Wie ist es mit einer Schizophrenie zu leben?

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Eine Schizophrenie entwickelt sich eher schleichend, das nennt sich Prodromalphase. Hier kommt es zu einer langsamen Entwicklung. Meist sieht diese Phase wie eine Depression aus, sie ziehen sich zurück, wirken Emotionslos, distanziert, Interessenslos. Meist kann man hier aber schon leichte Psychotische Symptome erkennen.

Es kann sein, das sein denken komisch wird, daher verändert sich seine sprache. Vielleicht Antwortet er komisch.

Außerdem muss man auch verstehen was es für arten von Schizophrenie gibt:

  • Paranoide Schizophrenie: Hier sind Symptome von Wahn und Halluzinationen primär
  • Hebephrene Schizophrenie: sie wird auch desorganisierte Schizophrenie genannt, daher sind hier eher die desorganisierten Symptome primär
  • Katatone Schizophrenie: hier kommt es meist zu Symptomen einer Katatonie, welche sich auch bis kompletter unbeweglichkeit zeigen kann

In der akuten Phase kommen dann die Akuten Symptome wie Halluzinationen, Wahn hervor. Außerdem sind die Symptome die vorher schon vorlagen stärker ausgeprägt. Vielleicht konntest du also mit einem Reden aber er verhielt sich schon komisch, und in der akuten Phase verstehst du ihn gar nicht mehr.

In der akuten Phase wenn es zu Halluzinationen und Wahn kommt ist es für alle sehr belastend, da ihr Rückzug noch stärker wird. Sie können sich komplett verunsichert fühlen da sie vielleicht eine Stimme im Kopf hören die sie beleidigt oder andersweitig kommentiert. Sie können einkaufen sein und die stimme: "Siehst du den? Der sieht dich so komisch an, der will dir was antun". Und da Halluzinationen meist vom Wahn unterstützt werden glauben sie dies komplett, egal wie viele gegenbeweise es gibt.

Oder sie lesen die Zeitung und lesen einen Artikel wo irgendwas drinnen steht, aber in derem Wahn denken sie der Artikel dreht um sie, dies nennt sich Beziehungswahn. Oder er denkt eine Untergrund Organisation verfolgt ihn da er geheime Informationen zu einem Krebsheilmittel hat. Niemand kennt diese Organisation außer eher, wobei er nicht sagen kann was für eine Organisation ihn verfolgt sondern nur "die eine" von der aber noch nie jemand was gehört hat außer er.

Aber eine Schizophrenie ist wirklich sehr vielfälltig und es ist schwer genau zu sagen wie sich jemand fühlt, da es auf seine kombination an Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, oder der desorganisierten Symptome ankommt. Da jeder Schizophrene andere Symptome hat und diese Symptome sich auf anderes oder andere Beziehen. Vielleicht hört jemand eine Stimme die er nicht kennt und andere hören die Stimme eines toten Verwandten.

Als ich 17 war wurde ich mit einer Hebephrenen Schizophrenie Fehldiagnostiziert, aufgrund meiner kombination an Psychischer Erkrankungen. Habe ich eine neigung zu Halluzinationen und Paranoiden vorstellungen, was von außen wie Psychotische Symptome aussehen kann.

Ich höre mich leute Rufen. Oder höre leute in Räumen wo keine sind oder sehe auch leute kurz wo niemand war. Ich war im Flur und höre meinen Stiefvater in der Küche eine Zigarette stopfen und habe ihn auch Atmen hören, als ich zu meiner Mutter meinte "er ist wach" ist sie in die Küche und er war schon den ganzen Tag nicht zuhause, wir waren alleine. Oder ich gehe an der Küche vorbei und sehe ihn da sitzen, gehe weiter und sehe ihn aber im Wohnzimmer. Als ich zurückging sah ich das niemand in der Küche war. Kurz vor Diagnose damals saß ich Stunden im Bad und habe gewartet bis jemand aus dem Schlafzimmer kommt da ich Angst hatte das jemand vor dem Bad auf mich wartet. Und zu den Psychiatern sagte ich damals "Es ist so als wäre ein Dämon immer in meiner nähe, welcher mich beobachtet."

Obwohl weiß ich mittlerweile nicht ob es nicht auch doch etwas Psychotisches ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebe seit Jahren mit diversen Psychischen erkrankungen

Tamtamy  27.04.2025, 19:59

Informativer und offener Beitrag! Respekt!

Ich kann keine persönlichen Erfahrungen sagen, kenne aber Leute die Betroffen sind.

Schizophrenie kann sich auf verschiedene Arten entwickeln, oft mit einer Vorläuferphase (Prodromalphase), in der sich die Symptome langsam entwickeln, und einer anschließenden akuten Phase mit psychotischen Symptomen. Es kann aber auch "von heute auf morgen" kommen. In der Vorläuferphase hat man in der Regel unspezifische Symptome wie emotionale Empfindlichkeit, Angespanntheit, Interessenverlust und soziale Rückzug. 

Auffallen tut die Schizophrenie dann ja meist erst in der Akutphase. Wie es ist, damit zu leben, kann man sich ja vorstellen. Denn alles, was man da erlebt, ist für einen real. Also wenn man Stimmen hört oder Dinge sieht, die nicht da sind, dann sind sie für einen da. Es gibt aber auch Patienten, die diese "typischen" Symptome gar nicht haben, sondern nur so genannte Negativsymptome. Dazu gehören z.B. Probleme sich zu konzentrieren, emotionale Taubheit, kein Interesse an sozialen Interaktionen, Motivationsverlust, ständige Müdigkeit. Eine Differenzialdiagnose zu Depressionen ist hier oft sehr schwierig.

Grundsätzlich ist es (wie fast alle psychologischen Vorgänge) eine sehr individuelle Sache. Daher kann dir hier keiner beantworten, wie "es ist", damit zu leben - es ist für jeden anders. Nicht nur weil die Symptome unterschiedlich sind, sondern auch weil die Betroffenen unterschiedliche Persönlichkeiten haben und auch die Randbedingungen unterschiedlich sind (soziales Netzwerk, Resilienz, Hilfsangebote etc.)

Wichtig ist der Zeitpunkt der Diagnose. Bei einer frühzeitigen Diagnose, können die Menschen mit Medikamenten und entsprechender Therapie und sozialer Unterstützung ein ziemlich normales Leben führen.

Wenn du dich für die Geschichten von Betroffenen interessierst, kannst du einige hier nachlesen:

https://www.boehringer-ingelheim.com/de/humanmedizin/psychische-gesundheit/schizophrenie/geschichten-ueber-das-leben-mit-schizophrenie