Wie hätte man den Bauernkrieg 1524-1525 verhindern können?

4 Antworten

Es hätte nicht allzu vieler Zugeständnisse der Herren bedurft, um das Gros der Bauern für einen Kompromiss zu gewinnen. Umwandlung der Leibeigenschaft in Hörigkeit, Ermäßigung der Frondienste, freies Jagen der Bauern im Wald und Abschaffung des verhassten Todfalls (drückende Abgabe, oft des besten Tiers, beim Tod des Bauern) hätten genügt.

Man muss vorausschicken, dass es eigentlich nicht "den" Bauernkrieg gegeben hat, sondern verschiedene Bauernaufstände, die einzeln blutig niedergeschlagen wurden, was um so leichter fiel, weil sie nicht koordiniert waren. Die Voraussetzungen und auch die Motive der Aufstände waren sehr unterschiedlich. In vielen Gebieten des damaligen Deutschland war es ein Aufstand der Ausgebeuteten gegen die Leibeigenschaft, meistens ohne weiteres Programm. Nicht so z.B. in Tirol, wo die Leibeigenschaft bereits 1420 abgeschafft worden war. Hier ging es unter der Führung von Michael Gaismair um eine neue Landesordnung, die - mit stark religiös-reformerischer Komponente - eine Art frühen Sozialismus darstellen sollte und oft als gesellschaftspolitische Utopie bezeichnet wird: Abschaffung der Monarchie, Ausrufung einer Republik, Aufhebung der ständischen Gliederung, rechtliche Gleichstellung aller Menschen, Abbau von Privilegien aller Art, Aufbau eines sozialen Netzes. Der Landesherr, Erzherzog Ferdinand, machte zuerst Zusagen, um die Aufständischen zu täuschen, entschied sich dann aber doch für brutale Gewalt und siegte schließlich. Ähnlich verlief es in den anderen deutschen Gebieten. Ein zumindest teilweises Eingehen auf die Forderungen der Bauern hätte in den meisten Fällen gewaltsame Auseinandersetzungen verhindern können.


earnest  21.04.2020, 09:16

Sternantwort.

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Den Bauern fehlte eine vernünftige politische Führung, die den Ausgleich mit den Fürsten suchte und nicht auf einseitige Gewalt setzte. Und sie hätten auf einem Verhandlungs, - und Verständigungsweg den Ausgleich der Interessen suchen können. Das ist nämlich die Tragik der Bauern, das es stellenweise zu fürchterlichen Exzessen kam.

Aber das war die Sturheit und Unnachgiebigkeit auf beiden Seiten, die zur Katastrophe der Bauernaufstände führte..

Wer weiß ob sich nicht Teile der Bauernschaft so radikalisiert hätte und eine Terrorherrschaft entstanden wäre. Das beste Beispiel ist die französische Revolution oder die Oktoberrevolution..

LA

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

earnest  20.04.2020, 21:31

Die Bauern hatten militärisch keine Chance. Auch diese Spekulation ist müßig. Nicht die Bauernaufstände waren die Katastrophe, sondern deren brutale Niederschlagung, das Blutbad, das die Truppen der Grundherrn anrichteten.

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earnest  20.04.2020, 21:44
@earnest

Woher hast du denn die "einseitige Gewalt"? Und worauf beruhen deine Jakobinerfantasien? Hast du mal die "12 Artikel" gelesen - alles doch recht maßvolle Forderungen. Eine Verständigung mit den Grundherrn war nicht möglich - DAS war die Tragik.

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Linuxaffiner  20.04.2020, 22:23
@earnest

Teile der Bauernschaft sind plündernd und mordend durchs Land gezogen.. Luther war daraufhin so schockiert, dass ersichtlich zu diesen unsäglichen Äußerungen hinreißen ließ..

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earnest  21.04.2020, 06:53
@Linuxaffiner

Du lässt die Zusammenhänge völlig außer acht. Die Lebensumstände der Bauern schrien nach Verbesserung, die Grundherrn verweigerten sie. Die maßvollen Forderungen der Bauern wurden abgelehnt. Es kam in der Tat zu Übergriffen der Bauern, die Adelssitze und Klöster stürmten - die ganz real der Sitz der grundherrlichen Unterdrücker waren. Aber erst, NACHDEM die Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund gescheitert waren.

Von einer einseitigen Gewalt kann nicht die Rede sein - siehe auch die Taten des "Bauernjörg", Georg von Waldburg-Zeil, der Verbrennungen von aufmüpfigen Bauern bei lebendigem Leib durchführen ließ.

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Aber sicher. Wenn die Grundherren die Leibeigenschaft abgeschafft hätten.

Aber das ist natürlich Hätte-hätte-Fahrradkette-Spekulation. Wird der Papst evangelisch?

Gruß, earnest