Wie formuliert man die Maxime nach Kant?
(ich möchte fremdgehen - wie muss ich dazu den kategorischen Imperativ auslegen) oder präzieser: Angenommen man ist schon liiert, darf man mit einem weiteren oder mehreren Partnern (auch gleichzeitig) verkehren? Wie wäre die Maxime formuliert?
3 Antworten
Mahlzeit,
dein Beispiel ist tatsächlich ziemlich gut geeignet, um Kants KI (Kategorischen Imperativ) zu erklären...
Die bekannteste Formulierung des KI lautet in etwa:
Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
Was ist eine Maxime?
Eine Maxime ist ein Grundsatz, nach dem man handeln will.
Beispiele:
- Ich will meinen Freunden immer helfen, wenn sie Probleme haben.
- Ich will Versprechen, die ich gegeben habe, grundsätzlich einhalten.
- Ich will meine Mitmenschen betrügen, wenn ich davon mehr Vorteile, als Nachteile haben würde.
- Ich jeden Morgen eine Tasse Kaffee trinken.
Deine Maxime könnte in etwa so lauten:
- Ich will, mit zur gleichen Zeit mit mehren Partnern schlafen, wenn ich die Gelegenheit dazu haben sollte.
Eine Maxime ist jedoch nach Kant dann und nur dann moralisch gut, wenn sie im Moralgesetz (dem KI) gründet. Um deine Maxime daraufhin zu prüfen, ob sie in diesem Sinne gut ist, müssen wir uns zwei Fragen Stellen:
- Ist deine Maxime überhaupt als allgemeines Gesetz denkbar?
- Kann man wirklich wollen, dass alle nach diesem Gesetz handeln?
(1.) Allgemeines Gesetz:
Man kann sagen, dass es zur Zeit in unserer Gesellschaft Konvention ist, dass man seinem Partner bzw. seiner Partnerin in einer romatnischen Beziehung, Partnerschaft oder Ehe sexuell treu ist. Das bedeutet, wenn man mit jemandem in so einer in einer Beziehung lebt, gibt man ihm auch implizit das Versprechen sexuell treu zu sein.
Eine Maxime, aus der folgt, dass man ein Versprechen brechen muss, kann gar nicht erst zum allgemeinen Gesetz werden. Denn wenn jeder, jedes Versprechen brechen würde, wenn es ihm irgendeinen Vorteil bringt, wäre dies die Auflösung des Begriffs Versprechen.
Kurz: Wenn man fremdgeht, bricht man das Treueversprechen, das oben genannte Beziehungen normalerweise beinhalten.
Einziger möglicher Ausweg: Du fragst deinen Partner oder deine Partnerin, ob du auch mit anderen Leuten schlafen darfst. Ihr könntet ja ausdrücklich vereinbaren, dass die gewöhnliche Übereinkunft einander sexuell treu zu sein, für eure Beziehung nicht gilt.
"Ich will mit mehreren Sexualpartnern verkehren, wenn ich die Gelegenheit dazu habe und der Partner aus meiner Primärbeziehung damit grundsätzlich einverstanden ist" könnte ein allgemeines Gesetz werden.
(2.) Inhaltliche Prüfung:
Kannst du wollen, dass alle Leute nach dem eben genannten Gesetz handeln? Vermutlich ja. Du hast wohl keine Probleme damit, wenn dein Partner oder deine Partnerin etwas tut, womit du grundsätzlich einverstanden bist.
Es gibt allerdings noch andere, weniger bekannte, Formulierungen des KI. Warum die letzlich zueinander äquivalent sind, ist etwas komplizierter. Eine davon ist jedenfalls die sogenannte Menschenzweckformel:
Handle stets so, dass du die Menscheit, sowohl in deiner Person, als auch in jeder anderen, immer zugleich als Zweck an sich selbst und nicht bloß als Mittel gebrauchst. Oder so ähnlich...
Falls dir der Partner aus deiner Primärbeziehung mit gelegentlichen Seitensprüngen einverstanden ist, musst du dich auch noch fragen, ob du deine Seitensprungpartner nur als Mittel zu deiner Befriedigung gebrauchst (was moralisch böse wäre) oder es, trotz deiner Primärbeziehung, dabei auch noch um mehr geht... was auch immer das heißen soll...
Jedenfalls scheint es denkbar zu sein, dass ein überzeugter Kantianer unter den genannten Bedingungen polygam leben kann^^
Das hieße dann ja nicht, alle dürfen fremdgehen, sondern alle müssen fremdgehen. Zweimal Verkehr mit dem selben Partner wird verboten. Sag hallo zu HIV-Viren und Spirochäten...
Nein, ein allgemeines Gesetz kann auch eine "Kann-Bestimmung" (Jeder darf fremdgehen) sein, das muss keine Verpflichtung sein.
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz wäre.
Fremdgehen bedeutet, dass du nach einer Maxime handelst, die Rücksichtnahme und Treue zum Partner ablehnt. Kann diese Maxime Gegenstand einer allgemeinen Gesetzgebung gemacht werden? Nein, kann sie nicht.
Mit Naturkonstanten kannst du nicht argumentieren, siehe naturalisitischer Fehlschluss. Der Kategorische Imperativ wurde von Kant in Zusammenhang mit der Ehtik aufgestellt. Bei Ethik geht es immer um zwischenmenschliche Rücksichtnahme und Verantwortung. Bei Verantwortung geht es wiederum um Bewusstsein, dem eigenen Willen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten. Wenn du fremdgehen würdest, bedeutet das, dass du bereits eine Beziehung hast. Du würdest deinem Partner signalisieren, dass du mit ihm nicht zufrieden bist, und ihn dadurch emotional verletzen. Findest du das denn gut, deinen Partner zu verletzen? Willst du andere Menschen durch dein rücksichtloses Verhalten vor den Kopf stoßen? Um diese Fragen geht es. Ob du andere mit deinem Verhalten verletzt und du das willst. Wenn du andere verletzen möchtest, brauchst du dich aber nicht zu wundern, dass dich keiner ausstehen kann und du ausgeschlossen wirst.
und warum? warum sollte es kein allgemeines Gesetz geben, dass mit Untreue kein Problem hat. Treue ist keine Naturkonstante in Beziehungen von Tieren - wie würdest du denn anhand des k.I dieses Ergebnis herleiten?