Wenn man es historisch betrachtet, muss man auch andere Faktoren berücksichtigen. Zum Beispiel: welche Pferderassen und -typen waren überhaupt verfügbar, und wie konnte man selbige versorgen?
Die allererste Sorte der Kavallerie waren Streitwagen. Bei den Sumerern gab es eine vierrädrigen Wagen, oft von Eseln gezogen. In der Bronzezeit wurde dann der leichte, zweirädrige Wagen mit zwei Pferden zur besten Kriegstechnologie. Die Streitwagen dienten vor allem als mobile Plattformen für Bogenschützen und Speerwerfer. Bei einem Frontalangriff konnten sie nur Erfolg haben, wenn sie Gegenseite nicht gut ausgerüstet war und vom Lärm und von der Masse der anstürmenden Tiere eingeschüchtert wurde. Ansonsten war es nicht ratsam, die überaus teuren Wagen und Pferde in einem unübersichtlichen Nahkampf zu riskieren.
Auch die Kelten hatten zweirädrige Wagen von diesem Typ - allerdings war es bei ihnen wohl üblich, zum Kampf vom Wagen abzusteigen... Man nutzte die Wagen hier eher, um die Elite der Infanterie schnell zum richtigen Ort zu bringen, oder um im Zweifelsfall fliehen zu können.
Zu dieser Zeit wurden Pferde schon gezielt gezüchtet und trainiert - entsprechende Belege gibt es aus Assyrien und Ägypten - sie waren aber eher klein und zierlich. Kaltblüter gab es noch gar nicht, entsprechend hatte man auch keine Wahl im Pferdetyp.
In der Eisenzeit gab es die ersten berittenen Einheiten. Alexander der Große setzte erfolgreich Kavallerie-Einheiten ein, allerdings im Verband mit Phalanx und Speerträgern. Da man damals noch keine Steigbügel hatte und die Pferde immer noch nicht so groß waren wie heutige Warmblüter, war die Durchschlagskraft bei einem Sturmangriff geringer.
Während bei den Völkern des Mittelmeerraums (Ägypter, Assyrer, Perser, Griechen, Römer) das Pferd ein teures und besonderes "Kriegsgerät" war und nur eine bestimmte Elite oder für Spezialeinheiten zur Verfügung stand, waren die Steppenvölker Zentralasiens ganz anders organisiert. Diese Nomadenvölkern hatten große Pferdeherden und ihre Krieger waren zum Teil komplett beritten. Das hieß aber auch, dass die Pferde nicht in königlichen Stallungen mit bestem Futter versorgt wurden, sondern in der Steppe mit dem verfügbaren Weidegras und bei jedem Wetter zurecht kommen mussten. Daher ist es kein Wunder, dass von den Hunnen bis zu den Mongolen eher kleine, robuste Pferde mit dickem Fell zum Einsatz kamen.
Die Nomaden passten ihre gesamte Taktik auf die Reiterei an - schnelle Angriffe, ein paar Schüsse mit dem Kompositbogen, und schon waren sie wieder verschwunden. Sie hatten nicht die Möglichkeit und nicht die Motivation, den Schildwall einer geschulten Infanterie per Sturmangriff zu sprengen, sie machten den Feind mit Bogensalven mürbe und lockten sie mit fingierten Rückzug aus der Formation. Lies Mal den Bericht von Herodot über einen Feldzug der Perser gegen die Skythen... Das war ein grandioser Fehlschlag der Perser, weil die berittenen und nomadisch lebenden Skythen dem Heerzug einfach auswichen.
Bis in die römische Zeit waren alle Kavalleriepferde eher klein, aus dem einfachen Grund, dass größere Rassen gar nicht existierten.
Erst nach der Zeitenwende kam die gepanzerte Reiterei in Mode - und mit ihnen die Notwendigkeit, größere und kräftigere Streitrosse zu züchten. Die Ursprünge liegen vermutlich bei mit Schuppenpanzern und Speeren ausgerüsteten Eliteeinheiten der Skythen, die dann als "Kataphrakten" bei Persern und Byzantinern zum Einsatz kamen. In Europa gelten die fränkischen Panzerreiter als Ursprung der Ritter. Während die Kavallerie in Europa sich im Laufe des Mittelalters zur gepanzerten Elitetruppe für den Sturmangriff entwickelte, setzen Araber und Mongolen weiterhin auch auf leichtere berittene Bogenschützen. Entsprechend unterschieden sich auch die verwendeten Pferdetypen.