Es tut mir sehr leid, das zu hören. Du sitzt in der Klemme zwischen den Traditionen deiner Familie und der Kultur deines Landes. Egal, was du tust, du kannst es niemals allen Recht machen.
Es ist leicht zu sagen; "triff deine eigene Entscheidung" - aber schwer, das auch wirklich zu tun.
Meiner Meinung nach ist das Kopftuch lediglich eine Tradition. Es hat mit der Kultur der Leute zu tun, nicht im Kern mit Gott. Im Koran stehen nur einige Andeutungen - ich nehme an, du kennst die betreffenden Verse? Es geht da nicht das Äußere, das ist nur Stoff, sondern es geht um die innere Haltung der Sittsamkeit und Bescheidenheit. Welche Hadithen man dann noch dazu zieht, und wie man aus den Koranversen eine strikte Kleiderordnung interpretiert - das unterliegt in verschiedenen muslimischen Gruppen großen Schwankungen. Manche legen nur symbolisch ein dünnes Tuch locker auf die Haare, andere packen ihren gesamten Körper in eine Burka, sodass sie von der Welt komplett abgeschottet sind. Es gibt auch Muslimas, die überhaupt kein Kopftuch tragen:
https://www.deutschlandfunk.de/liberal-islamischer-bund-als-wuerden-die-den-islam-komplett-100.html
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Kurz: Du kannst mit und ohne Kopftuch Muslima sein. Theologisch ist das kein so großes Problem. Die Frage ist wohl eher, ob du dich weiterhin an die spezifische Tradition deiner Familie halten willst. Und das ist schwierig, wenn du dich einerseits schlecht damit fühlst, aber andererseits auch keinen Streit anfangen möchtest.
Gibt es in deiner Familie jemanden, dem du vertraust? Mir dem du reden kannst, auch über Religion?
Ansonsten kannst du dich vielleicht an die Beratungsstelle von Rahma wenden: https://rahmazentrum.de/