Wie kann ich eine Geschichte ausschmücken?
Ich schreibe gerne Geschichten und möchte jetzt auch gerne etwas mit Kurzgeschichten und Lyrik an sich anfangen. Ich bringe dabei schon gerne Metaphern mit rein. Aber es fehlt einfach etwas um die Geschichten richtig auszuschmücken. Sie sollen zum Nachdenken und Interpretieren anregen.
Habt ihr da Tipps?
2 Antworten
Ich mach das eher andersrum:
Du musst erst einen Kern haben, wissen, was Du willst. Schreib es nieder, egal ob geordnet im Fließtext oder als Stichpunkte....und dann
STREICHE das ÜBERFLÜSSIGE !!!
Streiche so gut es geht deine Geschichte zusammen. Sie muss megakurz sein. Es muss gerade noch Sätze ergeben. Nur so verhinderst Du sinnloses Herumgeschwafel. Es gibt nichts Schlimmeres, als Geschichten oder Anekdoten, die nicht auf den Punkt kommen.
Der Leser soll die Essenz sehen; praktisch ein Konzentrat deiner Gedanken. Nur dann ist deine Geschichte gehaltvoll und nicht belanglos.
Eine Geschichte ist nicht dann perfekt, wenn es nichts mehr hinzuzusetzen gibt, sondern dann, wenn es nichts mehr wegzulassen gibt.
Das gilt gerade für Lyrik und Kurzgeschichten. Es gibt ein gutes Beispiel: das Gedicht "Der Römische Brunnen" von Conrad Ferdinand Meyer. Das ist in sieben Fassungen erhalten, und die letzte (und beste) ist die kürzeste. Hier ein paar von der Versionen mit Entstehungsjahr.
http://www.pinselpark.de/literatur/m/meyer/poem/aufsteigt.html
Das Wichtigste ist Präzision!
Auch, um ein Bild im Kopf des Lesers zu schaffen. Nicht "ein Hund", sondern "ein Rottweiler" oder "ein Dackel". Nicht "eine Blume" sondern "ein Gänseblümchen" oder "eine Orchidee". Nicht "er ging die Straße entlang", sondern "er hetzte/schlich/ trotete/schlenderte/hüpfte/rannte/flog geradezu die Straße entlang". Dazu solltest du versuchen, deinen aktiven Wortschatz zu erweitern. Dazu gibt es auch im Internet sogenannte Thesauren, die dir sinnverwandte Wörter auflisten. Nutze sie ausgiebig.
https://wortschatz.uni-leipzig.de/de
https://www.duden.de/suchen/dudenonline/sinn%20und%20sachverwandten%20W%C3%B6rter
Aber Achtung! Nicht einfach "irgendein" Wort aus der Liste auswählen und benutzen.
Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain)
Auch in der Lyrik ist das präzise Bild wichtig. Methaphern sind riskant, weil sie (1) oft abgelutscht sind (Sprachklischee) und (2) einen ganz eigenen Assiziationsbereich aufmachen, der den Leser gegebenenfalls völlig vom Ursprung wegführen kann. Im schlimmsten Fall können sie unfreiwillig komisch geraten.
Ein Beispiel: In einem alten afghanischen Märchen kam ein Prinz mit Zähnen "wie Granatäpfelkerne" vor. Das sollte die Ebenmäßigkeit und das Glänzen der Zähne betonen. Für mich, die ich mit der roten Karies-Tabletten-Reklame aufgewachsen bin, ergaben sich eher abstoßende Assotiationen.
Das hat mir sehr geholfen, danke, ich werde mir die Seiten mal ansehen und deine Tipps zu Herzen nehmen. 👍☺️