Wie kann es sein, dass das angeblich so wohlhabende Deutschland Schlusslicht in der EU bezüglich des Wohneigentums ist?
Nur 47,6 % aller Deutschen verfügen über Wohneigentum. Auch in dieser Beziehung ist Deutschland also Schlusslicht unter den Mitgliedsstaaten der EU.
Das hat nun allerdings nichts mit der gegenwärtig stark rückläufigen wirtschaftlichen Rezession in unserem Land zu tun, sondern ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Fehlentwicklung.
Was ist da schiefgelaufen?
8 Antworten
Deutschland hat ein Mietrecht, was Mieter extrem gut schützt. Niemand, der in Deutschland zur Miete wohnt, muss sich Sorgen darüber machen, ob er nächste Woche obdachlos ist, sofern man sich einigermaßen benimmt und pünktlich die Miete zahlt. Selbst bei einer der wenigen Kündigungsmöglichkeiten, die das Mietrecht vorsieht - der Eigenbedarf -, gelten monatelange Fristen, in denen man sich in Ruhe eine neue Bleibe suchen kann.
Ebenfalls ist der Standard in Mietwohnungen hier keinesfalls irgendwie geringer als der in Wohneigentum. Und dieser Standard bewegt sich auch auf einem extrem hohen Niveau im globalen Vergleich. So manche Gartenlaube in der Schrebergartenkolonnie hat hier einen höheren technischen Standard als so manche Wohnimmobilie in Rumänien, was diese Statistik anführt - und diese Gartenlauben dürfen nicht als dauerhafter Wohnsitz genutzt werden, weil sie die Vorgaben dafür, was als Wohnraum in Deutschland gilt, nicht erfüllen...
Genau das ist allerdings auch ein Faktor, der dem Immobilienerwerb für viele Menschen im Wege steht - der hohe Standard, die hohen Auflagen bei Bau und Sanierung, die durchaus auch dazu beitragen, dass Immobilien in Deutschland nicht gerade kostengünstig sind. Diese Auflagen haben durchaus sinnvolle Hintergründe, geht dabei um Sicherheit, Gesundheit, Umwelt. Und sie sind auch nicht der einzige Grund für die exorbitant hohen Immobilienpreise. Aber sie wirken sich auf eben diese eben auch aus und sorgen somit dafür, dass es nicht allen Menschen möglich ist, eine solche Immobilie zu kaufen.
Ob man das nun als "schiefgelaufen" bezeichnen sollte oder muss? Tja, gute Frage. Ich persönlich empfinde es als weniger dramatisch, in Deutschland zur Miete zu leben, als in Rumänien unter den dortigen Verhältnissen eine dort übliche, eigene Immobilie zu besitzen. Aber klar, es ist durchaus auch in Deutschland nötig, mal über die Kosten des Wohnens nachzudenken und dabei zu überlegen, wer davon aktuell extrem profitiert, wer darunter extrem leidet und ob das alles noch dem entspricht, wie es wünschenswert für die Menschen hierzulande wäre.
Die deutschen Behörden sind wesentlich schneller und effizienter bei der Umsetzung von mmer schärferen Bauvorschriften.
Da baut und erweitert man in anderen europäischen Ländern halt schneller und preiswerter.
Aufgrund des 2. WKs. Dazu ist wohneigentum kein Indikator für Wohlstand. Dir kann auch eine Lehmhütte gehören
Bei Reisen durch Rumänien habe ich keine Lehmhütten entdeckt.
Weil Deutschland ein sehr dicht besiedeltes Land ist, sind Grundstücke in guten Lagen auch extrem teuer. Dann kommt dazu, dass das Haus ja auch noch gebaut werden muss, was hier auch nicht eben billig ist.
Wer auf dem 'platten Land' ein Haus bauen möchte, kommt da wesentlich günstiger weg, muss dann aber andere Nachteile, wie z.B. lange Fahrtstrecken zum nächsten Supermarkt oder Arbeitsplatz in Kauf nehmen.
Schiefgelaufen ist hier die Forderung an den deutschen Arbeitnehmer, dass er doch bitte beruflich flexibel sein muss. Fahrten von bis zu drei Stunden zum eigenen Arbeitsplatz oder umziehen für einen Arbeitsplatz sind seit den 90er gewünschte Realität. Aus diesem Grund macht es keinen Sinn, sich selber Wohneigentum auf zu bauen. Wer weiß, ob es sich in 5 Jahren noch rechnet, wenn ich nicht mehr in Göppingen, sondern in Stuttgart arbeite, und weitere 5 Jahre später in Pforzheim.
Bei der dann langen Fahrt geht Lebenszeit verloren. Das erarbeiten von Eigentum ist zudem ein volkswirtschaftlicher Blödsinn. Das bruttoinlandsprodukt wird nur durch Konsum, also die Zerstörung von gebrauchten Produkten gefördert. Deswegen war es auch die Flut im Ahrtal ein Segen für die Wirtschaft, hier wurde Eigentum zerstört, dass ersetzt werden musste.
Deutschland ist nur deshalb reich, weil wir die effektivsten Arbeitnehmer haben. Zudem sind wir einer der größten Exportteure von Waffen und Prothesen in Kriegsgebiete, alleine mit diesen Einnahmen umgerechnete auf jeden einzelnen Bürger sind wir sehr wohlhabend.
Von nachhaltig wohlhabend hat dabei keiner gesprochen.
Wohneigentum kann auch eine Wohnung in der Stadt in einem Mehrfamilienhaus sein. Das ist nicht nur das freistehende Haus auf dem Land.