehr Frau als wie du" sei und wo teils sehr dogmatische und verletzende Auffassungen vertreten werden. Ich kenne jedenfalls keines, was ich dir empfehlen könnte.
Ja das wäre mir sehr recht, wenn wir weiter privat schreiben.
ich bin zwar nicht ganz doof, aber das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich solch eine Form der Kommunikation suche. Und deshalb weiß ich nicht wie das geht. Entschuldige bitte, ich könnte sicherlich mich belesen, dauert mir jetzt gerade doch zu lang.
danke
Ich beantworte einfach deine F:Anfrage und du schreibst übers Postfach. Das funktioniert problemlos.
Erstmal möchte ich Ihnen danken, dass Sie das Outing Ihrer Tochter so gut aufgenommen haben. Das ist für ein Kind kein leichter Schritt und Sie unterstützen Ihr Kind damit.
Ich persönlich bin zwar nicht trans, aber kann Ihnen empfehlen, sich im Internet über das Thema zu informieren. Es gibt spezielle Internetseiten für dieses Thema, mit vielen Betroffenen und auch Fragen werden beantwortet. Trauen Sie sich auch, Ihre Tochter auf das Thema anzusprechen und mit ihr zu reden. Auch ein Gespräch mit dem Haus- oder Kinderarzt ist empfehlenswert.
Alles Gute!
Danke für die Antwort. Ich bin da unbeholfen wahrscheinlich… könnten Sie mir vielleicht ein paar gute Seiten empfehlen… das wäre nett. Danke sehr
Zum Beispiel bei der Apotheken Umschau, um sich erstmal einzulesen.
Hallo-
ganz ganz vielen lieben Dank für deine offenen Worte. Ich glaube mein Nutzername verwirrt ein wenig. 23 steht für 2023 .
Also meine Tochter ist 23 Jahre jung. Ich mach mir halt Vorwürfe, dass durch unsere erschwerte familiäre Situation (sie hat nur mich, ihr Vater und dessen Familie haben sich ab dem vierten Lebensjahr nicht mehr für sie interessiert) und eine ärztliche Diagnose , mein Kind hat auch ADHS, es länger gedauert hat, um wirklich rauszufinden, „was mit ihr los ist.“
Erst spät bemerkte sie, dass sie sich in ihrem Körper nicht wohl fühlt. Und ich kenne dieses Gefühl Druck und Angst zu verspüren. Deshalb schmerzt es mich um so mehr, dass der Mensch, den ich am meisten liebe, das durchleben musste.
Ich freu mich für sie, für sich selbst zu wissen, warum sie mit sich nicht im Reinen war. Und ich bin unsagbar stolz, dass sie das erkannt hat. Ich persönlich hab mich mit dem Thema auch beschäftigt und finde das z.B. bei „Maithink x wieviele Geschlechter gibt es“ total gut erklärt wird. Nur sind die wenigsten Menschen bereit, sich erst Wissen anzueignen bevor sie dumm und unüberlegt handeln.
Nur ich frage mich, was kann man bzw. ich dafür tun, um sie gegen äußere Anfeindungen zu stärken. Denn sie ist eine echt zarte Seele.
Danke für deine Offenheit und für die Tipps.