Wie hat man das im Mittelalter „geregelt“?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Im europäischen Mittelalter galt die verbreitete Meinung, Menstruationsblut solle ungehindert abfließen. Teilweise war es Frauen sogar verboten, Unterwäsche zu tragen oder ihre Periode anderweitig aufzufangen. Die durchschnittliche Frau war zu dieser Zeit sehr häufig schwanger oder stillte. Daher bekamen viele Frauen im gebärfähigen Alter nicht so oft ihre Menstruation.

Zitat von Die Geschichte der Monatshygiene - periodo

Bergliebhaberin 
Fragesteller
 01.09.2023, 14:26

Hm, okay, danke! Sehr hilfreich! 😁

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Asardec  01.09.2023, 14:28
@Bergliebhaberin

Interessant ist hierbei, dass Frauen eben auf Grund der häufigeren Schwangerschaft eben auch wesentlich seltener ihre Tage bekommen hat.

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Bergliebhaberin 
Fragesteller
 01.09.2023, 14:30
@Asardec

Oha! Sollte… (ne, lieber nicht!)

Das ist echt ein interessantes Thema!

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Das ist sehr von regional verfügbaren Materialien abhängig. Es gab tatsächlich schon die Verwendung von Naturschwämmen als Tampons. Auch Moos ist bekannt. Oder Schurwolle.
Es gab außerdem etwas dem Stringtanga ähnliches, was irgendwie an einer Art Gürtel befestigt wurde. Das wurde einfach kalt ausgewaschen und getrocknet. Keine Ahnung, ob da nun auch die letzte Spur rausgegangen ist. Man muss bedenken, dass Textilien von Hand gewebt wurden und entsprechend teuer waren. Sicher wurde jeder Fetzen wiederverwendet.

Bergliebhaberin 
Fragesteller
 01.09.2023, 15:17

Danke, sehr hilfreich!

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Tücher. Grundsätzlich hatten Frauen auch weniger oft ihre Periode als heute, aufgrund von schwerer Arbeit, Krankheiten und Mangelernährungen und Schwangerschaften (da keine Verhütung), wenn dann aber mit Tüchern wie sie wieder gewaschen und wiederverwendet haben

Ich kann mir auch gut vorstellen dass Frauen freebleeding gemacht haben

Bergliebhaberin 
Fragesteller
 01.09.2023, 14:40

Danke für die Antwort!

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Alexandra1410  01.09.2023, 15:22
@Eisenklang

Du sagst meine Antwort sei nur zu einem kleinen Teil richtig, was aber nicht stimmt. Es gibt so viele verschiedene Kulturen, nur weil es in Mitteleuropa laufen gelassen worden ist, ist es das nicht im Rest der Welt. Ich hab sogar gelesen, dass in Ägypten sogar Tampons auf Pflanzen genutzt wurden

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Eisenklang  01.09.2023, 14:59
Das übliche Mittelalterbild, nur in blutrot

Da ist wieder das typische Bild vom Mittelalter als eine Zeit von Plage, Krankheiten und Hunger. Nur ist es dieses mal im periodischen Rot gemalt, was den Wahrheitsgehalt nicht besser macht.

Grundsätzlich hatten Frauen genauso oft oder selten wie heute ihre Periode. Es ist zwar richtig, dass schwerste körperliche Arbeit, Krankheiten und Mangelernährung die Periode aussetzen lassen können, nur waren die nomalen Lebensbedingungen überhaupt nicht so, wie Alexandra beschreibt.

Nun hat jede Epoche bis in unsere Tage ihre Katastrophen und Mangeljahre und dementsprechend das Mittelalter natürlich auch. Nur blieben diese zumeist regional und zeitlich begrenzt. Denn tatsächlich waren die Lebensverhältnisse viel besser als in früheren oder späteren Epochen. Tatsächlich ging es den Menschen durch die schnelle globale (nicht menschengemachte) Klimaerwärmung innerhalb kurzer Zeitabstände erheblich besser. Die Ernten waren besser, der allgemeine Wohlstand stieg, die Bevölkerung wuchs. Innerhalb von nur 100 Jahren entstanden 3000 Städte in Deutschland. Die Ernährung blieb über Jahrhunderte konstant und dies zeigt sich in der starken Zunahme der Bevölkerung ab dem Frühmittelalter.

