Wie hängt der Innovationszyklus mit dem Marktzyklus zusammen?

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Der Marktzyklus ist aus makroökonomischer Sicht (dann Konjunkturzyklus genannt) eine Sequenz von Boom- und Bustzyklen. Also Aufschwung- und Abschwungphasen (inkl. Rezessionen und Depressionen) einer Volkswirtschaft. Diese können durch unterschiedliche Faktoren und Dynamiken beeinflusst werden, z.B. durch das Konsum- und Investitionsverhalten, Vermögenspreisblasen, der Geld- und Fiskalpolitik, aber auch durch externe Schocks in den Lieferketten oder eben innovative Geschäftsmodelle/Produkte.

Innovationen können dazu führen, dass bestehende Strukturen disruptiert werden. Z.B. hat die Erfindung des Smartphones bestehende Mobiltelefonproduzenten wie Nokia oder Siemens massiv aus ihren Marktanteilen verdrängt. Solche Disruptionen können ganze Sektoren und Märkte in eine Krise führen, also einen größeren Bustzyklus hervorrufen. Je nachdem wie viel Kapitel in solchen Unternehmen steckt und wie Banken und Staaten daran beteiligt sind, kann es gesamtwirtschaftliche Schäden herbeiführen.

Der Ökonom Schumpeter hat in seinem Werk die sog. "schöpferische Zerstörung" beschrieben, die genau dieses dynamische Zusammenspiel aus Innovation, Disruption und Marktzyklus beleuchtet.

Er argumentierte, dass Innovationen nicht gleichmäßig auftreten, sondern in Wellen. Anders ausgedrückt: Die durchschnittliche Innovationsrate fluktuiert über die Zeit. Neue bahnbrechende Erfindungen (z. B. Internet) setzen eine Wachstumsära für mehrere Wirtschaftsbereiche in Gang. Nach der flächendeckenden Einführung der Innovation (Diffusion) verlangsamt sich die Innovationsrate wieder, bis eine neue grundlegende Innovation entsteht.

Kurz: Weil die Innovationsrate eben nicht konstant ist, entstehen Disruptionen, die wiederum die Marktzyklen antreiben. Marktzyklen werden aber wie gesagt auch durch andere Faktoren beeinflusst und nicht allein durch die Innovationsrate.

Angenommen, die Innovationsrate wäre gleichmäßig über die Zeit verteilt, so gäbe es keine plötzliche Technologiesprünge. Revolutionäre Änderungen am Markt wären ausgeschlossen - stattdessen würde er sich evolutionär entwickeln. Boom und Bustzyklen würden immer noch existieren, aber womöglich gedämpfter ausfallen.

Ingo Sauer von der Uni Frankfurt erklärt das ganz anschaulich in folgendem Video:
https://www.youtube.com/watch?v=Ke3MoNDiVL8

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Theoretische und praktische Erfahrungen in diesem Feld.