Wie ist das?

1 Antwort

Ich denke, die Druckkabine wird auch für den Flug von Frankfurt nach München auf die maximal erlaubte Druckhöhe von 8000 ft / 2400 m gebracht (sprich: abgesenkt).

  1. um die mechanische Belastung der Kabine so gering wie möglich zu halten, wird sie immer so nahe wie möglich an den Außendruck angepasst, aber wegen der menschlichen Belastbarkeit nicht höher als 8000 ft
  2. auch beim Flug nach München wird eine deutlich größere Flughöhe als 8000 ft erreicht, also wird auch die Kabine auf ihre maximale Druckhöhe gebracht werden, um das Material zu schonen, denn schon 0,1 bar Druckunterschied bedeuten das Äquivalent von mehreren Tonnen Gewichtskraft auf die Kabinenkonstruktion.
  3. eine mögliche Grenze stellt hier nur noch der Passagierkomfort dar: da es unangenehm sein kann (vor allem, wenn man erkältet ist), schneller als mit ca. 350 ft pro Minute zu steigen oder zu sinken, wird der Kabinendruck beim Steigflug nur mit dieser Rate abgelassen (bzw. beim Sinkflug wieder erhöht). Der Flug von FRA nach MUC dauert ca. 1 Stunde. Bei 350 ft pro Minute dauert es rechnerisch ca. 23 Minuten, bis die Kabine auf 8000 ft gebracht wurde. Der Druck in der Kabine wird also die fast die ganze erste Hälfte des Fluges langsam gesenkt, und fast die ganze zweite Hälfte wieder erhöht.
Gregosh19 
Fragesteller
 03.01.2024, 15:01

aber die Druckkabine steigt oder sinkt ja wesentlich langsamer als der Außendruck? Die Druckkabine baut doch den Druck ab/auf über den ganzen Steig oder Sinkflug ?
und wenn der Steigflug nicht bis zu den normalen 37000ft kommt, kann doch auch nicht die Druckkabine bis 8000ft künstliche Höhe kommen oder ?

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cyroth  03.01.2024, 15:20
@Gregosh19

Doch, natürlich kann sie das. Wie Du schon richtig gesagt hast: die Druckkabine senkt oder erhöht ihren Innendruck wesentlich langsamer als der Außendruck fällt oder steigt, weil es sonst unangenehm für Menschen wäre. Eine komfortable Geschwindigkeit für den Druckverlust im Steigflug liegt bei ungefähr 350 ft pro Minute (s.o.). Wenn die Druckkabine aber maximal 8000 ft simulieren darf, sind diese 8000 ft nach (8000 / 350 = ) ca. 23 Minuten erreicht. Das Flugzeug steigt dann weiter (oder ist da vermutlich schon viel höher als 8000 ft), aber die Druckkabine bleibt bei 8000 ft, bis der Sinkflug wieder beginnt. Wäre der Flug länger, würde die Kabine auch längere Zeit bei 8000 ft bleiben. Der Flug von FRA nach MUC ist nur so kurz, dass es fast hinkommt: 23 Minuten sinkt der Luftdruck in der Kabine, bis sie 8000 ft simuliert, dann bleibt sie (falls der Flug genau 1 h dauert) 14 Minuten dort, bis sie den Druck wieder zu erhöhen beginnt.

Kurzfassung: die Kabine braucht nur knapp 23 Minuten, um 8000 ft zu erreichen. Da der Flug etwas länger als das Doppelte dauert, wird sie vermutlich die volle Anpassung schaffen. Wäre der Flug kürzer als (2 x 23 = ) 46 Minuten, würde sie nicht die vollen 8000 ft schaffen.

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Gregosh19 
Fragesteller
 03.01.2024, 15:26
@cyroth

Ich habe grade mal auf Flightradar nachgeschaut und der Steigflug auf 23000ft braucht genau 10min, und wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe (sollten 350ft pro min in der Druckkabine nicht überschritten werden) also müsste sie auf 3500ft kommen und nicht auf 8000ft oder ?
weil es macht doch keinen Sinn die Kabine weiter steigen zu lassen wenn das Flugzeug schon auf Reiseflughöhe ist.

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Gregosh19 
Fragesteller
 03.01.2024, 15:26
@Gregosh19

Und grade Airlines wie LH achten doch auf sowas denk ich mal.

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cyroth  03.01.2024, 20:55
@Gregosh19

Doch, die Kabine wird "weiter steigen", auch wenn das Flugzeug schon früher auf Reiseflughöhe ist. Grund: die Belastung der Druckkabine ist umso höher, je größer der Druckunterschied ist. Wenn ich also noch Druck rausnehmen kann, um das Material zu entlasten, dann werde ich das schon aus wirtschaftlichen Gründen (Wartungsintervalle) tun.

Ein zweiter (und eigentlich wichtigerer) Grund: bei einem plötzlichen Problem mit der Druckkabine (Beschädigung, Tür fliegt auf, Fenster wird undicht o.ä.) wird plötzlich in sehr kurzer Zeit der Druck in der Kabine auf den Außendruck abfallen (die sog. "explosive" oder "schnelle Dekompression"). Das ist sehr unangenehm bis gefährlich (Trommelfelle können platzen, Taucherkrankheit kann auftreten, Sauerstoffmangel falls keine Masken usw.). Wenn die Passagiere in der Kabine wenigstens schon an 8000 ft "gewöhnt" sind, ist der Unterschied zu den realen 23000 ft etwas weniger krass. Weil der Druckunterschied während der Dekompression meist auch mechanische Schäden verursacht (weil z.B. Teile der Kabinenhaut inklusive dort ggf. verlaufender Kabel, Hydraulikleitungen etc. nach außen geblasen werden), will man diesen ebenfalls möglichst gering halten. Natürlich wird in so einem Fall aber trotzdem ein sofortiger Notabstieg eingeleitet, um bezüglich des Außendrucks, des verfügbaren Sauerstoffs und der Temperatur in für Menschen überlebbare Bereiche zu gelangen.

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