Ja, die Menschen mussten, wie in allen Epochen der Vormoderne, härter körperlich arbeiten als wir heute. Doch so schlimm war es nun auch wieder nicht und die besonders schweren Tätigkeiten tat immer noch der periodenfreie Mann. Man hat übrigens errechnet, dass ein mittelalterlicher Bauer täglich 6000 Kalorien zu sich genommen hat, was angesichts der Feldarbeit auch nötig war.

Tatsächlich wurden die Frauen aber häufiger schwanger, so dass in der Zeit naturgemäß die Periode ausblieb.

Es ist schwer, aus Wolle oder Leinen, Hanf- oder Nesselstoffen Blutflecken zu entfernen - vor allem ohne chemische Hilfe und ohne Waschmaschienen. Die Stoffe sind empfindlich und die Kleidung bis in das Spätmittelalter in allen Schichten selbst- und handgenäht. Oftmals wurde der Stoff auch selbst hergestellt, gefärbt. Diese haben sie ganz sicher nicht mit "freebleeding" ruiniert und dies wäre auch im Widerspruch zu den mittelalterlichen Hygienevorstellungen gewesen, welche Gestank und vielen Körperausscheidungen, krankheitsvermehrende Eigenschaften zuschrieb. Menstruationsblut gehört eindeutig dazu.

Es gibt keine Aufzeichnungen über diese Alltagspraxis, aber einige Funde in Aborten. Es ist tatsächlich zu vermuten, dass man Tücher verwandte.

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Alexandra1410  01.09.2023, 15:42
@Eisenklang

Ich finds klasse wie du über Europa redest, ist aber nicht die Frage des Fragestellers gewesen. Dass Stoffe und Pflanzen genutzt wurden ist immer noch korrekt. Und beim Auswaschen geht es nicht darum Blutflecken raus zu kriegen, sondern die Blutmenge und die Gebärmutterschleimhaut auszuwaschen. Oder kann man Stoffbinden einfach ununterbrochen nutzen? Offenbar nicht

Und auch meine Aussage bezüglich dass Frauen früher weniger oft ihre Periode hatten stimmt. Das Alter wo Mädchen ihre Tage kriegen ist immer früher. Früher war es um die 15-17, heute meist zwischen 12 und 14. Mal davon abgesehen dass es auch eine natürliche Ursache hat, wenn die Periode aufgrund von Cortisol ausbleibt. Denn so schlau ist unser Körper. Genug zu essen ist natürlich ein wichtiger Punkt und ist genug nicht immer gleich kleine Mängel. Nicht in jeder Region gab es von allen Spurenelementen genug. Man siehe heute, der Grossteil der deutschen Frauen haben einen Eisenmangel, trotz Wissen, trotz der Möglichkeit ausgewogen zu essen

Körperliche Arbeit (Leistung) erfordert eine vermehrte Produktion von Testosteron. Da das durch die harte Körperliche Arbeit Phasenweise mit extrem grosser Sicherheit so war hat auch das zu ausfällen der Periode geführt.

Du scheisst aber auch nicht zu wissen was Freebleeding ist. Schade wenn du schon darüber sprichst, könnte man meinen schon

Kennst du dich auch mit Geschichte aus ausserhalb von Europa?


Nehme es mir nicht böse aber bis vor 30/40 Jahren hatte man derartig wenig Wissen über den weiblichen Zyklus, da glaube ich nicht dass man es im Mittelalter hatte oder dass es selbst heute noch mit in die Forschung fliesst

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Eisenklang  01.09.2023, 16:10
@Alexandra1410

Hallo, Alexandra!

Erstmal danke für die ausführliche Antwort. Die Frage des FS bezieht sich ausdrücklich auf das Mittelalter und entsprechend habe ich geantwortet. Der Begriff Mittelalter ist nur schlecht auf afrikanischene, asiatische oder entferntere Kulturen der Zeit zwischen 500 und 1500 anwendbar. Denn er beschreibt ja die Epoche zwischen dem "untergegangenen" Römischen Reiches und der Antike, sowie der Neuzeit als Epoche der kulturellen Weiterentwicklung (nicht im evolutionären Sinne).

In China ergibt diese Einteilung nur noch schwer einen Sinn. Daher stimmt es, wenn du feststellst, dass sich meine Antwort auf den europäischen Raum bezieht.

