Welche Haltung nahm Luther gegenüber den Forderungen der Bauern ein?

5 Antworten

Gute Info unter: http://www.luther.de/leben/bauernk.html (meiner Meinung nach etwas zu Luther-freundlich)

Ein paar Sätze dazu: Luther zeigte Verständnis für die von den Bauern erhobenen Forderungen - begründete sie aber meist nicht wie sie naturrechtlich, sondern appellierte an die Nächstenliebe der Fürsten, hier einzulenken. Die dachten nicht im Geringsten daran, daraufhin konnte Luther durchaus scharf (gegenüber den Fürsten) werden, aber dennoch hielt er daran fest, dass die Ordnung an sich nicht infragegestellt werden dürfe.

Damit war für ihn so etwas wie politische Rebellion gleichzusetzen mit der Rebellion gegen Gottes Ordnungen. Dafür hatte Luther (zum Teil zu Recht) ein Feindbild: die von Thomas Müntzer geführte Bewegung, die sich auf Luther berief, aber letztlich (bei zunächst positiven Motiven) letztlich in einem Desaster mündete.

Ein Problem war auch der Freiheitsbegriff ( in einer seiner wichtigsten Schrifen: Freiheit eines Christenmenschen). Für Luther war Freiheit primär Gewissensfreiheit - für die armen und leibeigenen Bauern natürlich auch Freiheit von Unterdrückung im konkreten Sinn. Luther fühlte sich missverstanden und fürchtete um seine theologischen erkenntnisse.

Und nicht zuletzt: Luther erfuhr gerade in den entscheidenden Jahren (rund um Worms 1521) Unterstützung durch seinen eigenen Landesherren (Friedrich den Weisen). Dass sich die reformatorische Lehre durchsetzte, hatte viel mit der Haltung dieses und anderer Landesfürsten zu tun. Das hat sicher einiges dazu beigetragen, dass Luther den Fürsten an sich nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstand. Er hat sie zwar kritisiert, aber wäre nie auf die Idee gekommen, dass man sie absetzen sollte - was die Bauern ursprünglich übrigens auch nicht im Sinn hatten. Viele der Verlautbarungen der Bauern haben das Fürstentum an sich nicht angetastet, wohl aber den Missbrauch der Macht.

Der entscheidende Unterschied zwischen Luther und den Bauern lag in der Frage, wie man reagieren sollte, wenn die Fürsten nicht einlenken: Die Bauern probten den Aufstand, Luther predigte, dass die Bauern in Liebe das Unrecht ertragen müsste. Als sie es nicht ertragen wollten, ermutigte Luther die Fürsten, mit harter Hand durchzugreifen - eine der dunklen Seiten Luther. So sehr ich Luther in vielen Dingen schätze, die Haltung Luthers in dieser Frage halte ich für unakzeptabel. .

Leider hat er eine sehr negative Haltung eingenommen und sogar den Fürsten das Recht zugesprochen, dass sie auch mit Gewalt gegen die wilde Horde von Bauern vorgehen könnten.

Damals sollen bei den Bauernkriege über 100.000 Menschen umgekommen sein.

Die Bauern verlangten aufgrund der Reformation nicht nur religiöse, siondern auch soziale Reformen, die ihnen aber entschieden verweigert wurden.

Hier hat Luther versagt und die berechtigten sozialen Forderungen (soziale Gerechtigkeit) der Bauer nicht unterstützt, bzw. von den Fürsten keine Veränderungen verlangt.

Soweit gingen also die Reformen nicht, dass sich auch an den Lebensbedingungen der Menschen etwas geändert hätten .

Diese Diskrepanz zwischen christlichen Werten (Verhalten) und der sozialen Gerechtigkeit bestand die ganze Geschichte hindurch.

Primär waren die Kirchen mehr am Seelenheil Menschen, als an besseren sozialen Verhältnissen interessiert..

Man rechtfertigte sogar die sozialen Mißstände mit der Aussage Jesu, "dass sie immer Arme unter sich haben werden."

Damit wurde abgeleitet, dass man auch nichts an den sozialen Verhältnissen etwas ändern müsste.

Diese Aussage Jesus wurde völlig falsch verstanden ( wie auch andere Aussagen von ihm) und als Freibrief für die soziale Ungerechtigkeit verwendet.

Schließlich wurde die Gesellschaft von einem "feudalen System" bestimmt, in der es eine priviligierte Oberschicht (Adel) und eine mehrheitliche Unterschicht gab.

Weder die Könige und Fürsten, noch die Kirchen waren an einer sozialen Veränderung interessiert.

Darum sah sich Luther auch nicht veranlasst in dieser Richtung etwas zu unternehmen, denn genauso wenig waren auch die Fürsten nicht daran interssiert am feudalen System etwas zu verändern.

So wurde z.B. die Leibeigenschaft in Österreich erst 1848 abgeschafft.

Die wirklich tiefgreifenden soziale Reformen blieben dem 20. Jhd. vorbehalten. Und es hat viele Kämpfe gekostet, um diese sozialen Veränderung durchzuführen.

Luthres verkehrtes Verhalten den Baueren gegenüber, bzw. dass er sie in Stich gelassen hat, hat in später sehr belastet . Er schrieb, dass ihm das ständig am Genick sitzen würde.

Schließlich muss man sich im Klaren sein, dass es bestimmt nicht leicht war sowohl religiöse als auch soziale Veränderungen gleichzeitig durchzuführen.

Stießen schon die religiösen Reformen auf den heftigstren Widerstand der katholischen Kirche und des Kaisers.

karlklavier  23.09.2011, 22:21

Was du schreibst, trifft Luther nur bedingt: Er hatte Verständnis für die Forderungen der Bauern - was er letztlich aber ablehnte, dass die Bauern ihren Forderungen durch Aufstand zur Durchsetzung verhelfen dürfen. Luther hat den Fürsten (ganz im Sinne der Bauern) mächtig ins Gewissen geredet, die Forderungen der Bauern waren aus heutiger Sicht ja durchaus moderat. Als sich die Fürsten verweigerten, wurde Luther aber inkonsequent und hat den Bauern das Recht auf die Durchsetzung ihrer Forderungen verweigert und sich letztlich sehr einseitig auf die Seite der Fürsten geschlagen.

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Rose1122  23.09.2011, 23:58
@karlklavier

War auch in seiner Situation verständlich, weil er höchstwahrscheinlich fürchtete die Gunst der Fürsten zu verlieren.

Schließlich war er auch auf ihre Unterstützung angewiesen.

In meinem Schlussgedanken habe ich darauf hingewiesen, dass es für Luther nicht leicht gewesen ist.

Es liegt mir auch fern hier als Richter aufzutreten, weil wir bestimmt nicht ermessen können unter welchen großen Belastungen Luther damals gestanden ist.

Schließlich die Machtkirche und den Kaiser gegen sich zu haben ist bestimmt keine einfache Sache für ihn gewesen.

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Nachdem er die Bauern anfänglich unterstützte, überließ er diese schließlich ihrem eigenen Schicksal, weil Luther selbst auf den Schutz einiger wohlgesonnener Fürsten angewiesen war.

er fand sie gut :)

Seestern271  24.09.2011, 12:17

Er veröffentlichte die Schrift "Wider die Mordischen und Reuberischen Rotten der Bawren", die bis heute eine der umstrittensten Schriften des Reformators darstellt. Wo fand er sie denn gut???

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seine haltung war ...

ach ne, mach deine hausuafgaben lieber selbst ^^

MB279  29.04.2013, 18:09

danke sehr hilfreich du fisch!;)

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