Weshalb lernt man in der Schule Lamarck‘s Theorien?

5 Antworten

warum lernt man etwas über die Urzeugung. In der Auseinandersetzung damit sieht man, dass die Theorie nicht zutreffend ist. Es geht auch ein bischen darum, zu sehen, wie sich Theorien gewandelt haben, weil die Biologie befasst sich mit Theorien des Lebens. Unvereinbare Standpunkte werden mit der Zeit aufgegeben. Dennoch sind sie Zeitgeschichte.

Lamarck war eine Größe seiner Zeit. Er stellte als einer der ersten Stammbäume auf und sprach sich für das Abstammungsprinzip aus. Er ist damit nichts geringeres als der Begründer der Evolutionstheorie. Nicht Darwin war das, wie heute unisono gesagt wird. Auch wenn Lamarcks Annahmen sich teilweise als nicht haltbar erwiesen haben. Ehre wem Ehre gebührt. Was ihr lernt sind Meilensteine der Biologiegeschichte, von den Anfängen bis zur Gegenwart. LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.

Weil es für ein Verständnis dafür wie die Dinge funktionieren, manchmal auch unerlässlich ist zu verstehen, wie sie nicht funktionieren. Es gehört eben zur Entwicklung der Evolutionstheorie auch der geschichtliche Kontext dazu. Man darf nicht vergessen, dass Lamarcks Hypothese von der Vererbung erworbener Eigenschaften zu jener Zeit allgemein akzeptiert war. Nicht einmal Charles Darwin zweifelte daran. Wenn man Darwins Über die Entstehung der Arten liest, findet man zahlreiche Textpassagen, in denen er über die Erblichkeit erworbener Eigenschaften spricht. Nur glaubte Darwin, dass dies nicht der Hauptgrund für die Evolution der Arten sein konnte und präsentierte uns seine Selektionstheorie. Wir wissen heute, dass Darwins Selektionstheorie zutrifft. Bei der Erblichkeit erworbener Eigenschaften irrten sich beide - auch Darwin war nicht unfehlbar. Und so eben auch Lamarck nicht.

Trotzdem hat Lamarck sich in einem wesentlichen Punkt nicht geirrt und deshalb einen wichtigen Beitrag zur Evolutionstheorie geleistet. Er mag sich beim Mechanismus geirrt haben, aber er war einer der ersten, der sich mit der Konstanz der Arten nach dem biblischen Schöpfungsmythos nicht abfand und erkannte, dass es Evolution gibt. Das allein ist schon eine Würdigung wert.

Übrigens, wenn wir schon bei Geschichte sind: genau genommen haben sich Wissenschaftler schon viel früher mit der Veränderlichkeit der Arten beschäftigt. Bereits 1000 Jahre vor Darwin und Alfred Russel Wallace finden sich ganz ähnliche Überlegungen zur Evolution durch natürliche Selektion in den Schriften des islamischen Gelehrten ʿAmr ibn Bahr al-Dschāhiz. Und selbst Aristoteles äußerte schon in vorchristlicher Zeit Überlegungen zur Evolution.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Finde ich gut.

Das Problem in der Schule ist, dass man beigebacht bekommt, was korrekt ist. Hört sich erst einmal Paradox an.

Aber gerade in der Wissenschaft geht man heute immer von Hypothesen und wenn die sehr gut fundamentiert und experimentell abgesichert sind von Theorien aus. So ist zum Beispiel auch die Relativitätstheorie eine Theorie. Immer wieder konnten die vorhergesagten Ergebnisse - auch solche, die erst viel später überprüft werden konnten - die Vorhersagen validieren. Aber auch ein Einstein würde heute eine Theorie, die die Ergebnisse besser widerspiegeln und in sich schlüssig und logisch ist, seiner Relativitätstheorie, vorziehen. Es ist also daher so, dass meist eine oder wenige gute Theorien und eine Menge wilder Hypothesen gibt.

Logischerweise werden heute solche naturwissenschaftlichen Theorien gelehrt, die massiv validiert wurden. Wenn eine neue, unsichere Theorie gelehrt würde, die ein paar Jahre später revidiert würde, dann würden sich die Schüler ärgern und Eltern sich zu recht aufregen.

Gerade heute ist es natürlich möglich, dass jeder Nichtwissenschaftler seine Ideen als Fakt in Netz publizieren kann. Das ist gerade auch eine Gefahr von GF. Ein als solider Fakt vorgetragene Idee oder eine schlechte Formulierung einer gut nachgewiesenen Theorie richtig zu trennen ist sehr schwer. Die Beteiligten können das oft selber nicht.

Deswegen denken viel SchülerInnen, die Wissenschaftler wissen vieles sicher und ein paar Sachen eben noch nicht. Wenn diese SchülerInnen dann später selber erkennen, dass die sicher geglaubten Dingen doch nicht zu 100% sicher sind kommt schnell der Gedanke, die wissen ja gar nichts und viele sind dann leichter bereit Leuten zu glauben, die irgendetwas felsenfest sicher behaupten.

Zu seiner Zeit hätte Lamarck recht haben können. Niemand wusste wie das mit den Erbinformationen funktioniert. Er hatte keine biochemische Grundlage, warum sich Änderungen, die ein Individuum erwirbt, an den Nachkommen weitergegeben werden könnte. Aber das hatten Darwin und co im Grunde auch nicht. Es standen 2 Behauptungen im Raum. Neue Erkenntnisse ließen sich mit der Zeit Lamarcks Ideen immer schwieriger erklären und Darwins Theorien wurden immer klarer als korrekt erkannt (in seinen Grundzügen).

Es kann daran viel gelernt werden, wie man 2 Ideen gegeneinander bewerten kann und wenn man objektiv beide als widerspruchsarme Erklärung der Welt anerkennt diese durch Experimente validiert oder falsifiziert. Und wie Menschen mit unterschiedlicher Meinung zum Teil nur die eigene Meinung als korrekt ansehen und nicht davor zurückschrecken andere zu diskreditieren. Gab es schon immer. Heute kennt man sie im Netz z.B. als Internettrolle. Meist schnell erkennbar durch herabwürdigen Adjektive (bescheuerter, dämliche,..) oder entsprechenden Satzbestandteile.

Eine derart gut abgeschlossene Debatte (wissenschaftlich und populistisch) ist daher sehr lehrreich - weit über die Biologie hinaus.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschlossenes Studium als Diplom Biologe

Jean-Baptiste Lamarck‘s Theorien waren in seiner Zeit das Beste das es gab, erst Charles Darwin konnte die relativieren, durch die Entdeckung der DNA und der Mechanismen der genetischen Vererbung wurde seine Vererbungstheorie widerlegt.

Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck (1744-1829) war ein wichtiger Mann der Wissenschaften, trotz der Missinterpretation seiner Beobachtungen ist er ein gerne erwähnter Forscher.

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mfe

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 - (Schule, Biologie, Bio)
Von Experte MacMadB bestätigt

Lamarcks Theorien wird in der Schule dazu gelehrt um ein Verständnis für die Entwicklung wissenschaftlicher Ideen, die Geschichte der Wissenschaft und den Prozess der wissenschaftlichen Untersuchung zu fördern.