Wenn man eine Turbine bei einem Flugzeug ausschaltet, müsste man dann warten bis sie komplett zum Stillstand kommt, bevor man sie wieder anmachen kann?

9 Antworten

Nein. Eine Turbine muß sogar drehen, um sie überhaupt starten zu können.

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Vielleicht erkläre ich das ein wenig?

Du kannst eine Turbine nicht einfach starten, auch wenn man das so landläufig sagt. Die Turbine muß erstmal auf eine gewisse Geschwindigkeit gebracht werden, dann kann sie gestartet werden (im Sinne von, Zündung an, Treibstoff an, selbständig laufen).

In dem Moment wo ich sie abschalte (Zündung und Treibstoffzufuhr weg) wird sie langsamer. Jetzt kann ich sie sowieso nicht mehr starten, ich muß erstmal die Rotationsgeschwindgkeit wieder auf den Mindestwert bringen, um sie wie zuvor zu starten. Da gibt es keinen Unterschied gegenüber dem Stillstand, nur bin ich natürlich schneller wieder an dem Punkt, an dem ich sie starten kann.

Wenn die Turbine den Leerlauf erreicht hat, sollte sie einige Minuten in diesem Zustand betrieben werden, um eine thermische Stabilisierung zu erreichen, andernfalls kann das böse enden.

Nein, sogar das Gegenteil ist der Fall.

Es gibt Fälle, da darf das Triebwerk auf gar keinen Fall stehen bleiben, weil man dann erst auf Abkühlung warten muss, damit sich das Metall nicht "festfrisst". Leider ist es deshalb schon zu Unfällen bei Triebwerksausfall gekommen, weil die nötige Grundgeschwindigkeit (also die nötigen Umdrehungen) der Triebwerke nicht eingehalten wurde.

Gruß

Nein im Gegenteil, viel besser ist wenn das Triebwerk eben NICHT zum Stillstand kommt, damit seine verschiedenen Bestandteile gleichmäßig abkühlen können.

Geschieht das nicht, womöglich aus einem hohen Lastzustand des Triebwerks heraus, kann es zu einem so genannten "core lock" kommen, wobei sich Teile der Turbine im Triebwerksmantel festfressen und ein Neustart des Triebwerks unwiderruflich zunichte gemacht wird. Genau das passierte beim Pinnacle-Airlines-Flug 3701.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pinnacle-Airlines-Flug_3701

Die 2-köpfige Crew hatte beschlossen, auf diesem Überführungsflug ohne Passagiere an Bord einmal zu testen wie hoch sie mit ihrer Maschine steigen könnten.

Der Haupfehler war noch nicht einmal die erreichte Höhe an sich, sondern die Programmierung des Autopilots auf eine bestimmte festgelegte Steigrate, 500 ft/min (150 m/min) to FL410. Wegen dem in der immer dünneren Luft nachlassendem Triebwerksschub konnte diese Steigrate jedoch nicht gehalten werden.

Als Reaktion hierauf versuchte der Autopilot durch einen immer höheren Anstellwinkel die Steigrate zu halten, die Sicherheitssysteme des Flugzeugs (stickshaker und automatisches Absenken der Flugzeugnase funktionierten, wurde aber von der crew manuell übersteuert, bis die Flugzeugnase so steil nach oben zeigte dass die Strömung in beiden Triebwerken abriss. Durch die unkontrollierte Abkühlung kam es zum core lock, also zum Blockieren der Kernturbinen beider Triebwerke, die sich daraufhin nicht mehr anlassen ließen.

https://www.youtube.com/watch?v=DCMmCekKO_c&t=1s

Core lock Erklärung ab 32:50

Nein, im Gegenteil.

Damit ein Triebwerk überhaupt gestartet werden kann, muss ein Luftstrom im Triebwerk vorhanden sein, bevor der Kraftstoff zugeführt werden kann, da sonst eine Überhitzung droht.

Das "Andrehen" der Schaufelräder erfolgt durch Druckluft aus dem Hilfstriebwerk am Heck des Flugzeugs.

Nein.

Man kann sie ja auch während des Fluges neu starten, und da kommt sie wegen des 'Fahrtwindes' sowieso nie zum kompletten Stillstand.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung