Wie habt ihr die 2000er erlebt?

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Die 2000 er waren für mich lebensverändernd.

Meine Eltern waren schwer krank und ich musste mich von ihnen verabschieden, habe sie sterbebegleitet.

Das war einschneidend und ich wurde schlagartig erwachsen.

DianaValesko  03.03.2023, 19:23

Danke für den ⭐ und alles Gute für dich

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ganz entspannt 90er waren noch besser

Dieses Jahrzehnt war für mich (Jahrgang 1990) schon eine prägende Zeit, in der sich vieles getan hat: Ging ich 2000 noch in die dritte Klasse der übersichtlichen Grundschule und zur Erstkommunion, stand ich 2010 schon halbwegs im Berufsleben und beendete die Ausbildung, hatte ein eigenes Auto, eine Freundin und ein paar Ziele und Wünsche.

Meine Jugendzeit habe ich als ziemlich gut in Erinnerung und auch als durchweg ziemlich angenehm, nur die Realschule war nicht so dolle - aber die spielt im Nachhinein die deutlich kleinere Rolle wie alles andere: Erlebnisse in der Familie, mit Freunden oder Bekannten sind deutlich wichtiger. Ich habe mir schon mit ca. 14 gesagt: Das Bündnis zur Klasse reißt irgendwann einmal, das zur Verwandtschaft aber nie. Und so ist es gekommen.

Begebenheiten wie Schulabschluss, erster Kuss, erste Freundin, erstes Mal (war trotz dem Gipsbein meiner damaligen Freundin Caro total schön^^ Caro war auch die erste große Liebe), Ausbildung, Führerschein, erstes Auto (ein ganz alter Audi aus den 80er-Jahren für 500 Euro, aber er fuhr und war recht gepflegt), die ersten eigenen Unternehmungen, der 18. Geburtstag (wurde aber nicht groß gefeiert, war ein Werktag), die Entdeckung von PCs und Internet sowie "neuen Medien" (MP3 und so was ... 256 Megabyte auf dem Player waren um 2005 das Nonplusultra) und vieles mehr fällt bei mir in die 2000er - das hinterlässt schon ein gewisses Maß an Erinnerungen und die 2000er waren für mich eigentlich gut.

Ich war ein typischer Jugendlicher der Jahrtausendwende und habe nicht das Gefühl, was verpasst zu haben. Die Realschule habe ich wie gesagt nicht so wirklich gern besucht weil die Klasse unglücklich zusammengestellt war (ja, Gott, es gibt immer den King nach oben und den King nach unten - bei uns war das Klima dank der "coolen Stars" und deren Eltern ziemlich winterlich), aber meine Ausbildung zum Industriekaufmann war okay, ich hatte meine Kumpels, Freizeitvergnügen und mit 17 Jahren eine liebe Freundin (Caro) und alles hat gepasst. Es ging mir sicher nicht schlecht. Finanziell ging's uns auch nicht übel, ich bin bei meinem Opa großgeworden und er hat getan, was er konnte - er war alt (Jahrgang 1925), aber ein entspannter und friedlicher Mensch.

Ich kam im Herbst 2006 in die 10. Klasse, hatte mich damals für Lehrstellen und weiterführende Schulen beworben, war ein ganz normaler, vielleicht etwas ruhiger Jugendlicher, der Freunde hatte, Maren und Kerstin und Sabrina aus der Parallelklasse attraktiv fand und sich darauf freute, mit 18 den Autoführerschein machen zu dürfen. Ich habe mich für Musik interessiert, ein bisschen für Autos, Fußball und war gern draußen. Ich hatte gern Krimiserien geschaut und "Aktenzeichen XY" mit Rudi Cerne, das damals immer donnerstags lief, hatte einen eigenen Fernseher (ein alter Nordmende Schwarzweiß-Fernseher mit Zimmerantenne von Interfunk, aber ich war stolz wie Bolle drauf) und eine kompakte Anlage in meinem Zimmer, hörte viel Radio und die Musik war schon immer sehr wichtig.

Ich gebe auch gern zu, dass ich als Jugendlicher in die Sängerinnen Kristina Bach und Kate Ryan ein bisschen verknallt war und mir Sendungen wie den ZDF-Fernsehgarten extra ihretwegen ansah :-)

https://www.youtube.com/watch?v=8SEkMq4vsWs

https://www.youtube.com/watch?v=kkmNsQQwG_U

Das Leben in den 2000ern war in der konservativ geprägten, in Teilen reaktionär alles Neue erstmal mit Vehemenz ablehnenden Vorstadt ansonsten sehr ruhig, ich lebte auf meinem Jugend-/Kinderzimmer und außer der Schule gab es meine Kumpels, viel Musik, erste Gehversuche im Internet, Partyfans.com (ein primitiver Chatroom), gelegentliche Partys und gelegentlich ein Glas Bier oder dieses V-Plus-Curubazeugs und Ähnliches. Es war alles irgendwie sehr berechenbar und die Stimmung war zumeist sehr entspannt. Ich ging wie gesagt nicht besonders gern zur Schule, aber ich hatte keine andere Wahl und machte das Beste draus, indem ich mir sagte, nach dem Wochenende ist vor dem Wochenende; ich freute mich darauf, die ungeliebte Realschule im Sommer 2007 verlassen zu dürfen.

