Welche Farbe hat die reale Welt (außerhalb unserer Wahrnehmung)?

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Auf der Grundlage eines (kritischen) Realismus in Bezug auf Existenz und Erkennbarkeit einer Außenwelt („reale Welt") ist die Antwort: Diese Welt hat nicht an sich, außerhalb von Wahrnehmung, eine Farbe, aber es gibt eine Beschaffenheit materieller Oberflächen von Dingen der realen Welt, die einer Farbwahrnehmung zugrundeliegen.

In der Physik gibt es die Unterscheidung primärer und sekundärer Eigenschaften (Qualitäten). Die primäre Eigenschaft bei den Farben ist eine Beschaffenheit materieller Oberflächen, Licht zu absorbieren und zu reflektieren. Die Wahrnehmung als Farbe ist eine sekundäre Eigenschaft. Sie beruht auf der Verarbeitung von Lichtintensität und Wellenlänge. Lichteinstrahlungen gelangen durch die Pupillen zur Netzhaut, wo Sinneszellen (Photorezeptoren) die Signale in Nervenimpulse umwandeln, die an das Gehirn weitergeleitet werden. Die dort stattfindende Verarbeitung kann als Deutung verstanden werden.

Wahrnehmung ist ein auch aktiver Vorgang (ein Erfassen), nicht nur eine passive Widerspiegelung der Dinge. Die Erscheinungen sind von einem Subjekt konstruiert. Sinnestäuschungen sind ein deutliches Beispiel, wie die Wahrnehmung von dem Bewußtsein und der Aufnahme durch Subjekte abhängt. Daraus folgt aber nicht zwingend, sie für eine bloße Konstruktion zu halten, der nichts Reales in der Außenwelt entspricht. Es ist auch möglich, komplizierte gesetzmäßige Beziehungen zwischen einem realen Gegenstand und der menschlichen Wahrnehmung anzunehmen.

Außerhalb von Wahrnehmung überhaupt hat die Welt kein Aussehen.

Wie die Wahrnehmung genau ist, ist von den Sinnesorganen einer Gattung von Lebewesen und ihrer Verarbeitung von Sinneseindrücken abhhängig. Wahrscheinlich gibt es bei gleichen Bedingungen für Lebewesen mit grundsätzlich gleich funktionierenden Organen jeweils auch eine gleiche Farbwahrnehmung, was die neurophysiologische Grundlage (bestimmter Nervenzustand; eine Tätigkeit zusammenwirkender Neuronengruppen) betrifft oder zumindest nur eine geringe Abweichung innerhalb eines engen Spielraums.

Eine Untersuchung der Beschaffenheit der eingesetzen Erkenntisvermögen (mit der Wahrnehmung als in disem Fall zentralem Bestandteil) kann zumindest ein Stück weit das Ergebnis beleuchten. Ohne irgendeinen Bezug auf Wahrnehmung, bloß durch reines Denken, ist eine Frage über ein Aussehen der Welt nicht beantwortbar. Erfahrung wird als Zugang zur Erscheinungwelt benötigt.

Farben werden durch die Lichtbrechung erzeugt - wie der einzelne Stoff, der das Licht bricht, wirklich aussieht, kann niemand sagen.

DIE WELT ist viel zu groß, als dass wir sie sehen könnten. Wir sehen immer nur einen kleinen Ausschnitt und das auch nur bei Licht. Der Grund ist einfach: Die Welt ist nicht auf uns abgestimmt sondern wir auf ein Überleben in der Welt. Die Art, wie wir sehen, ist eine Hypothese darauf, wie wir im Konzert mit allen anderen Sinnen auf dieser Erde und im weitesten Sinn in unserem Sonnensystem bis zu rund 100 Jahre überleben können, die einen kürzer, die anderen etwas länger. Fledermäuse haben eine andere Überlebenshypothese. Wir wissen, dass sie blind sind und sich mit Ultraschall orientieren, doch wie sich das für Fledermäuse anfühlt, welche Differenzierung der Wahrnehmung sie haben, das entzieht sich unserer Kenntnis und Vorstellungskraft. Das gehört in Kants WELT AN SICH, die Fülle des Möglichen, von der wir nur einen begrenzten Ausschnitt erfahren. Selbst wenn wir unsere begrenzten Sinne mit Hilfsmitteln erweitern, dann immer mit Blick auf ein besseres Überleben.

prohaska2  26.12.2011, 20:56

Ich habs ja immer gesagt: von Fremden keine Bonbons nehmen!

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Eine Frage, die sich wohl kaum beantworten lässt. Ich überlege oft, was wohl mit Dingen passiert, wenn sie gerade von niemandem wahrgenommen werden. Wie ist ein Setin wohl, wenn er irgendwo ist, wo sonst niemand ist? Exostiert er dann überhaupt? Existieren überhaupt Dinge die Ich gerade nicht wahrnehme?

Ich wünschte, ich wüsste die Antwort, aber wahrscheinlich wird sie nie irgendjemand kennen...

japistole 
Fragesteller
 28.12.2011, 13:15

Deine Fragen sind Fragen der Philosophie. Ich rede aber über Naturwissenschaft. Denn auch unter der Annahme, dass die Welt, wie wir sie wahrnehmen wirklich existiert, sieht die sie in Wirklichkeit anders aus, als wir sie eben wahrnehmen. Verwechsle meine Frage nicht mit einer philosophischen Frage. Ich rede hier von etwas ganz Praktischem. Jedes Tier sieht die Welt aufgrund seiner Anatomie anders, aber keines sieht sie so, wie sie wirklich ist. Z.B. habe ich rausgefunden, dass es Wärme, Licht und Farben, so wie wir sie sehen garnicht gibt. Wärme ist bloß kinetische Energie, also Bewegung. Das Gefühl von Wärme vermittelt der Körper unseren Geist um den verschiedenen Zuständen von Materie ein "Aussehen" zu geben. Aber außerhalb unserer Empfindung gibt es keine Wärme, sondern wie gesagt nur Bewegung (kinetische Energie). Und nochmals, das ist keine philosophische Frage, sondern eine naturwissenschaftliche, unter der Annahme, dass die Außenwelt wirklich existiert und unseren physikalischen Vorstellungen entsspricht.

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BuffoonOnACloud  28.12.2011, 16:39
@japistole

Also ersteinmal: Die Frage wurde unter "Philosophie" getaggt. Ist ja aber nicht so wichtig.

Ich denke, im Grunde kann man nicht sagen, was das wahre Sehen ist. Aus dem Grunde nicht, weil (wie du gesagt hattest) alles Lebewesen verschiedene Möglichkeiten haben, die Welt wahrzunehmen.

Das menschliche Sehen ist meiner Meinung nach nichts anderes als die Art, wie wir reflektieretes und gefiltertes Licht wahrnehmen. Aber nicht alle Lebewesen nutzen dies zur Orientierung in der Welt, viele tun dies vollkommen anders und so ist die Welt für alle ein wenig anders. Ich denke schon, dass die Welt so "ist" wie wir sie sehen, aber wir übersehen auch viel. Jeder Spezies stehen andere Möglichkeiten offen, sich zurecht zu finden und andere fehlen dafür. Also kann niemand die Welt als ganzes sehen, einige Dinge fehlen.

Das ist meine etwas "wissenschaftlichere" Meinung zu dieser Frage ;)

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Vermutlich sehen wir einen winzigen Aspekt der Realität