Das Auswaschen bezieht sich auf die Kleidung, nicht auf die zu reinigenden Stoffe zur Blutaufnahme.

Ich bin, da bin ich bei dir, kein ausgewiesener Experte für weibliche Monatsblutungen. Ich kenne mich lediglich etwas in Geschichte aus und mir war es ein Anliegen zumindest die groben Vorurteile anzusprechen.

Mag ebenfalls sein, dass ich "freebleeding" nicht so definieren wie du. Das liegt dann aber möglicherweise an der allgemeinen Neigung englische Neuworte zu verwenden. Ich kenne das Wort nur aus der eher unangenehmen Ecke des 3.Wellefeminismus. Vielleicht hättest di einfach beschreiben, was du konkret meinst oder ich nachschlagen können.

Ich kenne mich auch mit Geschichte außerhalb Europas aus, wenn auch weniger weil mein Schwerpunkt das Mittelalter ist.

Was deine Aussage über die Kenntnisse von vor 30 Jahren auf das MA rückgeschlossen betrifft, kann ich nichts dazu sagen. Ich kann dir aber versichern, dass die Menschen des Mittelalters sehr gut medizinische Tatsachen erkannten. So war beispielsweise das Wissen um die Wirkung von Heilpflanzen und ihre Anwendung nicht etwa "Geheimwissen" "weiser Kräuterfrauen" , sondern Allgemeinbildung. In allen mittelalterlichen Gärten wurden sie angebaut. Mit der Häufung profaner Literatur, wurde auch vermehrt darüber geschrieben.

Ansonsten stimme ich dir grundsätzlich zu, was die Pubertät angeht, schwer zu sagen. Denn es gibt unzählige Hinweise, dass eine erste Blutung mit 13/14 Jahren war (stets Einzelfallbezogen). Denn dies hatte einen gewissen Wert festgehalten zu werden, wenn es beispielsweise um adlige Hochzeiten ging.

Du weißt sicher, dass Ehen vielfach im Kindesalter arrangiert wurden um Politik durch Verbindungen von Familien zu machen. In diesem Kontext finden sich gelegentlich Vereinbarungen, dass die Ehe entsprechend vollzogen wurde.

Aber mehr, das gebe ich zu, kann ich zu diesem speziellen Thema nicht sagen.

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Alexandra1410  01.09.2023, 16:45
@Eisenklang

Haha ich bin so bei dir wenn es um englische Neuwörter und dem heutigen Feminismus geht :D

Das wusste ich nicht, für mich ist Mittelalter ein Zeitraum, und Zeit ist ja bekanntlich Weltweit gleich (mal abgesehen von den Zeitzonen). Es existierten und existieren verschiedenste Kulturen zeitgleich und daher auch andere Methoden für alles mögliche

Freebleeding bezeichnet das gezielte laufen lasser der Blutungen. Das Blut kommt in Wellen, vllt ist dir das aus eigener Erfahrung bekannt (bei Binden kann man es merken, Tampons eher weniger). Man geht also quasi nur auf Toilette (oder hinter den Busch nach meiner Vorstellung von früher) um Blut abzulassen, zwischendurch kommt kein Blut. Man spricht von Wellen alle 30/45min. Ich find die Methodik interessant, für mich nicht alltagstauglich, aber jeder wie er mag.

Was die Beeinflussung auf den Zyklus der Frau angeht noch eine kleine Ergänzung zu meiner bisherigen Infos. Nicht jede Frau reagiert gleich drauf. Was Stress in einem auslöst und was nicht UND wie man damit umgeht ist individuell. Ich reagiere sehr schnell (was genetische oder epigenetische Gründe haben kann) und dabei spielt es keine Rolle ob ich ne leichte Grippe habe oder ob ich Stress auf der Arbeit habe. Andere hingegen haben über Jahre einen abnormalen stabilen Zyklus, dass ich das kaum fassen kann (natürlichen Zyklus, nicht durch hormonelle Verhütungsmethoden gesteuert). Ihre Verarbeitung von Stress ist einfach resistenter

LG

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Eisenklang  01.09.2023, 17:01
@Alexandra1410

Ah, ok. Danke für die Erklärung. Ja, das wäre durchaus eine denkbare Lösung in einer Zeit vor industriellen Hygieneartikeln in Drogeriemärkten.

Ich könnte auch nicht sagen, wie die Frauen das beispielsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehandhabt haben.

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