Wie kann ich in dieser Situation versuchen das Leben zu genießen?

2 Antworten

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Neben der finanziellen Verpflichtung hast du auch offensichtlich ein Pflichtgefühl der Gesellschaft gegenüber - Zumindest in deinem persönlichen Umfeld.

Da wäre nicht nur deine Tochter, die du zwar liebst, aber eben auch das was "negativ" mit ihr verbunden wird, wie Trennung, Unterhalt, Exfrau nicht trennen kannst.

Zudem:

Ich habe Angst mal krank zu sein, weil mein Vater mich dann für einen Schwächling hält und meine aktuelle Partnerin schon mal Panikattacken hatte, wenn ich gerade an unseren freien Tagen mal krank war.

Das Gefühl zu funktionieren weil es erwartet wird, kann so übermächtig werden, dass es mitunter auch droht einen zu erschlagen.

Dein Alltag ist geprägt von roboterhaften Ausführungen die schon lange keine Freude machen.

Die Ansprüche die man an dich stellt, bzw. von denen du glaubst, sie würden an dich gestellt, ziehen dich emotional runter und es stellt sich die Frage: WO BLEIBE ICH?

Dir hier mit Sarkasmus zu begegnen ist genau falsch! Denn damit hilft man auch Niemandem. Jemand der vor einem Burnout steht, anfängt sein Leben als sinnlos zu betrachten oder nur noch das Gefühl hat für Andere zu leben, dem ist damit nicht geholfen.

Helfen könnte dir aber womöglich ein Therapeut. Und ein Umfeld, welches dir auch in Phasen deines Lebens beisteht wo du dich selbst schlecht fühlst ohne dir mit Vorwürfen zu kommen.

Auch deine Routine selbst zu unterbrechen wäre eine Möglichkeit.

Keine Lust auf Abwasch? Dann lasse es stehen!

Suche dir Dinge in deinem Leben die dir Spaß machen! Schaffe dir dafür Zeiten und denke nicht darüber nicht was Andere womöglich von dir erwarten.

Du gibst dir Mühe mit deinem Kind und das zählt doch! Du entziehst dich nicht deinen Verpflichtungen und das zählt doch! Bist du krank, dann bist du eben krank. Was geht es deinen Vater an? Wenn er zu der Sorte "ich nörgle an allem rum was mein Kind macht" gehört, dann geh auf Distanz! Man muss sich nicht mit Menschen umgeben die einen runterziehen!

Was nützt es, wenn du in eine depressive Phase gerätst und dann Depressionen dein Leben begleiten?

Es bringt dir auch nichts dir einzureden du wärst ein schlechter Vater, nur weil du nicht der "Bilderbuchvater" bist den Andere meinen erwarten zu können. Es wird immer Menschen geben die deine Denkweise nicht verstehen können und wollen oder die, die dich verurteilen. Muss dich nicht interessieren!

Was wichtig ist, dass DU aus deinem "Loch" herauskommst und wieder ein positives Lebensgefühl entwickeln kannst.


Inkognito-Nutzer   05.07.2025, 21:58

Danke dir für deine ausführliche Antwort, das weiß ich sehr zu schätzen! In Therapie war ich tatsächlich schon einmal, das ging zwei Jahre. Sie hat mir geholfen, ganz alte Wunden zu schließen, aber nicht die neueren. Ich habe zwar das Gefühl, etwas besser mit meinen Problemen zurecht zu kommen, es ist jedoch wie du treffend beschreibst eine Überforderung und i Zusammenhang mit den robotischen Tätigkeiten manchmal sinnlos, zumindest vom Gefühl her.

Es macht mir Sorge, wenn ich trotz Therapie, die nicht all zu lang her ist (vor einem Jahr etwa war die letzte Sitzung) mich immer wieder depressiv fühle. Und da ist es eben schwierig, aus diesem Loch zu kommen. Ein stärkeres Umfeld habe ich an sich schon, ich habe 4 beste Freunde, alles Freunde die ich seit mindestens 15 Jahre kenne und die nachts um 2 für mich alles machen würden sowie ich für sie das gleiche tun würde. Meine Partnerin macht mir keine Vorwürfe, aber ich merke einfach, dass es ihr nicht so gut geht, wenn es mir nicht gut geht. Und mein Vater ist schon eher vorwurfsvoll, aber Kontakt habe ich mit ihm ja auch "nur" ein Mal die Woche, aber ja, das zerrt auch an mir. Ich will aber deswegen nicht den Kontakt zu ihm abbrechen, schließlich hat er sich um uns gekümmert und groß gezogen, wenn auch eher materiell gesehen (also Essen, Obhut, Bildung, Geld) als mit Liebe.

