Wie habt ihr euer Selbstbewusstsein bekommen bzw. durch was?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das war ein vergleichsweise langer Prozess. Ich war bis so Ende 20 gewohnt, Rollen ausführen zu müssen und so zu sein, wie mich andere haben wollen, so wurde ich auch indirekt erzogen. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse chronisch zurückgestellt, damit andere zufrieden waren, die erheblichen Einfluss ausübten und es ausnutzten, dass ich ein relativ ruhiger Mensch bin "und sie es mit mir halt machen konnten".

Angefangen hat es mit großer Unzufriedenheit in mir und dem Wunsch was zu ändern, Selbstbewusstsein war in dem Sinne gar nicht das Ziel. Ich wollte nur freier und zufriedener werden. Letztlich haben mir einige enge Freunde, meine Freundin/Frau, ein ehemaliger Lehrer zu dem ich (31) noch Kontakt habe und meine eigene Begeisterungsfähigkeit für neue Hobbys usw. sehr geholfen. Wir sind auch umgezogen - ich glaube, dass meine Heimat ein treibender Faktor war, ein intolerantes, tristes und trostloses Umfeld, verharrt in rosenkranzartigen katholisch-sudetendeutschen Phrasen und allerhand Wertevorstellungen - wer die nicht ausfüllt, ist minderwertig und kriegt das gnadenlos gezeigt. Chancen und Möglichkeiten, die jeder hätte, gehen zugrunde, weil sie verboten werden und man weiß, man wäre dann erledigt, wenn man es anders macht. Bin froh, dass ich das nicht mehr sehen muss.

Es war ein längerer Weg, an dessen Ende dann eine "Stilveränderung" mit neuer Kleidung stand, die mir nicht von anderen vorbestimmt worden ist, sondern die ich mir selbst ausgesucht habe. Seitdem finde ich mich selbst sympathisch, bin deutlich zufriedener mit mir selbst, weniger perfektionistisch und merke, dass ich viel freier und positiver mit anderen "agiere". Ich habe ganz nebenbei gemerkt, dass ich mir immer mehr zutraue, mehr Risiken eingehe und von mir selbst sowie meinem Können wieder mehr überzeugt bin - ich habe das auf meiner Arbeit immer mehr gespürt und war wieder voller Elan und Kraft für neue Projekte usw., das kam schleichend. Dann war ich komischerweise auch beliebter bei anderen, weil ich authentisch sein konnte - einige Bekannte, Freunde sowie Kollegen haben mir sogar gesagt, sie spürten es jahrelang, dass ich unglücklich gewesen sei und eine Art Maske aufhatte. Ich war wohl einfach freier geworden und das ohne mich anzubiedern.

Bin mir sicher, die ganzen Leute in meiner Heimat, für die ich vor 10 Jahren ein seriöser junger Mann war, würden mich heute lächerlich und unseriös finden, aber da stehe ich drüber, mehr noch ich finde es amüsant, wie man so oberflächlich sein und sich gleichsam für gebildet, wichtig, stilvoll und sonst was halten kann wie diese Leute dort.

Ich habe mit der Zeit auch keinen gebrauchten Siebener-BMW mehr benötigt, um mich stark zu fühlen und sicher zu sein, habe ihn verkauft und sitze jetzt in einem alten Mercedes, der 1700 Euro gekostet hat. Die Kleidung war wahrscheinlich der vollendete Schritt: Ich war irgendwann selbstbewusst genug, zu sagen, ich gehe auch mal im Jogging aus dem Haus und was andere sagen ist mir egal oder ziehe einfach ein schönes Langarmshirt an statt einem Hemd, das kann den anderen gefallen oder nicht - passt doch auch, ICH finde es super und ich gefalle mir so viel besser ;-)

Was vielleicht auch etwas half waren Bücher, z.B. "Sorge dich nicht - lebe!" von Dale Carnegie, aber das waren mehr so Appetithappen für alles weitere Gute, das folgte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ilnein1809 
Fragesteller
 22.03.2022, 11:26

omg… danke das du mir bzw. uns das hier so ausführlich erzählt hast. Einfach nur wow. So muss das laufen, glücklich sein und sich so wohlfühlen indem was man tut!🌼

1
rotesand  22.03.2022, 14:50
@ilnein1809

War mir auch wichtig :-). Es geht mir gut und ich habe deutlich mehr Lebensqualität. Früher hatte ich mir oft eingeredet, dass alles gut sei, inzwischen aber weiß ich, es ist erst jetzt wirklich in Ordnung ;-)

2

So, wie man es eigentlich nicht bekommen sollte: Indem ich mich verändert habe, bis ich bei anderen Menschen sehr beliebt war. Mittlerweile folge ich wieder mehr meinem ursprünglichen, eigenen Kompass, aber die negativen Reaktionen des Umfelds nahmen dadurch auch teilweise wieder zu.

Durch gute und leider auch schlechte Lebenserfahrungen. All das prägt einen und ab einem gewissen Alter nimmt man vieles gelassener oder einfach nicht mehr wichtig.

Indem ich meinen Kleidungsstil geändert hab (angefangen High Waist Hosen zu tragen) Außerdem hab ich begonnen zu schauen, was ich an mir mag und hab mich darauf konzentriert

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrungen

Durch Kraftsport breiter geworden und dadurch dann Komplimente erhalten.