Wie ging es den deutschen Bürgern im zweiten Weltkrieg?

7 Antworten

Jeder hat was mitbekommen! Der Eine mehr, der andere weniger.

Insgesamt standen in den sechs Kriegsjahren fast 18 Millionen Männer bei der Wehrmacht unter Waffen. Hier dürften aus jeder Familie in Deutschland jemand dabei gewesen sein, manchmal sogar mehrere. Davon fielen 5,3 Millionen - in jeder noch so kleinen Ortschaft finden sich Kriegsgräber oder Mahnmale.

600.000 Zivilisten starben bei der Bombardierung von 161 Städten und 850 Ortschaften. Viele Städte wurden mehrfach angegriffen. 13 Millionen Menschen verloren durch die Bombenangriffe ihre Wohnung.

12 Millionen Deutsche wurden aus den Ostgebieten vertreiben oder flüchteten. Die wurden, nach einer Zwischenstation im Übergangslager bei den Einheimischen Zwangseinquartiert.

7 Millionen Menschen war als "Displaced Persons" zum Kriegsende in Deutschland. Zwangsarbeiter, (Kriegs)Gefangene, Flüchtlinge und andere.

Einkaufen konnte man nur auf Bezugsschein. Und zwar nur eine bestimmte Menge. Bezugsscheine für eine ganz bestimmte Menge Lebensmittel, später auch Kleidung, gab es von August 1939 an. Dadurch wurden erst bestimmte Lebensmittel, später fast alle rationiert. Anfangs gab es noch 2,4 kg Brot pro Woche pro Person. Am Ende nur noch 1,7 kg. Natürlich nur, wenn die Ware auch vorrätig war, was nicht immer der Fall war.

Hunger und Kälte prägten vor allem im letzten Kriegswinter viele Haushalte. In den Städten war es natürlich schlimmer als auf dem Land. Dort konnte man leichter was beschaffen.

Und viele haben mitbekommen, wie jüdische Nachbarn oder (damals sagte man) Zigeuner deportiert wurden und für immer verschwanden.

Nach und nach, als die Zerstörungen immer mehr wurden und immer mehr Männer eingezogen wurden und immer mehr Frauen in die Industrie mussten, wurde das kulturelle Leben auch weniger. Theater und Kinos schlossen, Musiker traten seltener auf usw.

Und noch vieles, vieles mehr...

Woher ich das weiß:Hobby

Meine Großeltern mütterlicherseits hatten 3 Söhne, die den Krieg als Wehrmachtsoldaten mitgemacht und überlebt haben. Meine Großeltern väterlicherseits hatten 2 Söhne: Meinen Vater und meinen Onkel. Mein Onkel ist 1944 mit 25 Jahren in Russland gefallen. Die Menschen in den Städten haben die Luftangriffe mitgemacht.

Natürlich haben sie was mitbekommen, spätestens als die Bomben fielen.

Meine Oma war damals eine junge Frau (*1924), ihr Vater hatte das Glück, nicht eingezogen zu werden weil er bei der Reichsbahn gearbeitet hat und im WW1 schon sozusagen seine Schuldigkeit getan hatte aber viele Männer mussten an die Front und wenige davon kamen zurück, manche erst Jahre später.
Als es dann immer schlechter aussah fürs Deutsche Reich wurde vieles knapp aber meine Urgroßeltern hatten ja schon einen verlorenen Krieg erlebt und vorgesorgt: Den Tierbestand um 2 Sauen und eine Kuh erhöht und einen 2. Acker gepachtet.

Oma musste jeden Morgen 6km zur Arbeit gehen, das wurde durch Bomber und Tiefflieger aber so gefährlich, das sie sich ein Zimmer vor Ort nehmen musste. Oft war sie den Schüssen nur entgangen indem sie vom Rad gesprungen und unter eine Böschung gekrochen war... Sie arbeitete im Lohnbüro des Bahnhofs, eines bevorzugten Ziels also. Nachdem Phosphorbomben in der Stadt gefallen waren wurden die Angestellten in einen Waggon gleich vorm Bunker umquartiert.

Das Elternhaus und der Bahnhof gegenüber wurden nicht beschädigt, die Bomben haben alle den Bach jenseits der Gleise getroffen, pures Glück.
Die andere Oma hatte weniger Glück, ihre Wohnung war nur noch ein Haufen Trümmer und sie lebte danach im Keller eines ebenfalls ausgebombten Bäckers.

Mein Schwiegervater war als kleiner Junge dabei, als Kassel niederbrannte, er hat noch heute die Bilder vor Augen als er in der Panik seine Mutter verloren hatte (sie haben sich wiedergefunden) und ein brennender Soldat ihn in in den Bunker geworfen hat vor dessen Tür er starb.
Sein Vater wurde wegen seiner politischen Einstellung an die Ostfront geschickt und starb dort wie beabsichtigt.

Wie kann man das nicht mitbekommen?

Ein Verwandter war bei der SS, er zog mit nach Polen und desertierte dann als er die Gräueltaten sah. Was aus ihm wurde weiß keiner, ein Brief aus Frankreich besagte, das er in Amerika verschwinden wollte. Er erzählte wohl einigen, was da vorging.

Der Krieg war allgegenwärtig. Soldaten wurden aus der eigenen Familie oder denen von Freunden und Nachbarn rekrutiert. Gefallene gab es bei diesen auch immer mal wieder. Dazu kamen Einschränkungen im Warenangebot, Bomben auf Städte und Betriebe, Radio- und Pressemeldungen ... ich denke, jeder hat was mitgekriegt.

Am Ende des Krieges wurden viele Städte durch Bomben in Schutt und Asche gelegt. Viele Männer sind gestorben (das haben die Familien schon mitbekommen ;-))