Welche Entscheidung bereut ihr rund ums Thema Pferd?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Oh, da gibt es einiges... im privaten Bereich mit 15J. ein eigenes Pferd bekommen zu haben. Für mich damals definitiv zu früh. Ich habe mein Stute sehr geliebt, aber zeitweise war ich doch sehr überfordert - Schule, Freund(e), Pferd... Box kam für mich seinerzeit schon nicht in Frage, daher war ich in einer kleinen, feinen aber sehr arbeitsintensiven Selbstversorgergemeinschaft. Was dazu jeden Tag einen Weg mit dem Fahrrad von 10 km (in Summe) bedeutete. Der Zeitaufwand war immens.

Im beruflichen Bereich, gerade als ich noch jünger war, viel zu oft den Mund gehalten zu haben u. im Betriebs- bzw. Sportzirkus mitgemacht zu haben, ohne gewisse Systeme u. Methoden sehr viel kritischer zu hinterfragen. Daher bin ich glaub heute auch so allergisch gegen vieles, weil man als Berufsreiter einfach schon auch viel Mist erlebt, gerade als Angestellte.

Aber vieles Schlechte hatte auch sein Gutes, als ich mich selbstständig machte u. somit selbst entscheiden konnte, wusste ich sehr genau, wie ich es NICHT machen wollte. Und bin froh, dass ich mein Konzept durch gezogen habe u. es mittlerweile sogar Nachahmer findet.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
LiviDog  07.02.2021, 20:49

Hey, mich würde mal interessieren wie genau du dich selbstständig gemacht hast und was dein Konzept ist. Will mich irgendwann auch mal selbstständig machen.

Lg

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Hjalti  07.02.2021, 20:58
@LiviDog

Mein Mann u. ich haben einen Hof gekauft, wir haben Berittpferde u. Einsteller, dazu Unterricht, Kurse, Turniervorbereitung, Turnierbegleitung, mobiles Training, Import aus Island, Irland, Spanien (von Höfen, mit denen wir bereits lange Jahre zusammen arbeiten, Island ist am Auslaufen, wg Klima...).

Mein Konzept ist einfach: artgerechte Haltung, pferdegerechte Ausbildung u. reelles Reiten.

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Eine Sache, die ich zur Hälfte bereue, ist meine Zeit in Frankreich. Ich habe dort auf einem Hof gearbeitet und eben auch viele junge Pferde geritten, mit denen ich komplett überfordert war. Das hätte ich viel früher abbrechen müssen, aber ich wollte es unbedingt durchziehen. Die Hofbesitzerin war leider auch alles andere als freundlich oder umgänglich, sodass ich irgendwann echt Angst vor ihr hatte und mich dann erst recht nicht getraut habe was zu sagen 😣

Ich hatte ihr eigentlich auch immer wieder gesagt, dass ich mir das nicht zutraue, aber sie sagte darauf Dinge wie „Ach Quatsch, der ist doch ganz brav.“ (nachdem der mehrere Male mit mir komplett unkontrolliert über den Platz gebockt ist), „Wer soll die denn sonst reiten?“ und „Wenn dir was passiert ist das ja nicht so schlimm, stell dir mal vor ICH würde da runterfallen.“

Das führte dann zu geprellten Rippen, einer gequetschten Hand, einer Gehirnerschütterung, einer verschleppten Erkältung und daraus folgend einer Herzrhythmusstörung und Atemnot, Tritten, Bissen und mehreren kleinen Verletzungen.

Aber ich habe auch sehr viel gelernt... Nur hätte ich das gerne unter anderen Umständen gelernt ^^

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Pferdebesitzer + Arbeit als Bereiter

Soweit eigentlich nichts, außer das Mama mal ein Turnier abgesagt hat, weil ich zu zickig war.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich reite seit meinem 6.Lebensjahr und habe zwei Pferde

Ich bereue es, dass ich mein Pferd (mein jetzt noch lebendes, fast 25-jähriges) 2,5 Jahre noch in einer Box habe leben lassen (mit Weidegang in der Herde von 5.30 bis 20.00 Uhr) und beschlagen habe lassen (weil man mir gesagt hatte, die Alternative sei Einschläfern, der könne niemals ohne Eisen laufen).

Seit 2011 ist er nun im Aktivstall und barhuf und was sich da gesundheitlich getan hat, hätte ich nie für möglich gehalten. Dass es besser ist, klar, dass man es merkt, auch klar, aber SO SEHR hat mich überrascht. Inzwischen weiß ich mehr und habe es zigfach beobachtet und ja, jetzt kann ich es mir auch erklären. Damals bei Kauf erwarb ich ihn aus Boxenhaltung und vierfach beschlagen und war froh, wenigstens einen Boxenplatz gefunden zu haben und weil sie so viel und mit anderen raus durften, habe ich es nicht geändert. Beim Beschlag, den riss er sich immer innerhalb von 2 Wochen wieder runter, war dann wieder in Hufverband gepackt und der Tierarzt und mehrere Schmiede hatten ihn schon aufgegeben, dann lernte ich eine Huforthopädin kennen. Die war einmal dran und alle Pannen waren Vergangenheit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
AzuraE 
Fragesteller
 07.02.2021, 19:35

Danke für deine Antwort! Und gut, dass du bereit warst umzudenken und die Haltung zu ändern. Leider reflektieren immer noch viel zu wenige ihr Handeln und machen einfach so weiter "wie es eben alle machen".

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Oh, ich würde einiges anders machen, so im Nachhinein.

Ich bereue, dass ich mein Pferd so lange nachts in der Box hab stehen lassen. Ich bereue auch den ein oder anderen Stall, der sich im Nachhinein als nicht so toll herausgestellt hat.

Ich bereue es, oft genug nicht auf mein Bauchgefühl gehört zu haben und zu oft mit unpassenden Sätteln geritten zu sein.

Ich hätte meinem Pony sehr viel Unterstützung bieten können mit einem Inhalator, wäre einfacher gewesen. Nach 6 Jahren war die Erkenntnis nun auch mal eingetroffen bei mir. Ja, ich bereue, das Teil nicht vorher schon geholt zu haben.

Aber man lernt ja aus seinen Fehlern... Ich hab im Laufe der Jahre einiges umgestellt - von der Haltung zur persönlichen Einstellung, Fütterung, Reitstil, ... Ich hoffe auch, dass jeder sich irgendwann so reflektiert, dass man einiges besser machen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin