Wie fängt man beim Springreiten an?

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Meine erste Springreitstunde verlief folgendermaßen. DA waren zwei Hindernisse in der Halle aufgebaut, über die man springen sollte. Der RL hat mit uns den korrekten leichten Sitz nicht geübt, wir sollten einfach los. Die Pferde in der Abteilung sind fast alle durchgegangen wie die Feuerwehr.

Viele Jahre später mit eigenem Pferd habe ich dann einen 6 Tage Springkurs bei Rolf Becher mitgemacht. GENIAL.

Zuerst lernten wir gründlichst den korrekten leichten Sitz, ohne zu springen. Wir ritten also sozusagen Dressur im leichten Sitz. Zirkel, Schlangenlinien. Volten.. die Hufschlagfiguren halt.  Im korrekten leichten Sitz, wohlgemerkt. Das geht. Rolf Becher sagt, dass man - wenn man es kann - sein Pferd bis L im leichten Sitz reiten kann.
Dann baute er mit Stangen in der Mitte der Bahn so eine Art Eisenbahnschiene auf. Also mehrere Stangen hintereinander parallell gelegt, wie Eisenbahnschienen halt. ca 1,20 breit und 20 m lang. Dadurch mussten wir traben und dann auch galoppieren. DAs war schon nicht einfach, da man die Pferde schon recht genau reiten muss,, sie dürfen nicht ins Schwanken kommen.  Dann legte er die Eisenbahnschienen enger zusammen. Am Schluss waren es 60 cm. Dann baute er in der Mitte der Eisenbahnschiene ein Bodenrick auf. 25 cm hoch etwa. Mit seitlichen Fängen. Über das mussten wir traben, bzw ,dann einen Galoppsprung vorher machen. Und dann kamen je zwei Stationatas - 60 cm m - an die langen SEiten der Bahn. Immer mit Fängen!!! Rolf Becher ließ Anfänger und Anfängerpferde niemals ohne Fänge springen.

Wir mussten nicht groß was machen mit den Pferden.  Nur geschmeidig mitgehen und lenken, ansonsten aber sollten die Pferde ihre Arbeit alleine machen. Und das taten sie auch. Bis einschließlich A Springen muss man nicht Sprünge passend machen, etc... Das machen gut geschulte Pferde ganz alleine.

Rolf legte nur großen Wert darauf, dass wir im Rhythmus ritten und im korrekten leichten Sitz. Obwohl alle Pferde der Teilnehmer entweder ungeschult oder sogar etwas verdorben waren durch früheren schlechten Springunterricht, schafften alle von uns am Ende des Kurses  in sauberem Stil einen E Parcour und auch eine Geländestrecke. Kein Pferd ging durch, kein Pferd verweigerte, kein Pferd riss ein Hindernis. Vom Isländer bis zum Ex-S-Springpferd war bei meinem Kurs alles dabei. Ganz am Schluss sprangen wir über einen Wasserstrahl, den er aus einem Schlauch spritzte.

Solchen Springunterricht (von der kav.Schule Hannover) habe ich bei normalen Reitlehrern nie gesehen. Es werden z.B. nie Fänge  aufgebaut, das heißt, die Reiter müssen, obwohl sie in einem Stadium sind, wo sie das noch gar nicht  können, ihre Pferde viel zu viel lenken, statt sich nur auf ihren Sitz und auf ihr Vertrauen zum Pferd zu konzentrieren. Das Pferd lernt, selbständig zu arbeiten, und dem Reiter, der es nicht mit Zügelzieherei belästigt,zu vertrauen.

Wo man diesen Springunterricht noch sehen kann, ist bei der Reitervereinigung Chiron.  Rolf Becher selbst ist seit einigen Jahren tot. Ich kann also jedem, der Springen lernen will,  nur den Rat geben, mal nach Chironkurse zu googlen.

Der übliche Springunterricht, den ich sonst so erlebe, ist für sportliche Reiter geeignet, die keine Angst haben. Ansonsten ist er Murks.



