Welchen Kampfsport empfehlt ihr mir für die Straße zur Selbstverteidigung?

12 Antworten

Du kannst prinzipiell alles lernen.

Wichtig ist, wie wichtig dir sportliche Wettkämpfe oder Selbstverteidigung sind. Was von beiden ist dir wichtiger?

Wettkämpfe haben immer Regeln, an die die jeweiligen Techniken angepaßt sind.

"Straßenangriffe" befolgen keine Regeln. Deshalb muss man für Selbstverteidigung anders trainieren. Priorität hat es da, dass du mögl. heile da raus kommst - aus unfairen Angriffen. Dinge wie Aufmerksamkeit und Flucht sind beste Mittel in Sachen Selbstverteidigung. Erst danach kommt die "Körperlichkeit". Wenn Du das nicht trainieren möchtest und Flucht für "feige" hältst, dann suche dir lieber einen KampfSPORT mit fairen Wettkämpfen.

Wenn Du diese Frage für dich entschieden hast, informiere dich über alle Trainingsmöglichkeiten in deiner Nähe, vereinbare telf. kostenlose Probetrainings und schau, wo es DIR am besten gefällt.

Wenn man nach deinem Nicknamen geht, solltest du als erstes deinen Cannabis-Konsum einstellen - Kampfsport erfordert geistige Klarheit.

Kläre deine Prioritäten

Zunächst einmal scheinst du weder eine traditionelle Kampfkunst, noch einen Wettkampfsport zu suchen, sondern ausschließlich eine Selbstverteidigungsmethode.

Du könntest nun hinterfragen, ob es dir tatsächlich nur um die körperliche Verteidigung im Ernstfall geht, oder ob andere Aspekte ebenfalls wichtig für dich sind.

Traditionelle Kampfkünste bieten beispielsweise eine Charakterschulung zur Persönlichkeitsentwicklung, während Kampfsport eben Wettkämpfe bietet.

Werde dir also über deine Prioritäten klar.

Finde deinen Stil

Dann sollte dir klar sein, dass es keinen "ultimativen Stil" für alle Menschen gibt, der jeden Menschen gleichermaßen anspricht und für ihn geeignet ist.

Jeder Mensch hat einen unterschiedliche Persönlichkeit und unterschiedliche körperliche Voraussetzung, reagiert anders auf Stress usw.

Somit kann es nicht "den besten Stil" geben, sondern nur den Stil, der am besten zu dir und deinen persönlichen Eigenschaften passt.

Um diesen Stil zu finden, solltest du dir das Angebot aller Vereine in deiner Umgebung ansehen und entscheiden, was davon interessant für dich klingt.

Dann vereinbarst du bei allen Vereinen, deren Angebot dich interessiert, einen Termin für ein kostenloses Probetraining. So kannst du selbst einen Eindruck gewinnen.

Wie fühlen sich die Techniken an? Wie gefällt dir das Grundkonzept? Ist der Umgang im Verein freundschaftlich, oder herrscht dort hartes Konkurrenzdenken?

Finde also heraus, ob dir die körperlichen Aspekte dort genau so zusagen, wie der dortige Umgang miteinander - dann kannst du selbst eine Wahl treffen.

Denn letztlich bringt dich nur der Stil weiter, der dir selbst zusagt, denn nur wenn du lange genug dabei bleibst, wirst du ernsthafte Fortschritte machen.

Egal für welchen Stil du dich entscheidest - ich wünsche dir viel Freude beim Training.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

Danke für die ausführliche Antwort.

Den Namen hab ich mich 14 erstellt und seitdem habe ich mich verändertet.

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@letssmokeweed

Zunächst einmal vielen Dank, dass du meine Einleitung nicht zu negativ aufgefasst hast. :-)

Ich helfe gerne wenn ich kann - aber lies dir auch die anderen Antworten, die zum Teil von sehr kundigen Menschen geschrieben wurden. :-)

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Ich finde der Faktor "Zeit" spielt auch noch eine große Rolle bei der Auswahl eines geeigneten Vereins. Kann ja sein, dass der Fragesteller beruflich oder privat dermaßen eingespannt ist, dass er zu den konventionellen Trainingszeiten (abends) nicht kann. Da ist es dann wichtig zu schauen, ob der Verein auch Vormittags oder Mittags Trainingszeiten anbietet.

