Blickwechsel 20. Dezember 2021
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Was wird aktiv gegen Pädophile im Netz getan?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

 

sehr gute und berechtigte Frage. Tatsächlich haben wir auch Kollegen, die im virtuellen Bereich „Streife“ fahren. Natürlich ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein… ist aber eine Ressourcenabwägung. Kollegen fehlen an jedem Ende und der Dienstherr muss entscheiden, ob er zwei Beamte lieber in einen Streifenwagen steckt und raus schickt, wo sie dann von vielen Bürgern gesehen werden und so das Sicherheitsgefühlt steigern oder ob er die beiden Kollegen still und heimlich und quasi unbemerkt in ein Kämmerchen von einen Computer reinsetzt.

Tatsächlich kommen die meisten Anzeigen bzgl. „Online-Kindesmissbrauchs“ durch die halbstaatliche Organisation NCMEC über das BKA an uns. Das klappt gut… teilweise zu gut… ich verweis mal auf den Artikel hier:

https://www.tagesschau.de/inland/kinderpornografie-135.html

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 15 Jahren Polizeivollzugsbeamter
ascivit  21.12.2021, 00:10

Könnte man die beiden Kollegen nicht in einem Streifenwagen an den Bahnhof stellen (Wegen Sicherheitsgefühl ) und dort im Wagen per Handy im virtuellen Bereich auf Streife gehen?

hätte den Vorteil dass dann jemand , wenn am Bahnhof was passiert, schnell hin kann

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Dommie1306  21.12.2021, 07:47
@ascivit

Prinzipiell keine schlechte Idee.

Die Kollegen, die auf "virtueller Streife" sind, sind aber halt Experten in ihrem Bereich. Zunächst wage ich zu bezweifeln, ob da ein Handy ausreicht - ferner (ohne die Kollegen beleidigen zu wollen^^) glaube ich nicht, dass sie mit "alltäglichem Einsatzgeschehen" etwas anfangen könnten.

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TW1920  22.12.2021, 10:18
@ascivit

Der Punkt ist, dass das Erarbeiten von solchen Recherchen, die ja auch so dokumentiert werden müssen, dass man sie vor Gericht verwerten kann, einfach am Handy komplett katastrophal ist. Mal abgesehen, wenn man 8h jeden Tag am Handy arbeitet... Das gibt Haltungsprobleme und effizient ist es auch nicht. An sich wäre es technisch machbar, jedoch eher sinnfrei. Zudem arbeiten da oft keine normalen Polizisten, sondern es werden oft auch Fachkräfte jenseits der Polizeibeamten beschäftigt, die halt im öffentlichen Dienst dann tätig sind. Oder vielleicht verbeamtet sind, allerdings keine regulären Polizisten im klassischen Sinne und auch nicht unbedingt eine Dienstwaffe/Uniform haben. Sind halt in solchen Fällen sehr häufig IT-Fachkräfte... Das was die erarbeiten geht dann halt an einen leitenden Ermittler, der dann weitere Maßnahmen bei einem Fubd einleitet.

An sich halt schwierig, denn man fängt meist eher die harmloseren Draufgänger - die hartgesottenen und die, die ordentlich damit Geld verdienen, die sind halt technisch kaum zu ermitteln. Die Identität im Netz zu verschleiern ist halt am Ende kein Hexenwerk, sondern ziemlich einfach.

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ascivit  23.12.2021, 09:43
@TW1920

so ist das ofT: es gibt eben gute Grund es so zu machen wie bisher. und wenn man wie ich nur einen kleinen Teil davon weiß denkt man “warum machen die nicht xyz” aber xyz hat halt Nachteile, die man von außen nicht überblicken kann

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Paejexa  21.12.2021, 14:42

Wäre es im Prinzip nicht möglich, dass man für diese Aufgabe extra Personal mit weniger strengen Kriterien einstellt, als sie z. B. bei normalen Beamten angewendet werden? Natürlich wären das dann Leute, die ausschließlich im Büro arbeiten und nur die Aufgabe haben, Pädophile ausfindig zu machen und für mehr Sicherheit im Netz zu sorgen. Das Thema ist ja allgegenwärtig und wenn ich manchmal sehe, was sich auf solchen Plattformen für Leute tummeln..

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Dommie1306  21.12.2021, 15:26
@Paejexa

Klar.

Wäre möglich.

Aber wir haben eh schon viel zu wenig Leute - will sagen, es werden jetzt schon zu wenig eingestellt... von den "richtigen" Beamten!

Da ist quasi kein Budget für weitere "Halbbeamte"...

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TW1920  23.12.2021, 12:49
@Paejexa

Je nach Bundesland werden auch Leute mit anderen Kriterien eingestellt... In Bayern nennen sich diese dann IT-Kriminalisten. Die bekommen dann nur ne Grundschulung für's Beamten- und Polizeirecht... Sportlich müssen die z.B. nicht sein, denn die laufen auch niemanden hinterher und schießen muss man auch nicht können.

Aber wie Dommie schon sagt: Budgets sind immer sher gering... Die Wünsche und Forderungen stets hoch... Das sieh man dann an den geringen Ermittlungserfolgen... Zu wenig Personal und Kompetenz bei viel zu vielen Fällen - da kann man auch die techisch nicht wirklich lösbaren Fälle sogar weglassen und wird dennoch nicht besser.

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LuErker2  25.12.2021, 22:36

Das NCMEC ist übrigens auch bekannt dafür Hochgradig ungenau zu sein. Die Schweizer Kriminalpolizei gibt als Beispiel an das 90% (!) der Anschuldigen von NCMEC falsch seien. Darauf hat NCMEC geantwortet mit dem "Geständnis" das es sich nur in 63% tatsächlich um Kindesmissbauchsmaterial (eg. Kinderpornographie) handele. In anderen Worten nach deren eigenen angaben sind 37% der Reports die sie machen nicht strafrechtlich relevant.

Die Europäische Kommission hat es auch abgelehnt der NCMEC die Verantwortung für geplante Automatische Scan Datenbank innerhalb der EU zu übergeben eben weil diese Hochgradig inakkurat sind. (auch wenn die Datenbank dieser Organisationen beispielsweise bei Apple jetzt schon im Einsatz sind).

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Seit wann ist jemand pädophil, wenn er auf 12, 13,14,15 oder 16 jährige steht? Pädophil bedeutet, man steht auf Kinder VOR der Pubertät.