Urlewas  09.08.2017, 16:08

Dahika, zu Deiner Beruhigung sei gesagt: in mancher Reitschule wird wohl zumindest ansatzweise das Vermächtnis von Becher weitergeführt.

In einem benachbarten Verein steht 2x die Woche eigens " Cavalettistunde " auf dem Hallenplan.

Auch bei meinem  Reitlehrer ( Eigentlich " Dressurstunde" bei einem passionierten Springreiter) kommt es vor, dass er einen Parcour aus Cavaletti legt, den wir dann mit fliegenden Wechseln an den vorgeschriebenen Stellen durchreiten müssen. Zwar nicht so wie du ohne Bügel und Zügel, sondern  eher im Entlastungssitz , weil niemand einen Springsattel dabei hat...

Aber ich denke, dass man so auch einigermaßen gut vorbereitet ist, wenn man mit Springen beginnen möchte.

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Dahika  09.08.2017, 22:31
@Urlewas

Zwar nicht so wie du ohne Bügel und Zügel

Keusch, Spotz...Entsetzen. Ohne Bügel und Zügel? Wo habe ich das geschrieben. Rolf Becher würde sich im Grab herumdrehen.

Natürlich sind wir mit Zügeln und mit Bügeln geritten.

Man kann auch mit einem Vielseitigkeitssattel im leichten Sitz reiten. Allerdings nicht im Dressursattel. Der lässt nur den  falschen Entlastungssitz zu.

Es gibt leider RL, die auch den Dressursattel erlauben. Aber das zeigt nur, dass es diesen RL  nur darauf ankommt: "Hauptsache rüber, Stil ist doch wurscht."

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Ich entsinne mich dunkel, dass es damals recht brachial zuging. Ich weiß nicht ob es wir wenigstens erst mit Cavaletti geübt haben, vermute aber schon. Man hat mich auf ein zuverlässiges L-Pferd gesetzt und mich angewiesen, einen ( zumindest für mich gefühlt) relativ hohen Sprung zu nehmen. Der erste Versuch ging vorbei, weil ich unsicher war, und wurde furchtbar ausgeschimpft. Beim 2. Anlauf "wirf dein Herz über die Hürde und spring hinterher", klappte es dann. 

Der Sprung war wohl nicht ganz so niedrig im Gedanken, dass man dann gleich mehr Gefühl für den ganzen Vorgang bekäme, weil man dann sozusagen "nicht schon landet, bevor man merkt, dass man abhebt".

Aber das ist seeehr lange her. Heute macht man das vermutlich anders.

Dahika  09.08.2017, 14:44

Heute macht man das vermutlich anders.

Sehr selten.

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du beginnst mit "Springgymnastik", also viele Tempo- und Richtungsänderung in rascher Folge:

Gymnastik für Springpferde - oder das genial Muntermachertraining      nach  Herbert Meier

Ist das Pferd warm und gesund und willig, dann kommt ab und an das

Muntermachertraining

das ich mir vom ehemaligen Bundestrainer Herbert Meier abgeschaut hab:

Und man glaubt es kaum, hier werden auch "Schlafmützen" so richtig munter und kernig.(Ob man hinterher noch ausreiten möchte, sollte man sich gut  übrelegen, denn hernach ist das Pferd seeeehr wach!)

Wir reiten hintereinander 2mal durch die ganze Bahn wechseln im
Arbeitsschritt, wobei GENAU auf der Wechsellinie fleißig getrabt wird.

Ganze Bahn im Schritt, in der 2. Ecke der kurzen Seite eine fleißige

(!!!) Volte (eher zu groß als zu langsam) und aus der Volte heraus für
die lange Seiten antraben;

in der Ecke eine Kehrtvolte (s.o.) und bei Erreichen des Hufschlags

für 1/2 Runde fleißig traben, dann fleißigen Schritt und das Ganze auf
der anderen Hand wiederholen.