Kessie1  05.07.2025, 23:13
@Inkognito-Beitragsersteller

Auch wenn du denkst, dass die Therapie noch nicht lange her ist, so kann ein Jahr natürlich dennoch lang sein und wenn man wiederholt depressive Phasen hat, dann solltest du dir Gedanken machen wieder therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auch Medikamente könnten, entsprechend der Diagnose ja Abhilfe schaffen. Was natürlich mit dem behandelnden Arzt abzuklären wäre.

Es ist ja auch keine Schande sich einfach down zu fühlen oder wie bei dir eben, das Gefühl der Leere zu haben, obwohl man bereits eine Therapie gemacht hat. Gerade solche Gefühle haben ja leider keinen An- und Ausschalter und bevor sich das Ganze verschlimmert sollte man aktiv werden.

Mit deinem Vater geht es auch nicht darum den Kontakt gänzlich abzubrechen. Aber wenn er dir nicht gut tut, dann eben eine Pause einlegen und die Regelmäßigkeit unterbrechen wo man sich sieht und ihm auch klar signalisieren, dass er sich seine Vorwürfe sparen darf. Klar, einfacher gesagt als getan. Aber eine gestärkte Persönlichkeit wäre natürlich ein wünschenswertes Ziel. Denn nichts ist schlimmer als angegriffen zu werden, wenn es einem eh schon nicht gut geht. Da reicht dann schon ein Satz um sich schlecht zu fühlen.

Du musst entscheiden ob du dich stabil genug fühlst um ihn zu treffen. Und sollte das mal nicht der Fall sein, dann verschiebt man das Treffen. Dieser Zwang etwas zu tun ist meines Erachtens eben auch nicht gut.

Denn wenn man schon mit Bauchgrummeln hin geht und denkt, er könnte wieder was Unüberlegtes oder Unfreundliches sagen, trägt ja auch nicht dazu bei ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen.

Gute Freunde zu haben ist wichtig. Aber daneben wäre es auch wichtig den Kopf so richtig frei zu kriegen. Mir hilft da immer Gartenarbeit und mein Hund.

Vielleicht eine sportliche Betätigung bei der du dich richtig auspowern kannst.

Und ein Hobby anfangen was du schon immer machen wolltest. Etwas was du für dich machst oder eben auch etwas mit deiner Partnerin, wo man sich nur auf sich konzentriert und was einem wirklich ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.

Das Gefühl der Sinnlosigkeit gilt es ja zu bekämpfen, damit man nicht mehr das Gefühl hat nur zu funktionieren und nicht mehr zu leben.

Auch da solltest du mit deinem Therapeuten drüber reden was dir gut tun könnte oder wo er meint, dass es dich überfordert. Denn die Ziele die man sich steckt um eine Veränderung herbei zu führen sollten ja nicht unerreichbar sein und kleine Schritte sind meist besser als große Schritte, weil es da schneller zu Rückschlägen kommen kann.

Und vor allem lerne dich anzunehmen wie du bist! Niemand von uns ist perfekt und wird es auch durch die beste Therapie nicht.

Inkognito-Nutzer   06.07.2025, 13:57
@Kessie1

Vielen lieben Dank, es sind sehr nützliche Tipps dabei.

Vielleicht fällt es dir leichter, deine Tochter nicht so häufig und dafür länger zu sehen? Dann wäre das nicht mehr so stark Alltagstrott sondern eher etwas besonderes und so könntest zwischendurch auch eher mal reisen. Ansonsten könntest du mit dem Essen etwas Richtung mittags in der Mensa oder so essen und abends vespern oder Lieferdienst/ vom Restaurant was übrig gebliebenes hoffen.

Reisen geht auch zumindest ein bisschen mit wenig Geld (z.B. mit deutschlandticket irgendwo hin fahren und campen) - dazu kannst du evtl auch deine Tochter mitnehmen und ihr könnt eine gemeinsame Aktivität haben, die ihr beide gerne macht