Ganz ehrlich? 4-6 ist in meinen Augen das schlimmste Alter! Mein großer Sohn ging mir in diesem Alter auch so richtig auf die Nerven und da dachte ich auch manchmal, ich kann ihn einfach nicht lieben. Als er dann in die Schule kam, wurde es besser. Jetzt wird er 8 und alles ist super. Wir haben ein super Verhältnis und ja - ich liebe ihn total!
Mein Mittlerer ist 5 und er geht mir zur Zeit auch richtig auf den Keks. Er ist einfach IMMER laut. Wenn er einen nicht zuquatscht, dann macht er permanent Geräusche. Er singt, jault, summt, klopft irgendwo drauf rum... Es ist für ihn nicht möglich 5 Minuten ruhig zu sein. Egal wie sehr man ihn bittet. Ständig fällt er einen ins Wort, mischt sich überall ein, diskutiert über Dinge, von denen er gar keine Ahnung hat, lässt überall seinen Kram liegen und weigert sich vehement was weg zu räumen. Also, er kommt rein, schmeißt Jacke und Schuhe auf den Boden und man kann ihn 100 mal bitten es weg zu räumen. Nein, nein nein. Das geht soweit, dass er am Ende auch noch beleidigt ist und sagt, er ist sauer auf mich, obwohl ich gar nichts getan habe. Und ja, er sagt immer nein, gibt ständig Widerworte, macht immer genau das Gegenteil von dem, was man möchte...
Aber keine Sorge, das ist normal. Lies dich mal in die Wachelzahnpubertät ein. Dann verstehst du dein Kind vielleicht besser. Ist für sie ein sehr schwieriges Alter, weil sie halt keine Kleinkinder mehr sind, aber auch noch nicht als "große" anerkannt werden. Sie haben so viele Bedürfnisse, die noch Kleinkinder haben - diese MÖCHTEN sie aber nicht haben, weil sie wollen doch groß sein. Sie sind auf dem Höhepunkt der Autonomiephase, möchten eigentlich alles alleine machen, können es aber noch nicht. Sie können noch nicht alle Entscheidungen selbst treffen und finden es total nervig, wenn man ihnen sagt, was sie tun sollen.
Was du machen kannst ist es nur, deinen Fokus zu ändern. Konzentriere dich auf die schönen Situationen. Siehe die Dinge, wo er kooperativ ist, dir hilft, lieb und süß ist. Solche Dinge gibt es im Alltag noch viele, man muss sie nur bewusst wahrnehmen. Wenn er bockig ist, beziehe es nicht auf dich. Hab Mitleid mit ihm, er ist gerade gefangen ist einem ständigen für und wider. Versuche etwas gelassener zu werden, weniger zu "strafen" sondern mehr zu verstehen, dass er gerade in einer Phase ist, wo er sich auflehnt. Man sagt ja nicht umsonst auch "Mini Pubertät" dazu (und glaube mir, bei meinem Großen habe ich gesagt, die richtige Pubertät kann nicht mehr schlimmer werden!) Das heißt natürlich nicht alles durchgehen zu lassen. Wenn du ihm erklärst, dass es nicht okay ist und warum es nicht okay ist, ist absolut richtig. Aber er wird sich trotzdem weiter auflehnen.
Was das Einkaufen etc. angeht: Kündige mal die Konsequenzen vorher an. Sage ihm, dass es nichts gibt beim Einkaufen und wenn er wieder rum schreit, dann nimmst du ihn nicht mit. Dann bleibe auch hart bei deinen Konsequenzen. Es ist in dieser Phase echt wichtig, dass man konsequent bleibt.
Weißt du, ich bin selbst Psychologin und habe in der Familientherapie gearbeitet. Aber trotz der ganzen Vorkenntnisse war es für mich schrecklich, als wir in dieser Phase waren! Also, mach dir keine Vorwürfe.
Und kleiner Tipp: Kuschel trotzdem mit ihm. Selbst wenn es sich nicht gut anfühlt. Die Gefühle kommen wieder - und je mehr positiven Kontakt ihr habt, desto schneller. Und ansonsten nimm deine negativen Gefühle einfach an. Du darfst sie haben und bist deswegen keine schlechte Mutter. Eine schlechte Mutter würde diese negativen Gefühle am Kind auslassen - du machst das nicht. Das ist eine Leistung und die darfst du ruhig mal anerkennen.