Wo ist der Sinn von diesem Frieden Manifest von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer?
Man will Frieden und den Frieden erreicht man durch Verhandlungen.
Eine Aussage, die für sich genommen ja das beinhaltet, was sich die Mehrheit der Menschen wünschen und wo die Menschen sich vorstellen, es könnte der Frieden eben auch so am Besten erreicht werden. Nämlich mit Verhandlungen.
Und dann kommt das große ABER der Damen bzw. wo dieses Manifest in russische Propaganda, Wahlwerbung, Selbstinszenierung, Täter-Opfer-Umkehr und Generalanklage gegen die deutsche Politik abdriftet und sich selbst ad absurdum führt.
Denn eigentlich sollte es doch um die Ukraine gehen. Um den Angriffskrieg Russlands und die Botschaft, dass dieser Angriffskrieg umgehend beendet werden muss.
Liest man dieses Manifest wirklich Wort für Wort und beurteilt dabei Satz für Satz dürfte eigentlich klar werden, dass es den Beiden nicht um die Ukraine geht.
Anfangs wird die Ukraine noch erwähnt. Auf den brutalen Angriffskrieg hingewiesen, auf die Toten und das Leid. Und das man sich solidarisch zeigt mit der Ukraine. Im nächsten Moment wird dann dann die Außenministerin attackiert und im nächsten Satz Selenskyj.
Hier wird dann die Wählerschaft bedient, die sich aufregen über seine Forderungen. Ja, wie kann dieser Präsident denn auch nur fordern, dass man ihm hilft sein Land zu verteidigen? So, als wäre es eine Unverschämtheit, dass man sich gegen den Aggressor wehren will.
Weiter geht es mit dem beinahe täglichen Drohgebärden des russischen Regimes. Angst schüren, ganz im Sinne des Kremls. Putin wird provoziert. Putin könnte zum Atomschlag ausholen. Dabei immer im Hinterkopf behaltend, dass es doch Selenskyj und der Westen sind, die schuld daran tragen, dass Herr Putin sich genötigt sieht, einen Weltkrieg starten zu müssen um sich zu wehren, gegen diese unerträgliche Wehrhaftigkeit der Ukraine, die vom Westen auch noch unterstützt wird.
Und als wenn dies nicht schon genug der Anklage wäre, wird nochmal deutlich gemacht, dass die Ukraine doch eh keine Chance hat. Also was kämpfen die denn da rum, wenn es eh aussichtslos ist? Sollen sie doch bitte aufgeben und Putins Forderungen erfüllen! Schluss mit der Frechheit sich zu wehren und Schluss vor allem mit den Waffenlieferungen, die es den Ukrainern ermöglichen sich zu wehren.
Dann wird wieder ein Schritt zurück gegangen. Nein, wir wollen doch nicht, dass die Ukraine aufgibt. Und Verhandlungen sind doch keine Kapitulation. Und da fragt man sich, ob die Beiden irgendwie die letzten Monate im Winterschlaf mit Putins Bären verbracht haben. Ausgeblendet wird völlig, dass es überhaupt keine Verhandlungsbasis gibt. Aber egal... der geneigte Leser und hoffentlich auch Unterzeichner des Manifestes, wird darüber wohl nicht stolpern.
Herzerweichend kommt auch die Ansage, dass man doch nur an die vielen Toten denkt um dann umzuschwenken darauf, dass es doch nun mal Zeit wäre ihnen zuzuhören.
Nicht den Ukrainern, nein denen die Frieden wollen. Denn die Ukrainer wollen ja ganz offensichtlich keinen Frieden. Denn warum sonst sollten sie sich auch wehren?
Und irgendwie erscheint dieses "Es ist Zeit, uns zuzuhören!" auch mehr bezogen auf die Beiden. Hallo, wir reden jetzt und nun hört doch mal endlich, dass wir doch die sind, denen einfiel, dass man sich Frieden wünscht...
Und der Aufruf man möge an das deutsche Volk denken, trifft dann auch den letzten Zweifel seine Unterschrift zu setzen. Genau: Selenskyj, denk doch gefälligst an uns und nicht an dein Land oder gar an dein Volk. Nerv nicht rum mit deinen Forderungen und dem Wunsch dein Volk in einem souveränen Land leben lassen zu wollen, frei von den Unterdrückungen aus dem Kreml.
Und weil Frieden und Verhandlungen so simpel zu erreichen sind, wird der Bundeskanzler dann gleich mal aufgefordert keine Waffen zu schicken. Keine Waffen bedeutet halt keine Chance für die Ukraine und am Ende dann eben auch keine Ukraine mehr. Aber wen interessiert denn jetzt eigentlich noch die Ukraine, wenn die Schlachtrufe längst gefunden sind? Friede und Verhandlungen. Das Leben kann doch so einfach sein...
Dieses ganze Manifest trieft nur so von Plattitüden und bedient genau die Wünsche Putins.
Dem Bürger wird vorgegaukelt, dass es doch einfach ist mit Putin in Verhandlungen zu treten. Es wird ihm suggeriert, dass Selenskyj doch schuld daran ist, dass Ukrainer sterben. Deutsche (Hass-) Politiker kriegen auch gleich eins rüber gebügelt und es steht die simple Annahme, dass ein sofortiger Stopp von Waffenlieferungen der Ukraine auf dem Weg in Verhandlungen als Grundlage für den Frieden irgendwie hilfreich sei.
Da braucht es eigentlich nur die zwei Schlagworte "Verhandlungen" und "Frieden" um sich feiern zu lassen und so zu tun, als wären sie die Ersten die Frieden wollen würden. Natürlich ganz im Gegensatz zu Selenskyj und den bösen Ländern im Westen die Waffen liefern.
Tenor: wir sind die Guten
Im Grunde genommen hätte auch Putin dieses Manifest schreiben können.
Es verwundert kaum, dass dieses Manifest von vielen Seiten Kontra bekommt. Was ihre Fans natürlich so gar nicht verstehen. Denn der neue Friedensengel am Horizont bedient mindestens einen Punkt, mit dem man sich identifizieren kann und der Wunsch nach Frieden wird natürlich auch nur von ihnen geteilt.
Rhetorisch haben die Beiden das Manifest geschickt aufgebaut für Menschen, die nicht näher hinsehen wollen. Nur ein Manifest für Frieden, also wirklichen Frieden von dem auch die betroffene Ukraine profitiert, ist das Ganze nun wahrlich nicht. Aber das war ja auch eigentlich nicht das Hauptthema in dem Manifest. So völlig ohne Lösungsansätze dahin geworfen und mit einer Daseinsberechtigung versehen, weil man anfangs ja Russland auf Schärfste verurteilt hat um dann völlig abzuschweifen und den eigentlich notwendigen Adressaten, nämlich Putin, aus den Augen zu verlieren.
Verwundert es da, wenn der Kreml dieses Manifest feiert? Warum mag das nur so sein...?