Ich war als Typ relativ ruhig, aber trotzdem war bei uns allerhand los, ein Partyleben hatten wir selbstverständlich auch - es war nur anders als heute nach dem Motto ------> Spielesammlung und danach Flaschendrehen mit Judith und Mareike und Verena am 16. Geburtstag von der Ann-Sophie^^ so irgendwie was - und man fragte sich vorher, welches T-Shirt man über welches Langarmshirt und zu welcher schlabbrigen dünnen Cargohose trägt um "cool" zu sein und attraktiver auf Judith oder Mareike oder Verena zu wirken, die sich genauso angezogen haben... und man hatte die Baby-G genauso dabei oder zumindest eine Uhr, die so ähnlich aussah ;-). Alkohol gab's auch, aber "Komatrinker" waren wir nicht - möglicherweise waren das Gleichaltrige andernorts, die "Dorfkinder" etwa hatten oft schon weit vor Partys ganz gut vorgeglüht und harte Sachen intus, während wir von der Stadt uns mit Pils und Radler, V-Plus Curuba von Veltins oder Würzburger Hofbräu und Oettinger so halbwegs an das Thema rantasteten und den Libero-Boonekamp vom Schlecker eklig fanden.

Das trifft's im Ganzen gut, aber andererseits sollte man die Vergangenheit nicht glorifizieren - wir waren nicht besser als die heutige Generation (und auch nicht schlechter), nur anders. Es gab außerdem nicht nur "normale Mädels" wie Judith oder Mareike oder Verena, sondern auch solche, die sich für coole Supermodels hielten und die Schule mit einem Laufsteg verwechselten bis der arme Rektor unserer Realschule entnervt im Sommer 2006 ein "Edikt" für angemessene Kleidung umsetzte ------> wie war das noch gleich damals ... Christine, Maren und Jasmin?! Ouh ja...! Man sollte daher eigentlich die Kirche im Dorf lassen, vieles stellt man sich im Nachhinein schöner vor als dass es wirklich gewesen ist. Aber es war schon echt okay.

Bei uns gab es zwar keine Kadashians und keine Tiktoks, keine Influencer und kein Pokémon Go (das hat man fast vergessen und auch das Tiktokgedöns ist sicher bald wieder Vergangenheit und interessiert keinen mehr), aber dafür anderen Unsinn und andere bisweilen suspekt wirkenden Vorbilder wie meinetwegen Xzibit, der "Pimp My Ride" moderiert hat - man hat es nur nicht mehr ganz auf dem Schirm, weil man Unangenehmes oft verdrängt. Jede Generation hat die für die typischen "Werte" und "Statussymbole" - bei uns waren es vielleicht die Playstation 1 oder 2, Discmans oder MP3-Player mit 256 MB Speicherkapazität, was so für 50-60 Lieder ausreichte, aber Gameboys waren bei uns auch schon "out" und Tamagotschis und Ähnliches hatte auch niemand - ich glaub das waren eher die, die so zehn Jahre älter waren als wir.

Also -------> meine Jugend war okay. Aber vermisse ich das? Nein, eigentlich nicht. Es war nett, aber es fehlt mir nicht. Klar, die Gesellschaft war ruhiger und konstanter; es veränderte sich nicht fortlaufend alles und es war klar, dass man in der Schule die Frau Speer auch im nächsten Jahr haben wird; die Autos sahen cooler aus und es war in der Jugend oft ziemlich unbeschwert.. aber heute mit 32 habe ich viel mehr und auch viele Ziele erreicht, die ich mir damals gesteckt hatte und lebe in geordneten Verhältnissen - und die moderne Technik ist zwar klasse, wenn man sie bewusst und nicht für jeden Unfug nutzt. Im Grunde vermisse ich nichts. Sorgen gab es damals auch und wenn es nur komische Lehrer waren oder Stress mit anderen Personen oder Angst vor schlechten Noten.

XXX

Hier ist mal eine "heute"-Ausgabe vom August 2004 - für mich war im Rückblick das 14./15. Lebensjahr besonders prägend, in dem befand ich mich just damals. Da haben sich die Hobbys, die ich heute noch habe und mein Musikgeschmack gebildet - ich sage im Nachhinein, so mit 13/14/15 Jahren wurde ich nachhaltig "sozialisiert" und wurde der, der ich heute bin.

https://www.youtube.com/watch?v=zeB23RWToLw

Und hier ist "heute" vom 1. Januar 2000 mit Hinweisen zum "Millenniumstaumel" und der CDU-Spendenaffäre... die ich als Kind so am Rande mitbekommen habe (Karlheinz Schreiber usw.), weil wir eine CDU-Familie waren, daheim Focus lasen und ich als Kind schon oft auch in politische Gespräche einbezogen wurde.

https://www.youtube.com/watch?v=jJkWleA41CM

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

War eine gute Zeit- besser als jetzt.😅 Es war meine Jugend!🥰 Ich vermisse es..

2000er Jahre waren besser als jetzt.

Bin 95er Baujahr und fand es auch dieser Zeit Kinderfreundlicher als Heute