Wie findet ihr diese Langweiligen Geschichtstexte?
Meine Herren, der Gegenstand, der der heutigen Tagesordnung vorliegt, ist oft als Schlußstein der deutschen Verfassung angegeben worden, auch in dem Berichte des Ausschusses wird gesagt, es sei die höchste Spitze der deutschen Verfassung. […] Ich erlaube mir, Sie auf die Bedeutung der heutigen socialen Bewegung aufmerksam zu machen. Erinnern Sie sich, daß unsere Bewegung auch zum großen Theile davon ausging, daß das Volk materiell elend ist. Nicht um Schaffung bloßer politischer Formen handelte es sich in der Gegenwart. Sie alle müssen überzeugt sein, daß nur dann, wenn das Volk materiell zufrieden leben kann, irgend eine Staatsform Grund und Boden haben wird, und nun frage ich, wenn Sie den Kaiser-Luxus an die Spitze des Staates gestellt haben, wird er da nicht von oben bis unten, bis zum kleinsten Fürstchen Nachahmung finden. Man hat sich über den Aufwand der Fürsten beklagt, wie wird es erst werden, wenn die kleineren Fürsten dem Kaiser nachahmen wollen! Wir behalten unsere unendlichen Ausgaben für die stehenden Heere, für das ganze Beamtenwesen, kurz alle Lasten, welche das alte System hatte, sie werden durch das Kaiserthum erhöht und das materielle Wohl kann nicht befördert werden. […] Meine Herren! Stellen Sie keinen Kaiser an die Spitze Deutschlands […], Sie bleiben stehen in der Hälfte der Bewegung und Sie bauen ein Werk, dass sehr bald von der fortdauernden Bewegung der Zeit niedergerissen werden wird. (Beifall auf der Linken.)
3 Antworten
Dieser "langweilige Geschichtstext" hat mich neugierig gemacht, ich lese vielleicht noch ein paar mehr Sachen aus den Protokollen der Paulskirchenversammlung.
Danke für die Anregung!
Klingt nach einer Parlamentsrede von einem (vermutlich) sozialdemokratischen Abgeordneten, die dieser um 1871 herum gehalten haben könnte. August Bebel wäre ein möglicher Kandidat ... aber das ist nur geraten. Könnte aber auch eine Rede aus der Zeit der Revolution von 1848/49 sein; gehalten in der Frankfurter Paulskirche ...
Grundsätzlich gefällt sie mir besser als der Großteil der heutigen Parlamentsreden; schließlich weiß man hier, wofür und wogegen der Sprecher (zu der Zeit saßen noch keine Frauen als stimmberechtigte Mitglieder im Parlament; sie hatten weder aktives noch passives Wahlrecht) plädiert. Bei aktuellen Redebeiträgen im Bundestag ist es ja häufig genug Glückssache, den Sinn eines Beitrages zu erkennen.
Nope, es war nicht Bebel, der war zu dem Zeitpunkt als die Rede gehalten wurde gerade 9 Jahre alt :-)
Ich hab's nachgeprüft. Ist aus der Paulskirche. Friedrich J. Schütz.
Ich hatte zuerst noch die Weimarer Verfassungsversammlung im Verdacht, aber das passte nicht so ganz...
Ist eben Geschwurbel von damals. Da hat sich einer als besonders findig hingestellt. Nunja.
Aber Jugendsprache ist auch nicht Jedermanns Ding.
Jo gerne kann auch noch mehr schicken