Wie begutachtet der Psychologe, ob diese Person “Transgender” ist oder nicht?

5 Antworten

Nun, ich habe mal meiner ehem. Therapeutin die selbe Frage gestellt und sie meinte, sie könnte das nicht herrausfinden, das müsste ich selber wissen. Da hat sie zwar irgendwo recht, aber das bringt mir nichts, wenn ich mit Tabletten usw. beginnen wollen würde. Danach hab ich einen Fragebogen bekommen und es wurden ein paar harmlose Tests gemacht.

Aber an sich sollen Therapeuten/Psychologen herausfinden, ob das echt oder ein Resultat/Symptom (oder so) einer psychischen Krankheit ist.

Eucartoonfan 
Fragesteller
 09.10.2021, 21:59

Danke für die Antwort :)

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Hallo,

einige Menschen gehen halt proaktiv zum Psychologen, weil sie für sich wissen, dass sie trans sind - Dann besteht die Diagnostik halt zum größtenteil daraus auszuschließen, dass andere Dinge hineinspielen.

Andere haben halt Sachen wie Depressionen, Sozialphobien, Traumata und die Person kommt mit Hilfe zum Kern der Sache.

(...) wie können Psychologen herausfinden, dass die Person “Transgender” ist.

Können sie nicht. Das muss die Person für sich herausfinden. Psychologen können dabei helfen; aber sie können das nicht für jemanden herausfinden.

Bei Begutachtung ist man auch ganz schnell bei Art. 1 GG - Dem Menschenwürdebegriff - Wie der einzelne Mensch sich in seiner Individualität begreift und sich seiner selbst bewusst wird. Daraus wird abgeleitet, die Unantastbarkeit der Menschenwürde schütze den Einzelnen auch davor, zum Objekt von Menschenwürdedefinitionen anderer zu werden.

Im Grunde ist jegliche Begutachtung (Gatekeeping) verfassungswidrig. Da jegliche Wertung über die Conditio mit einer Wertegewichtung einhergeht, die die zu begutachtende Person nicht zu teilen hat.

Was mach eins als Nihilist*in? Was ist, wenn man das Konzept Geschlecht; Gender; Sex einfach ablehnt? Was ist, wenn Werte keine Rolle spielen; weil sie für Nihilist*innen wie alles andere auch einfach nur der Phantasie entspringen?

Das sind halt krass philosophische Themen. Was ist? Woran kann man zweifeln? Was ist Natur und was ist Kultur? Und Kultur, Geschlecht, Gender, etc. - Ist halt alles nur ausgedacht und nur real, wenn jemand daran glaubt.

Albert Camus schrieb: "Wir gewöhnen uns ans Leben, ehe wir uns ans Denken gewöhnen." - Aber nach der Geburt wird auf Genitalien geschaut und ein Name gegeben; von fremden Menschen, mit denen man nie ein Wort sprach.

Kein Psychologe kann und sollte jemals die geschlechtliche Identität einer anderen Person herausfinden. Der kann halt nur schreiben, dass die Person nicht "verrückt" ist - Und auch das ist problematisch; da man "verrückt" sein kann und auch trans.

Da bist du dann halt auch bei Zwangstheraphie und der quasi Unmöglichkeit von Kassen eine echte Psychotherapie zu bekommen. Da die für Transmenschen geforderte Therapie gegen die Berufsordnung der Psychotherapeuten verstößt. https://www.bptk.de/keine-zwangs-psychotherapie-bei-transsexuellen/

Bevor ich zum Fach-BlaBla komme, kurz: Trans* zu sein lässt sich nicht schwarz auf weiß festhalten. Es gibt keinen Testbogen, anhand dessen man dies universell erfragen kann, keine Untersuchung bei der man es an Werten und Abbildungen erkennt. Im Mittelpunkt steht vor allem die Selbstauskunft des Individuums eben einem anderen Geschlecht anzugehören.

In der Therapie, zumindest wenn die Fachkraft etwas Wissen zu dem Thema hat, geht es darum den Adressat:innen Raum zum explorieren ihrer Wünsche und Ziele zu geben, Themen ansprechen zu können und Erlebtes, Emotionen und eventuelle Belastungen und komorbide psychische Beschwerden aufzuarbeiten, um so am Ende die vielen kleinen individuellen Entscheidungen (coming-out, soziale Transition, medizinische Transition…?) reflektiert und durchdacht treffen zu können - also Selbstreflexion und partizipative Entscheidungsfindung. Die Diagnose ist letztlich vor allem Zweck für die medizinische und rechtliche Transition, aber nicht Kernthema der therapeutischen Begleitung.