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Ich empfehle Dir Krav Maga. Da lernst Du auch, wie Du Gefahren auf der Straße aus dem Weg gehst.

Ich muss vorausschicken: Mir wird schon schlecht, wenn ich das Wort Kampfsport zusammen mit 'auf der Strasse' schon nur höre!

Wenn du was machen willst, mit dem du mit deinen Kumpels auf der Strasse rangeln und herausfinden kannst, "welche Kampfkunst die beste ist", kann ich dir nicht helfen.

Kampfsport und Kampfkunst und Selbstverteidigung sind ähnliche Arbeitsrichtungen, die alle mehr oder weniger ohne Instrumente und nur mit dem baren Körper ausgeübt werden. Also kein vollgefedertes Mountainbike, keine atmungsaktive und körperbetonte Neoprenkleidung und vor allem kein "Strassenkampf". Und alle werden alleine ausgeübt in einer direkten Begegnung mit einer anderen Person.
Ein Kampf oder Selbstverteidigung auf der Strasse - Strassenkampf ist was ganz anders! Das ist immer aus dem Hinterhalt, attentatmässig auf Schwächere und ausgeübt in einer Gruppe, meist mit Messern. Und es ist kriminell.

Kampfsport hat seine Betonung auf Sport. Es sind reglementierte Disziplinen, welche unter kontrollierten Bedingungen mit Punkten gewertet werden. Man kann Meisterschaften gewinnen und zum Sieger werden.

Bei Kampfkunst liegt die Betonung auf der Kunstfertigkeit. Das bedeutet nicht, dass es weniger effektiv ist. Nein, meist sogar im Gegenteil! Während beim Sport die wirklich wirksamen Techniken verboten oder abgeändert wurden, damit man mit seinem Sparringpartner auch öfters trainieren kann und dabei niemand verletzt wird, liegt in einer Kampfkunstdisziplin die Ursprünglichkeit der klassischen Anwendung, sagen wir: wie es auf dem Schlachtfeld angewandt worden war, klar im Vordergrund. Dadurch enthalten sie manchmal Anwendungen, die im Kampfsport als verboten gelten.
Namen von Kampfkünste enden meist mit der Silbe Do, was bedeutet, dass ihnen auch ein hohes Mass an persönlichkeitsbildenden Elementen beigefügt wurde, Judo, Aikido enthalten auch ethische Inhalte.
Es gibt Kampfkünste, die nicht für den Zweikampf gedacht sind. Ihre Betonung liegt in der Praxis der Ursprünglichkeit; Iaido zum Beispiel. Dabei wird mit dem echten, scharfen Katana praktiziert. Es wird aus der Scheide gezogen und in einer einzigen, fliessenden Bewegung der Schnitt ausgeführt. Es ist nebst der Ausführung der Bewegung eine mentale Sache.

Selbstverteidigung ist wieder was anderes. Hier liegt die Effizienz in der Wirkung. Nicht im Töten, sondern im Stören eines Angriffs und auch in gewisser Hinsicht im Ausschalten eines Angreifers. Das Ausschalten kann locker erfolgen oder auf härtere Art.

Ich will dir jetzt nicht die Welt erklären. Die Kampfsport/-kunst/Selbstverteidigungs-Welt ist sehr vielfältig. Jeder, den du fragst, ist von etwas so total überzeugt, dass er darüber ins Schwärmen gerät, weil er es toll findet. Kannst das auch alles googlen.
Aber ich füge zu jeder der drei Kategorien meine Empfehlung an, die du selber ausüben kannst, die du aber auch deiner Freundin/Frau empfehlen und auch deine Kinder in den Unterricht schicken kannst.

