Welches Wirtschaftssystem, Kapitalismus oder Kommunismus, fördert Ihrer Meinung nach das Wohl der Gesellschaft mehr?

Das Ergebnis basiert auf 16 Abstimmungen

Kapitalismus 69%
Kommunismus 31%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

[Problem 1] Mir ist nicht bekannt, wie das Wirtschaftssystem der kommunistischen Gesellschaft aussehen würde.
[Problem 2] Wonach definieren wir hier Kapitalismus? Eine Wirtschaftsordnung mit* privaten Produktionsgütern, mit beidseitig individuell-freiwilligen Handlungen/Handeln, mit finanzorientierten Geschäften (Aktien/Risikoinvestments etc.) oder mit einem preisregulierten Markt - vielleicht auch etwas anderes?
[*edit: natürlich nicht ohne ^^ ]

Allgemein halte ich von jenen Systemen mehr, die sich kapitalistisch statt sozialistisch als Wert/Ziel/Slogan auferlegt haben.
Würde man mich vor die Wahl entweder reine kollektive Bestimmung oder reine individuelle Bestimmung bei Güteraustausch stellen, dann wäre ich für die rein individuelle Route. Dürfte ich dabei auf einer Art Regler wählen, dann würde ich ihn ungefähr auf 60-70 für individuell und 30-40 für kollektiv einstellen.

Kommunismus

Die Widersprüche und katastrophalen Folgen des Kapitalismus sind heute so aktuell wie vor hundert Jahren. Kapitalismus bedeutet Armut, Ausbeutung, Diskriminierung, Imperialismus, Krieg und Umweltzerstörung, er führt durch seine eigenen Dynamiken zwangsläufig zu Wirtschaftskrisen und er dringt in jeden Bereich unseres Lebens ein, um ihn zur Ware zu machen - alles für grenzenloses Wachstum zugunsten einer kleinen Minderheit.

Die Alternative ist eine bedürfnisorientierte Wirtschaft, die auf demokratischer Planung und Gemeinbesitz beruht. Nicht anderes ist Kommunismus. Für die absolute Mehrheit der Menschheit, die im Kapitalismus ausgebeutet und unterdrückt wird, wäre der Kommunismus natürlich eine bessere Alternative als das derzeitige kapitalistische System. Ein objektives Interesse an der Erhaltung des Kapitalismus hat hingegen nur die kleine Minderheit von kapitalistischen Unternehmern, die vom derzeitigen System profitiert.

Gerade weil diese Klasse der Kapitalisten aber die wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht auf sich konzentriert, hat sie auch die Möglichkeiten, unter der breiten Bevölkerung Rechtfertigungen für ihre privilegierte und herrschende Stellung zu streuen, mit anderen Worten Ideologie und Propaganda zu verbreiten. Mit kapitalistischer Ideologie ist man z.B. in der Schule oder in den Massenmedien ständig konfrontiert und auch viele der übrigen Antworten hier geben solche Vorstellungen wieder, wie z.B. folgende:

  • dass der Kapitalismus Leistung belohnen würde und jeder reich werden könnte, wenn er sich nur genügend anstrengt. Tatsächlich basiert immenser Reichtum nicht auf der eigenen Arbeit, sondern auf der Ausbeutung der Arbeit anderer Menschen. Die Chance, tatsächlich aus bescheidenen Verhältnissen in den Club der Reichen aufzusteigen, ist verschwindend gering, trotzdem bringt diese Aussicht viele Leute dazu, sich selbst mit ihren Ausbeutern zu identifizieren und aus diesem Grund z.B. Vermögenssteuern abzulehnen, obwohl sie selbst davon profitieren würden.
  • dass der Kapitalismus schon immer existiert hätte und der menschlichen Natur entsprechen würde - hat er nicht und tut er nicht. Kapitalismus und mit ihm profitorientiertes Wirtschaften und Lohnarbeit sind in Europa erst seit wenigen Jahrhunderten vorherrschend und wurden in anderen Erdteilen noch später eingeführt. Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus werden Eigenschaften wie Gier und Egoismus stärker an die Oberfläche gekehrt und gefördert als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. 
  • dass Kommunismus mit stalinistischer Diktatur gleichzusetzen ist - ist er nicht. Die Oktoberrevolution in Russland erzeugte eine bisher noch nie dagewesene Form der Rätedemokratie, Umverteilung des Reichtums und Rechte für Frauen und nationale Minderheiten. Dass diese Errungenschaften nicht von Dauer waren und die Rätedemokratie durch die stalinistische Diktatur abgelöst wurde, war nicht eine unvermeidbare Folge des kommunistischen Programms, sondern der spezifischen damaligen Bedingungen, d.h. der Armut Russlands, der Zerstörung und Entvölkerung des Landes nach Welt- und Bürgerkrieg und der globalen Isolation nach dem Scheitern der Revolutionen in den stärker industrialisierten Ländern wie Deutschland. Die kapitalistischen Großmächte haben durch den Versuch, die junge Sowjetunion militärisch zu zerschlagen, selbst ihren Teil dazu beigetragen, sie zu einem autoritären Staat umzuformen.
  • dass der Kapitalismus sich bändigen lassen würde, z.B. in Form einer "sozialen Marktwirtschaft". An den grundlegenden Spielregeln und Widersprüchen ändert auch ein Grundmaß von sozialer Absicherung nichts, dadurch kann die Zunahme der Ungleichheit nur verlangsamt werden, aber nicht aufgehalten oder umgekehrt, und auch Krisen und imperialistische Kriege bleiben unvermeidlich. Zudem sollte man sich vor Augen führen, dass alle sozialen Regelungen durch harte Kämpfe dem Kapitalismus abgerungen wurden und in Momenten der Schwäche der Arbeiterbewegung deshalb auch wieder verloren gehen können, wie es in Deutschland im Zuge des Neoliberalismus seit den 80er Jahren der Fall ist.

Weder das eine noch das andere.

Der Kapitalismus weil er auf Ausbeutung, Unfreiheit und Ungerechtigkeit basiert und der Kommunismus weil er nicht umsetzbar und besser als der Mensch ist. Das kann also auch nicht funktionieren.

Was funktionieren WÜRDE aus meiner Sicht, wäre eine Marktwirtschaft die sozial gestaltet und reglementiert ist. Eine Marktwirtschaft, die die Vielfalt am Leben hält und aktiv Monopole bekämpft um ein vielseitiges und gerechteres Angebot anbieten zu können. Nur müsste die Politik dafür weiter vom Lobbyismus weg und sich auf einen Kampf mit den größten Wirtschaftsunternehmen einlassen.

Woher ich das weiß:Hobby – Politik geht nur links!
Kommunismus

Für das Wohl der Gesellschaft braucht es eine funktionierende Wirtschaft und einen demokratischen Staat, der die Rechte und Freiheiten der Menschen sichert.

Das hat der Kapitalismus bisher immer bekämpft, während der Kommunismus es etabliert hat.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe mich wissenschaftlich damit auseinandergesetzt...
Kapitalismus

aber nur in der Form der Sozialen Marktwirtschaft und nicht des neoliberalen Kapitalismus, welches ineffizient ist