Durch die ganze Bahn wechslen, auf der Wechsellinie Arbeitstrab,

kurze Seite Arbeitsschritt, aus der 2. Ecke der kurzen Seite
angaloppieren bis zur nächsten Ecke, dort Arbeits-Schritt, durch die
ganze Bahn wechslen, auf der Wechsellinie traben  usw. wie oben

Wenn der Galopp nicht auf Anhieb kommt: stattdessen starken Trab verlangen.  Dann nochmal neu anfangen und korrekten Galopp verlangen.

Ist die Reitbahn schön groß(60 x 20m), kann man auch nur durch dieHalbe Bahn wechseln im Arbeitstrab, 1/2 lange Seite starker Trab, kurzeSeite Arbeitsschritt, lange Seite Arbeitsgalopp oderversammelter Ga lopp.

Jetzt kommen Zirkel in allen Gangarten und mit steten Wechseln aus dem Zirkel.

Bei kleinen Reitbahnen, den Galopp Mitte der kurzen Seite beginnen

und die lange Seite galoppieren, mit der kurzen Seite wieder auf den
Zirkel und in X wieder in den Trab gehen.

DANN werden im Galopp einzelne Stangen übersprungen,

dann 2 oder 3 hinter einander. 

und dann kommt nach 1-2 liegenden Stangen ein CAvaletti dahinter.

ggf sogar ein niedriger Kreuzsprung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.
Urlewas  09.08.2017, 16:11

Klingt sehr interessant, gefällt mir.

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Hallo!

Ich habe auch gerade meine dritte Springstunde hinter mir. Die erste war nur über Cavalettis und verschiedene Trabstangen. Lief allerdings nicht so gut weil das Pferd nicht sehr einfach war. 

Bei der 2. & 3. musste ich schon richtige E-Hindernisse springen😱 Das fand ich nicht sehr toll! Das kam weil wir mit mehreren gesprungen sind und die anderen schon sehr gut springen. 

Also kann ich dir nur empfehlen: lass dir Zeit! Ich wäre gerne erstmal kleiner gesprungen... wenn es dir zu hoch wird sag das deiner Reitlehrerin/ deinem Reitlehrer. 

Lumairhof 
Fragesteller
 15.08.2017, 09:27

Es ist irgendwie erschreckend wie einige (nicht alle!) von euch reiten bzw. springen lernen. Ich dachte es geht immer darum auf das Pferd und den Reiter zu achten, aber anscheinend ist dem nicht so. Und bitte versteht das nicht als Anschuldigung! Die, die die Schuld tragen sind meist die Reitlehrer😶

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Erstmal eine gute Dressur vorarbeit, auch in der ersten springstunde. Quasi ein paar trockenübungen. Genau und gerade deine geplanten Linien reiten, schönen Rhythmus reinbringen, ordentliche Kurven und rittigkeit überprüfen. 

Dann einfach genau das gleiche mit einem kleinen Sprung, ein Kreuz eignet sich gut zum anfangen, da du dann direkt darauf achtest gerade und mittig zu kommen. Schöne gerade Linie bis dahin, und gerade wieder wegreiten. Die Bewegung am Anfang einfach auf dich zu kommen lassen, und automatisch mitgehen, inwiefern dein Reitlehrer deine Bewegung dann schon berichtigt oder dich erstmal fühlen lässt, kommt ganz auf dich individuell an.

Letztendlich, jeder Trainer wird es etwas anders angehen, ob im Trab oder Galopp anfangen, cavalettis oder Kreuz, mit vorlegestange oder nicht. Verlasse dich da auf die Anleitung, er hat die Erfahrung, kennt dich und das Pferd. Die Vorbereitung die du schon machen kannst ist eine gute Dressur zu reiten. Dein Pferd sollte gut dran sein, du ausbalanciert und ruhig sitzen, eine ruhige unabhängige Hand ist sehr wichtig. alles weitere kommt dann schritt für schritt.

Viel Spaß und Erfolg :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Circa 20 Jahre Erfahrung, aktiv im Turniersport (LK 3)