Kampfsport: Judo und Ju Jitsu (die Schreibweise variiert) - Judo ist für Kinder wie auch für Erwachsene wertvoll. Kinder lernen mit Gleichalterigen achtungsvoll umzugehen und können sich doch auch mit einander messen. Ein geübter Judoka ist ein äussest starker Gegner in der direkten Kontaktaufnahme und auch im Bodenkampf kaum zu bewältigen. Judo ist auch Wettkampfsport und sogar olympisch. Ju Jitsu ist im technischen Repertoire umfangreicher und hat über die Techniken des Judo hinaus auch Hebel und Schläge. Ju Jitsu ist im direkten Körperkontakt sehr, sehr wirksam.

Kampfkunst: Aikido - der ethische Inhalt, welches der Begründer der Disziplin mitgabe, ist überzeugend. Aikido kennt weder Offensivtechniken, noch Wettkämpfe. Aber der Hintergrund der Technik stammt aus dem jap. Mittelalter und von den Schlachtfeldern, damals Daitō-ryū Aiki-jūjutsu genannt. Die Strategie hinter Aikido liegt darin, dass man einen Angriff nicht verhindert und ihn auch nicht blockiert. Sonst wirken Kraft gegen Kraft und der Stärkere gewinnt. Die Strategie liegt in der Harmonisierung mit der Angriffsbewegung und der Übernahme der Kontrolle über die Bewegungen des Angreifers. Sein Angriff wird neutralisiert und in einen Wurf und/oder eine Festhaltetechnik oder Hebel überführt.
Einem geübten Aikidoka 'kann man nichts' - Er ist einem quasi immer einen Schritt voraus. Du kannst auch deine Freundin und deine Kinder als Jugendliche in den Unterricht schicken, den geübt wird gemeinsam, ohne Gewichtsklassen, Altersgruppen oder nach Niveau des Könnens aufgeteilt. Das ist wichtig und man lernt mit allerlei Menschen unterschiedlicher Körpermasse und verschiedenen Kraftpaketen zu arbeiten.

Selbstverteidigung - Systema. Stammt aus Russland und ist in seiner Strategie auf Stören und Ausschalten ausgerichtet. Sehr, sehr effizient gegen Messer und mehrere Angreifer. Speznaz beherrschen die Techniken für den lautlosen Kampf. Wenn ich heute nach bald 30 Jahren Aikido mir nochmal was suchen würde, fiele meine Wahl ohne langes Überlegen auf Systema. Ist für Erwachsene geeignet, auch für Frauen. Leider sind entsprechende Schulen dünn gesät und es ist nicht einfach, eine Schule in der Nähe zu finden.

Viel Glück und alles Gute!

Sehr gut Ausführung. Ich betreibe auch seit letztem Jahr Aikido. In der Schule werden auch "zuvorkommende" Atemi-Techniken gelernt, wobei diese den Gegner eher irritieren/ablenken sollen von der eigentlichen Technik.

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Der Volksmund nennt alles, wo man sich gewollt unter Anleitung eines Trainers rangelt oder prügelt Kampfsport. Der Ausführende unterscheidet zwischen Kampfsport, Kampfkunst und Selbstverteidigung.

Kampfsport:

Kampfsport ist Wettbewerbsorientiert. Es handelt sich um ein eigenständiges System oder um eine Teilmenge alter Systeme. Kampfsport kann Boxen sein (mit Sicherheit schon mal eine Grundlage auch zur Selbstverteidigung), Kickboxen (auch hier findet man Wettbewerbe, aber man kann sich halt auch gut mit Händen und Füßen verteidigen), Judo oder Karate (Teilmenge alter Samurai-Kampfkünste wie Jiu Jitsu und sehr stark auf einzelne Techniken fokussiert, zur Selbstverteidigung eher nicht geeignet) oder wettbewerbsorientierte Ausführungen von Tae Kwon Do sein.

