Warum sieht man den Toyota Camry so selten?
Ich hätte eine Frage zum Toyota Camry: Die Dinger siehst du in Amerika und so überall und in Österreich und Deutschland nicht - wie kommt das, kann mir das einer erklären? Danke!
3 Antworten
Das ist eine Frage die ich mir auch schon oft gestellt habe, in den USA ist der Camry immer wieder das meistverkaufte Auto.
Die Generation Camry (CV20/SV21/VZV21, 1986–1991) gab es in Deutschland noch hin und wieder, mit 2.0 Liter Vierzylinder oder 2.5 Liter V6, als Limousine oder Kombi.
Die Testberichte in deutschen Autozeitschriften waren verhalten positiv, als 2-Liter ein unauffälliges Allerweltsauto ohne herausragende Stärken oder Schwächen (außer der sprichwörtlichen Toyota Zuverlässigkeit), der V6 verbrauchte etwas zuviel, was in den USA damals wegen günstigerer Kraftstoffpreise niemand interessierte.
Ich denke was die Verbreitung in Europa hemmt ist die Tatsache dass er nicht in Europa gebaut wird. In den USA dagegen ist er praktisch ein amerikanisches Auto, weil in den USA gebaut wird.
Früher hat man den Toyota Camry in Deutschland oft gesehen, vor allem die Serie von 1987 bis 1991 war ein großer Erfolg - der Camry war günstig, gut ausgestattet, solide verarbeitet und traf den Zeitgeschmack vieler Familienväter und Rentner, die eine gute Limousine suchten und keinen Audi 100 oder Mercedes 124 brauchten - zumal die Japaner damals generell gut gewesen sind. Auch der Mitsubishi Galant war damals ein Volltreffer, den man sehr oft sah, ebenso der Mitsubishi Sigma.
Spätere Camrys waren entweder einfach nur langweilige Plastikautos (vor allem der von 1996 bis 2001) und unattraktiv oder aber sehr teuer (der ab 2001/02 war dann nicht mehr günstig und hatte zudem Motoren, die für Deutschland ungeeignet waren - z.B. keinen Diesel, wo jeder dritte 5er-BMW schon als Diesel vom Band lief, dafür einen fetten Vierzylinder mit 2,4 Litern Hubraum und einen rauen, saftlosen alten Dreiliter-V6 mit alter Viergang-Automatik). Die Konkurrenz war dann einfach weiter, Toyota hatte den Camry auch sicherlich nicht gescheit vermarktet - Mitsubishi z.B. hat den Galant bis zu dessen Einstellung 2004 immer sehr gut verkauft, aber der war auch innovativ etwa mit dem GDI Motor, optisch sportlich gestaltet, nicht so teuer und mit drei Jahren Garantie, ich erinnere mich sehr gut, war als Jugendlicher MMC-Fan. Wo andere gehobene Japaner (auch etwa der Honda Legend oder der Nissan Maxima) immer mal wieder was Interessantes geboten haben, war der Toyota Camry in Deutschland um 2000 herum nicht mehr konkurrenzfähig, selbst der Opel Omega war dank guter Modellpflege aktueller und wurde immer gerne genommen. Bis ca. 2006 haben sie ihn dann noch in Deutschland angeboten, ich erinnere mich. Das Modell sah man enorm selten.
Inzwischen wollen die Leute in der Klasse entweder ein "gutes deutsches Auto der Premiumklasse" und keinen Toyota, selbst Lexus tut sich schwer - Qualität hin oder her, die Deutschen wollen nur noch deutsche Marken oder von mir aus Jaguar oder Volvo, da ist Toyota oder auch Lexus für viele keine Option. Die Amis denken da anders und haben zudem hinzunehmen, dass ihre eigene Autoindustrie in Sachen Qualität noch immer nicht konkurrenzfähig ist und immer noch Klapperkisten baut, die den Japanern das Wasser nicht reichen können. Da fällt die Wahl nicht schwer.
Außerdem ist der neue Camry sehr teuer - einen echten Preisvorteil hat der nicht mehr, bei dem man es sich überlegen würde der Vernunft halber - und wurde von Toyota seit 2019 kaum beworben. Ich kenne ihn, weil ich mich damals sehr über sein "Comeback" freute, aber die meisten dürften gar nicht wissen, dass es den Camry wieder gibt.
Der Toyota Camry hat es in Deutschland, trotz seiner unbestrittenen Qualitäten, immer schwer gehabt.
Für die Durchschnittsverdienerfamilie in Europa zu teuer, für die anspruchsvolle Familie und den Geschäftskunden meist nicht akzeptabel - weil keine Premiummarke, für sonstige Kunden nicht super interessant, weil das Auto ausser seiner Zuverlässigkeit und Haltbarkeit keine wirklich herausragenden Qualitäten hatte (keine ultra-gute Raumausnutzung, kein phänomenal niedriger Verbrauch, keine rekord-verdächtigen Fahreigenschaften, kein spektakuläres Design, ...) und als langweilig galt. Es war einfach sehr ordentliche Durchschnittsware - das reicht in dieser Fahrzeugklasse in Europa nicht für den Erfolg.
In den USA waren die Randbedingungen deutlich anders. Bezahlbare Familienautos amerikanischer Hersteller waren qualitativ so fürchterlich schlecht, dass es bei der Kundschaft ein grosses Bedürfnis nach einem ganz normalen Auto gab, das einfach nur zuverlässig tut, was es soll.