Welche Vorteile hätte eine Philosophenherrschaft (Platon) im Gegensatz zur heutigen Demokratie?

5 Antworten

Es würde nie etwas umgesetzt werden, weil sich Philosophen nie bei irgend was einig wären und immer das Haar in der Suppe suchen - Folge: die Bürger würden einfach ihr Ding machen.

Eine Philosophenherrschaft, wie Platon sie in seinem Dialog »Politeia« als bester Staat entwirft, bietet große Schwierigkeit bei einer Umsetzung in die Praxis, weil die Realisierung des Entwurfs zwar nicht völlig unmöglich ist, aber das Zusammenfallen von Herrschaft und philosophischer Weisheit sehr schwierig zu erreichen ist und einer göttlichen Fügung bedarf, wie Platon es ausdrückt (Platon, Politeia 499 – 506). Außerdem gibt es als Nachteile die Gefahr geringer Freiheit, die fehlende politische Mitbestimmung für einen Großteil der Bevölkerung, die von unumschränkter Macht (die weise Herrschenden werden in der Machtstellung nicht institutionell eingeschränkt und kontrolliert) ausgehende Gefahr, den Charakter und das Verhalten der Machtinhaber zu verderben, das Fehlen dauerhafter verbindlicher schriftlicher Gesetze, und die Schwierigkeit, Weisheit einfach, sicher und unumstritten festzustellen.

Benötigt werden fast oder ganz übermenschliche Herrschende.

Es gibt kein praktisches Beispiel einer Umsetzung, von der das Modell in vollem Ausmaß realisiert wird. Insofern besteht bei einem Vergleich mit der tatsächlichen Demokratie der Gegenwart die Gefahr, Schwächen der Demokratie in der Praxis festzustellen, weil es für unvollkommenen Wesen keine Staatsform gibt, die immer perfekt funktioniert, während ein bloßer Entwurf des besten Staates keine Praxistauglichkeit vorweisen kann und ihm anderseits keine Schwächen in einem Beispiel geschichtlicher Realisierung angelastet werden können.

Es können Vorteile überlegt werden, die in der Theorie bestehen:

  • Herrschaft der Besten (besonders durch die Tugend/Vortrefflichkeit der Weisheit ausgezeichnet)
  • weise Entscheidungen (Verbindung von Herrschaft und Weisheit wünschenswert)
  • Orientierung an der Idee des Guten und Verwirklichung von Gerechtigkeit
  • Einheit und Stabilität
  • gute Entsprechung zwischen Anlagen/Fähigkeiten und Position in einer Gemeinschaft
  • Unabhängigkeit der Herrschaft von Wirtschaft (innerhalb der beiden oberen Stände/Klasse gibt es kein Privateigentum)
  • Kompetenz/Sachverstand hat Vorrang
  • keine Notwendigkeit, für Wahlkampf und Beeinflussungen viel Energie aufzuwenden
  • keine Abhängigkeit von Stimmungen

Nur Nachteile. Niemand kann sagen, wie man diese Philosophen finden könnte. Sie hätten die ganze Macht in den Händen. Niemand könnte sie kontrollieren. Man wäre ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es würde nur gehen, wenn sie übermenschliche Kräfte und Tugenden hätten, Halbgötter wären. Aber solche Philosophen gibt es nicht, auch sie sind Menschen und anfällig für Machtgier, Habsucht, Neid usw.

Hronutzer 
Fragesteller
 02.09.2020, 17:02

Ich habe allerdings nach Vorteilen gefragt 😬

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Keine, im Gegenteil, da Philosophen auch nur Menschen sind - mit allen Fehlern und Schwächen. So wurde Platon Jahrhunderte später von einem Philosophen gekontert mit der meiner Meinung nach brillanten Aussage: "Ein Staat muss so gebaut sein, dass selbst der größte Verbrecher regieren könnte, ohne in der Lage zu sein, Gesetze zu brechen."

Gar keine.

Sie käme schlicht nicht zustande, weil sie albern borniert die Existenz unterschiedlicher bis antagonistischer Interessen ausblendet und dem Aberglauben huldigt, es gäbe über sozialen Interessen stehende, "objektiv" beste technokratische Problemlösungen.