Was wäre anders in deinem Leben, wenn du ein Mann statt einer Frau wärst (oder eine Frau statt einem Mann)?

8 Antworten

Eine tolle Frage!

Streng genommen kann man dazu nicht wirklich viel sagen, weil die eigene Sozialisation ja zu einem dazu gehört, aber ich möchte trotzdem ein paar Gedanken mitteilen:

Mir (Mann) wurde schon immer nachgesagt, eher feminin zu sein, bzw. eine starke weibliche Energie in mir zu tragen. In der Schule wurde ich deswegen lange gemobbt und mir wurde nachgesagt, schwul zu sein. Es war eben ein sehr engstirniges Umfeld (meine Eltern waren hingegen immer sehr offen und tolerant), in dem es klare Vorstellungen davon gab, was männlich und was weiblich ist und für Abweichungen keinen Platz gab.

Ich war ein ruhiges, schüchternes und sensibles Kind und die Erwachsenen in meinem Umfeld (Lehrer:innen, Ärzt:innen, etc.) meinten, dass man das ändern müsste, damit ich ein "richtiger Mann" werde (nur anders ausgedrückt).

Ich glaube, dass ich mit meinen Charaktereigenschaften in einem weiblichen Körper eher akzeptiert worden wäre.

Dadurch hätte ich aber andererseits auch all die Erfahrungen von Ausgrenzung zumindest in dieser Form nicht gemacht und wäre nicht der Mensch geworden, der ich heute bin. Dafür hätte ich wohl früh die Erfahrung gemacht, ständig sexualisiert und belästigt zu werden, was mir als Mann nur selten widerfahren ist.

Natürlich sind das nur Vermutungen und vielleicht wäre doch alles ganz anders gewesen.

Ich möchte aber den Punkt hervorheben, dass man in der Gesellschaft grundsätzlich dafür belohnt wird, wenn man sich mit den Ansprüchen an das eigene Geschlecht wohlfühlt. Früher konnte man sich als "starker" und "erfolgreicher" aber gefühlskalter Mann genauso wohlfühlen, wie als fürsorgliche Mutter und gehorsame Ehefrau. Wer sich mit diesen Rollen nicht identifizieren konnte oder wollte, bekam massive Probleme. Heute sind die Geschlechterrollen zum Glück etwas aufgeweicht, aber es gibt leider auch viele, die sich nach "traditionellen" Rollenbildern zurücksehnen. Siehe dazu die sogenannte "Tradwife" Bewegung oder den Hass, der gegen die LGBTIQ* Community geschürt wird.

Dahinter stecken meiner Meinung nach tiefsitzende Ängste, sich mit der eigenen Geschlechtsidentität in auseinanderzusetzen.

Ich glaube, dass ich als Mann immer noch mein jetziges Wesen behalten würde, zumindest, wenn ich immer noch über ähnliche Umwelt Ausprägungen verfügen dürfte, die höchstens über die Wahrnehmung meines Geschlechts in andere Erfahrungen münden. Als Mann würde ich mich höchstwahrscheinlich weniger vulnerabel in der Öffentlichkeit fühlen bzw. hätte weniger Angst, mich nachts durch einen freien Raum zu bewegen. Das ist aber reine Spekulation, da ich als Frau sozialisiert wurde und das andere Spektrum nicht kenne. Ich müsste darauf Acht geben, dass ich dadurch nicht desensibilisiert oder in meiner Wahrnehmung anderer Geschlechter negativ geprägt werde. Als Frau bin ich aus dieser Kultur mit einer sehr gespaltenen Identität entwachsen, da sie meine Selbstentfaltung erheblich eingeschränkt hat. Als Mann ist diese Erfahrung vermutlich völlig anders. Dennoch wäre ich mit anderen Problemen konfrontiert. Puh.

Als Frau könnte ich höchstwahrscheinlich meine Arbeit nicht machen, da ich auch Mal schwer heben muss und Frauen das nicht schaffen würden.

Außerdem würde mich es - wenn ich den Vergleich noch wüsste - ankotzen, in technischen Dingen so unkreativ zu sein.

Was soll schon anders sein. Gleicher Job, gleiches zuhause. Vermute mal dass ich mein rationales denken verlieren würde, und dafür alles persönlich nehmen werde

Allein schon, dass ich keine Periode und Schmerzen hätte - herrlich! Und festere Bindehaut....