Bei Kampfsport denkt jeder erst mal an Judo und Karate und attestiert: Zu einseitig, um sich wirklich zu verteidigen. Judo mag schön bei Schulhofrangeleien sein, aber gegen Schläger wirkt es eher nicht. Aber Boxen und Kickboxen zeigen da, dass man nicht nach Gruppen denken darf. Dennoch: Auch da gibt es Regeln, und wenn man immer schön über der Gürtellinie schlägt und tritt, weil man es so gelernt hat, ist das ineffizienter, als ein beherzter Tritt in die Weichteile.

Kampfkunst:

Ist nicht wettbewerbsorientiert. Das fängt schon an, wenn man Tae Kwon Do, Kickboxen oder Muay Thai abseits des "guten Geschmacks" für Wettbewerbe trainiert. Ansonsten verbindet man mit Kampfkünsten traditionelle asiatische Systeme wie Jiu Jitsu (und dessen deutschen Ableger Ju Jutsu), Kung Fu und dessen Teilmenge Wing Tsun, Bujinkan Budo Taijutsu/Genbukan Ninpo und andere "Ninjutsu-Artige"... Auch der Kampftanz Capoeira zählt zu den Kampfkünsten, ist aber in seiner heutigen Ausübung zu artistisch.

Die traditionellen Systeme sind ein paar Jahrhunderte alt und kommen nicht selten aus dem Rüstungs- und Waffenkampf. Die Techniken sind recht unhandlich und schwer (daher im ersten Gang langsam in Zeitlupe und kooperativ erlernt, danach auch gerne mal unkooperativer und in Echtzeit), weshalb die Lernkurve sehr flach ist. Ich will keinem im Dunklen begegnen, der das richtig gut kann, aber bis dahin ist ein weiter Weg.

Selbstverteidigung:

Selbstverteidigungssysteme wie Krav Maga und Systema sind noch recht jung und oft ein "Best Of" alter Systeme, kompaktiert und modernisiert. Leicht zu erlernen, direkt (denke nur mal an eine Simpsons-Episode, in der es hieß "keine Weichteile, kein Krav Maga" - ist wirklich so), auf moderne Gegebenheiten angepasst (du lernst zwar "die beste Verteidigung gegen Bewaffnete ist, ihnen einfach Handy und Portemonnaie zu geben", aber wenn er dich einfach nur abmurksen will, lernst du auch, ihn mit etwas Glück zu entwaffnen).

Wenn du wirklich in einer Gegend wohnst, wo das nötig ist, wäre das theoretisch der beste Weg.

Was ist das beste System?

Man meint, das recht pauschal mit Krav Maga oder Systema beantworten zu können. Wenn aber (kommt in jedem System vor, bei Wing Tsun häufiger, bei anderen weniger häufig, aber im Zweifel auch bei Krav Maga) der Trainer nichts taugt oder einem das System nicht behagt, ist es vielleicht sogar effizienter, einen trainingsintensiven Kampfsport wie Boxen oder Kickboxen oder eine unhandliche, aber nach langer mühevoller Lernzeit auch effektive Kampfkunst wie Jiu Jitsu, Ju Jutsu (das Ausbildungssystem der Polizei, kannst du auch als Zivilist an Polizeischulen lernen, wenn du eine in der Nähe hast, die es anbietet) oder Ninjutsu zu lernen. Mache Probetrainings in verschiedenen Systemen und vergleiche.

"Anfängergeeignet" gibt es nicht. Ich glaube sogar, dass Anfänger oft direkter lernen können. Gerade die alten Systeme bauen aufeinander auf, haben aber individuelle kleine Unterschiede. Wenn du jahrelang ein System gerlernt hast und steigst um, wirst du manche Feinheiten des neuen Systems nicht verstehen und umsetzen können. Als Anfänger bist du nicht vorbelastet.

Also rein ins Vergnügen.

Alles ist geeignet zur Selbstverteidigung, nur gibt es eben - wie du bereits ausgeführt hast - unterschiedliche Schwerpunkte. Die Frage ist, was man daraus macht und ob man im Eifer des Gefechts, wenn es drauf ankommt, auch die Eier hat, sein Wissen und Können einzusetzen.

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