Wie findet ihr es, wenn Haushaltshilfen, oder Arbeitssuchende sich selbst in ihrer Anzeige als "gehorsam" bezeichnen?
Ich arbeite selbst als Haushaltshilfe und habe mir Profile von anderen Haushaltshilfenangesehen, um zu wissen, wie sie Werbung für sich machen. Dabei ist mir aufgefallen, dass in ein paar Profilen steht, dass die Person (m und w) gehorsam ist. Bsp: "Sauberkeit ist mir wichtig. Ich putze gerne. Ich bin fleißig und gehorsam. Ich putze seit Jahren und liebe den Job" Zweites Beispiel: "Hallo Ich bin ein fleißiger gehorsamer Arbeiter der seine Arbeit voller Leidenschaft und Freude macht. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit".
Ich selbst würde nicht auf die Idee kommen, mich in einer Anzeige als gehorsam zu bezeichnen und würde auch niemanden engagieren, der das tut, da ich das Gefühl hatte, dass da andere Interessen im Spiel sind. Was denkt ihr?
10 Stimmen
7 Antworten
Ich denke, das ist wohl schlechter Übersetzung geschuldet.
Ich will nicht sagen, dass die meisten Putzleute einen Migrationshintergrund haben und der deutschen Sprache nicht richtig mächtig sind, aber bei einigen ist es definitiv so.
Das hat wohl was mit anderer Kultur zu tun denke ich und wie gesagt, schlechter Übersetzung.
Ich würde da genau wie du reagieren: für eine Position wie diese ist die Selbsteinschätzung, 'gehorsam' zu sein, fast schon fatal.
Sie deutet auf unselbständiges Arbeiten hin, wo jemand nicht allein sieht, was als nächstes zu tun ist, mit hängenden Armen herumsteht und Weisungen von Vorgesetzten braucht, denen er gehorcht.
Auf den 1. Blick - denn genauso kann es ein Hinweis sein auf jemanden, der im Team gearbeitet hat und organisatorisch sehr gut war, nur im Konflikt mit minderbegabten Vorgesetzten die Hierarchie zu spüren bekommen hat. So jemand würde in künftigen Bewerbungen auch 'gehorsam' benutzen, um sich eventuellem Hickhack zu entziehen.
Oder - ganz banal : da hat jemand den Anzeigentext formulieren helfen, der sich der deutschen Sprache eher mächtig fühlte als die Küchenhilfe selbst - und wer weiß - vielleicht gibt es ja sogar Felder zum Ankreuzen in typisierten Bögen zum Berufsbild der Haushaltshilfe, denen dieser unglückliche Begriff zugrundeliegt.
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Irgendwie schwebt mir aber auch grad ein Bild aus der Welt derjenigen vor, die - umgeben von Personal - ihr Leben in Wohlstand genießen: zu deren Horizont passt das Bild von Gehorsam bei Untergebenen im Haushalt sehr gut - und womöglich ist solch eine Anzeige auf sie gemünzt.
Es nur auf Sexuelles einzuschränken hielte ich für _ zu beschränkt.
Was denkt ihr?
"Gehorsamkeit" klingt für mich zu sehr nach Unterwürfigkeit - das ist für ein angenehmes Arbeitsverhältnis nichts zuträgliches.
Umgekehrt halte ich es für selbstverständlich (und nicht für eine besondere "Stärke"), dass jemand, den ich für eine Tätigkeit anstelle, diese gewissenhaft und entsprechend meiner Wünsche ausführt.
LG
Ich finde den Begriff eher merkwürdig. Denn natürlich sollte sollte man jetzt nicht aufmüpfig als Angestellte sein. Aber Gehorsam verbinde ich jetzt eher mit "Ich mache alles, was gesagt wird und dabei ist es egal, was das ist)
Ich habe aktuell mal wieder eine Autobiografie von einer Person gelesen, die zu Zeiten von Apartheit als Schwarzer in Südafrika aufgewachsen ist. Dort kam der Begriff vor...weil man eben als Schwarzer quasi keine Rechte hatte und gegenüber Weißen gehorsam sein musste. Gehorsam verbinde ich mit der Tatsache, dass nichts hinterfragt werden darfund das finde ich nicht gut.
da ich das Gefühl hatte, dass da andere Interessen im Spiel sind
Auf solche Gedanken würde ich nie kommen.
Dieses "gehorsam" klingt für mich eher unselbständig und nach "ich putz das Klo auch mit der Zahnbürste wenn man das verlangt".