Wenn wir einen hohen Fachkräftemangel haben, müssten nicht die Löhne und Gehälter steigen?

6 Antworten

Das ganze muss etwas komplexer gedacht werden in der gesamten Wertschöpfungskette vom Einkauf der Rohstoffe über Betriebs- / und Lohnkosten bis zu denjenigen Preispunkten, was für das fertige Produkt am Markt vom Endverbraucher noch akzeptiert würde. Ein jeder möchte in dieser Kette seinen Anteil haben.

Anders als vor Onlineversand und Supermärkten hat es je nach Gewerk zudem dann auch noch knallharte Konkurrenz durch Großbetriebe aus Sicht des handwerklichen Kleinbetriebes.

Folglich müssen auch die kleinen Handwerksbetriebe vor Ort leider immer härter dahingehend abwägen, was auch in anderen Beschaffungsaufwendungen zum nächsten Supermarkt 10 - 20 KM entfernt oder via Online-Handel mit Lieferung im Preis des vor Ort dargebotenen Endproduktes vom dort ansässigen Verbraucher akzeptiert wird.

Aber lassen wir den dicken Wagen des Chefs mal weg, so entwickeln sich in immer mehr Städten tatsächlich andere Absurditäten, die Du sogar selbst schon benanntest:

Wenn ich mir aber überlege, dass ich für das Geld noch nicht einmal Miete bezahlen kann (Bei uns 63 QM Wohnug Warmmiete 1300), dann brauche ich dort doch gar nicht anfangen zu arbeiten

In solch einem teuersanierten "Modeviertel" kommst Du dann zunehmend als kleiner Handwerker oder Dienstleister echt nicht wirklich mehr auf die Beine bzgl. naheliegendem Wohnraum. DAS ist damit auch die zunehmende Krux an der Sache. "Einfaches" Personal soll billig sein, aber es soll durch immer höhere Mieten immer weiter vom Geschehen in irgend welche "Slums" abgedrängt werden. Wie die Leute zu welchen Kosten und binnen welcher Arbeitszeiten zuihren Arbeitsplätzen kommen, interressiert z.B. in München-City o.ä. freilich niemanden.

Der kleine Traditionsbäcker im Dorf eines Speckgürtels muss aber zu machen, weil er gegen einen im Nachbardorf angesiedelten "Backwerk" mit ganz anderen Wertschöpfungsketten und Fertigungseffizienzen garnicht mehr anstinken kann.

Wenn wir einen hohen Fachkräftemangel haben, müssten nicht die Löhne und Gehälter steigen: 

In vielen Ländern sind die Löhne hoch gegangen, Höherer Lohn führt zu höheren Kosten, dadurch wird alles teurer. 

Ergo hat man am Ende den gleichen Lohn.

Bei uns in der Stadt sterben ganze Zweige vollständig aus: 

Das ist in der freien Marktwirtschaft normal, das kleine hochpreisige Firmen, die zu wenig zahlungskräftige Kunden haben von Discounter überboten werden.

Metzgereien schließen am laufenden Band oder sind nur am Vormittag geöffnet:

Die meisten junge Leute haben von ihren Eltern gelernt, arbeiten gehen rentiert sich nicht mehr, studiert verdient man mehr.

Doch wenn ich nachfrage, wie viel bezahlt wird, heißt es "Knapp 13 Euro die Stunde": 

Angebot und Nachfrage regulieren den Markt, so lange es Leute gibt die für das Geld arbeiten gehen wird sich nichts ändern.

Wenn ich mir aber überlege, dass ich für das Geld noch nicht einmal Miete bezahlen kann (Bei uns 63 QM Wohnug Warmmiete 1300), dann brauche ich dort doch gar nicht anfangen zu arbeiten: 

Genau! Das ist die richtige Einstellung.

Der Chef parkt sein privates Auto vor der Metzgerei, ein BMW 850i: 

Deswegen wurde Er, Chef.

Wieso wird dann nicht vernünftig bezahlt, wenn wir so einen extrem hohen Fachkräftemangel haben: 

Angebot und Nachfrage regulieren den Markt.

Der Laden kostet Geld, Energie kostet Geld, Werbung kostet Geld und der Chef möchte auch etwas verdienen.

Ich denke mittlerweile, wir haben mangel an billigen Arbeitskräften: 

Das ist so, nur wird es keiner zugeben.

Woher ich das weiß:Recherche
Der Chef parkt sein privates Auto vor mezgerei, ein BMW 850i.

Ein dickes Auto hat nichts zu sagen, erst recht nicht wenn eben jenes über die Firma zugelassen wird. Dasselbe gilt für regelmäßige Wechsel, sprich das bestehende Fahrzeug früher wieder durch ein neueres zu ersetzen. Als Unternehmer kann man vor allem mehr abschreiben, als es z.B. bei einem einfachen Angestellten der Fall wäre.

Was die Löhne angeht, bleibt es ja nicht bei diesen 13 Euro. Die Lohnkosten sind um einiges höher, alleine durch Sozialabgaben, Steuern usw. Es gibt durchaus Firmen die mehr zahlen könnten und nicht wollen, während es in KMU auch umgekehrt ausschaut. Sprich man mehr zahlen würde, es aber wirtschaftlich nicht hinhaut.

Egal ob Energie- und Rohstoffpreise, Personalkosten sowie Mieten, Steuer- und Sozialabgaben. Da kommt einiges zusammen und diese Ausgaben auch erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Heißt konkret, dass die Betriebskosten prozentual auf die Preise auf angebotene Waren und Dienstleistungen umgelegt werden.

Durch die steigenden Betriebskosten wird es auch für Unternehmen immer schwieriger und viele keinen Nachfolger mehr finden. Hinzukommen Stellenbau und Unternehmen, die aufgrund der hohen Standortkosten abwandern. Einfach mehr Geld zu fordern ist immer leichter, als die Verantwortung eines Unternehmens zu tragen.

LG medmonk

Das Problem ist leider ein bisschen komplexer und auch der 850er MBW verzerrt das Bild ein wenig.

Höhere Lohnkosten machen sich m Preis bemerkbar und der spielt gerade in Deutschland und gerade bei Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Wird die Ware zu teuer, verkauft sie sich nicht.


hubertheiner604  04.02.2025, 20:45

Warum soll sich die Ware nicht verkaufen. Wenn das Brot überall teuerer wird, musst du das teuere Brot kaufen, um nicht zu verhungern.

Miller29191828 
Beitragsersteller
 14.11.2024, 14:25

Die Ware ist aber im Vergleich wen ich so 2020-2024 sehe drastisch im Preis gestiegen, der lohn aber nicht.

Altersweise  15.11.2024, 11:29
@Miller29191828

Das ist eine subjektive und vor allem auch etwas verzerrte Wahrnehmung. Selbst der Mindestlohn ist seit 2020 von 9,35 € auf 12,41 €, also um satte 37 Prozent gestiegen. Die gefühlten Zahlen täuchen gerne mal!

Weil die Kunden eben auch kein halbes Kilo Hack für 20 Euro kaufen wollen und können. Ja das sind dann Sachen die sterben und es geht eher in Richtung Batching, Massenverarbeitung usw., sprich man kauft den Kram dann eben im Supermarkt aber kriegt nicht die gleiche Auswahl und Qualität.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012