An dieser Stelle das versprochene Fach-BlaBla, verzeih mir das copy paste, aber im Original ist’s am besten dargestellt (GD = Geschlechtsdysphorie / GIK = Geschlechtsinkongruenz)

Zwei Säulen einer umfassenden Diagnostik:

Die erste Säule einer umfassenden Diagnostik ist die ausführliche Anamneseerhebung der psychosexuellen Entwicklung. Hier berücksichtigt werden sollten wichtige Entwicklungs- schritte vor und im Verlauf der Pubertät sowie in der Zeit nach der Pubertät. Von Bedeutung können auch bisherige Körper- und Beziehungserfahrungen sein, die Entwicklung der GIK bzw. GD über die Lebenszeit, des inneren und eventuell bereits erfolgten äußeren Coming- out sowie die Reaktionen im sozialen Umfeld (Peer Group, Familie) auf das geschlechtsbezogene Verhalten, mit eventuellen Erfahrungen von Diskriminierung und Exklusion. […] Das Ziel einer solchen Anamneseerhebung ist es, ein ganzheitliches Verständnis von der individuellen Entwicklung der behandlungssuchenden Person zu erhalten.
Die zweite Säule ist darüber hinaus eine Sozialanamnese mit Erfassung der Wohnsituation, der schulischen bzw. beruflichen Situation, Partnerschaft, Familie, evtl. eigener Kinder, eine biographische Anamnese, bei der insbesondere auf belastende Lebensereignisse und familiäre Beziehungen und Entwicklungen zu achten ist, sowie eine medizinische Anamnese. Bei der medizinischen Anamnese sind insbesondere Vorerkrankungen zu erfragen, durch die die therapeutischen Möglichkeiten eingeschränkt sein könnten (z. B. Thromboseneigung), aber auch Hinweise auf Varianten der (körperlichen) Geschlechtsentwicklung zu erfassen (siehe hierzu die S2k-Leitlinie mit der AWMF-Registernummer 174-001). Ergänzend sollte eine sorgfältige Befunderhebung des allgemeinen psychischen Befundes (z. B. nach AMDP) erfolgen. Eine diagnostische Aufgabe ist es dabei, eine Einschätzung zu treffen, inwieweit eine ggf. vorhandene psychische Störung eher als reaktiv (in den meisten Fällen), als gleichzeitig (das heißt aufgrund anderer Faktoren) oder als der GD vorausgegangen (eher Einzelfälle, z. B. bei einer Psychose mit wahnhafter Verkennung der eigenen Geschlechtszugehörigkeit) anzusehen ist. […] Zu einer vollständigen Untersuchung gehört auch die Erfragung der Zukunftsperspektiven, ggfs. zur Familienplanung und zu einem möglichen Kinderwunsch.

(Entnommen aus den S3 Leitlinien: Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung)

Diagnostische Kriterien nach dem DSM-5:

Bild zum Beitrag

(Abbildung ebenfalls als den S3 Leitlinien entnommen)

 - (Psychologie, Sexualität, LGBT+)

Psychologe? Warum ? Sich als anderes Geschlecht zu fühlen ist jedem seins

Eucartoonfan 
Fragesteller
 09.10.2021, 21:29

Wenn man sein Geschlecht wechseln möchte meine ich.

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rei2017  10.10.2021, 07:45
@Eucartoonfan

Inwiefern "wechseln"? In den Papieren oder wo?

Der Mensch hat ein Geschlecht und kann es nicht ändern oder wechseln.

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rei2017  10.10.2021, 06:25

Weil man zumindest in D und Ö für eine "Ausweisänderung" (VÄ/PÄ) psychologische Gutachten (Mehrzahl) braucht. Und mache hätten das halt schon gerne geändert. Für Operationen braucht man auch was Schriftliches.

Andere Länder halten diese Begutachterei dagegen für einen Eingriff in die Menschenwürde usw.

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rei2017  10.10.2021, 08:12
@Lol123571

Sorry, beim Beantworten von Tatsachenfragen geb ich keine Meinung ab ;-)

Ich bin da schon bei dir. Ich frage mich allerdings, ob es eine Möglichkeit gibt, ohne "Gatekeeping" trotzdem die fünf Spinner auszusortieren, die sich aus niederen Beweggründen "umschreiben" lassen.

Island erlaubt zum Beispiel nur einmalig eine unbegründete Änderung des Personenstandes. Das halte ich für eine gute Lösung. Die kannst du allerdings online und kostenlos von zu Hause aus beantragen, sogar auf Englisch (hier). Die Meldebehörde wollte dafür eine Bearbeitungsgebühr von 9000 Kronur (momentan ziemlich genau 60 Euro), was als zu hohe Hürde gekippt wurde.

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Ich bin auch kein Psychologe, aber das finden die halt durch langwierige Therapie heraus. Die gehen dann richtig auf die Person ein und ergründen das.

Vielleicht solltest du eine Transperson mal fragen.

Eucartoonfan 
Fragesteller
 09.10.2021, 21:32

Auf Gutefrage gibt es auch zum Glück welche.

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