Was müsste anders sein, damit das Leben einen objektiven Sinn hat, also nicht den, den man dem Leben selbst geben muss?

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Wie entsteht der intersubjektive Sinn ? Er entsteht durch die Gemeinsamkeit der Zwecke. Haben Sie und ich dasselbe im Sinn, und verwirklichen wir gemeinsame Zwecke, so sind diese nicht mehr subjektiv, sondern intersubjektiv, d.h. wir nähern uns auf diese Weise der Objektivität an.

Außerdem ist Sinn für das, was nicht lebendig ist, kein sinnvoller Begriff. Es gibt kein "im Sinne dieses Steines handeln".

D.h. die Bedingung für Sinn ist Lebendigkeit und Wille, und die Bedingung für Objektivität ist die Gesamtheit alles Lebenden.

Von hier an gibt es zwei Möglichkeiten, man kann argumentieren wie einige bereits hier im Diskurs, dass wenn, dann Gott diese Allheit und Totalität von Leben und Zweck personifiziert, und dass es sinnvoll ist, diesen Zustand zu erstreben.

Oder, man kann argumentieren, dass solch eine Objektivität, weil sie der Subjektivität des Sinns scheinbar übergeordnet ist, aus dem Individuum wieder ein Subjekt macht, dessen Zwecke nicht über alle Zwecke hinausragen dürfen, welche mit allem anderen Leben vereinbar sind.

Die hierfür notwendigen Bedingungen sind erstens, eine Gesamtheit des Betroffenseins. Diese Gesamtheit umfasst bspw. immer Opfer und Täter, d.h. innerhalb einer Gruppe nur der Opfer gibt es keine Objektivität.

Zweitens eine Gesamtheit und Gleichheit des Denkens und Verstehens von Sinn und Zweck, dies aber setzt eine Einheit des Willens voraus.

Schließlich ergibt sich hieraus, dass die Objektivität des Sinns nur in absoluten Grenzfällen möglich, und überhaupt sinnvoll erscheint - ich verstehe allerdings, wenn oft die Rede davon ist, denn der Anschein eines objektiven Zwecks oder Sinns verleiht einem beliebigen Handeln, einer beliebigen Absicht, das größtmögliche Gewicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Ein Angriff von Außerirdischen wäre ein Kandidat für einen objektiven Sinn (ähnlich wie Naturkatastrophen, Kriege, also Bedrohungen von außen, die zusammenschweißen). Ich würde ihn aber deshalb verwerfen, weil trotzdem subjektiv abhängig bleibt, ob man dieses "Sinnangebot" persönlich annimmt. Sprich, man muss nicht zwangsläufig gegen die Ausrottung der Menschheit durch Aliens kämpfen wollen.

Tiere hingegen scheinen in diesem Sinne einen "objektiven" Sinn zu haben, weil sie einfach ihr angeborenes Programm abspulen (Überleben, Fortpflanzung).

Es müsste also anders sein, dass wir kein Bewusstsein haben, so wie die Tiere, dann könnten wir keinen subjektiven Sinn haben, sondern nur den von allen Artgenossen bzw. Lebewesen geteilten objektiven.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – B.Sc., M.A., M.Sc. & Doktorand
Uniximander  22.08.2023, 12:11

Deine Einleitung mag der Grundgedanke zu einer Folge der Urserie "Outer Limits" gewesen sein, da ging es um die Wissenschaftlerriege eines fernen Planeten, aber keiner fernen Welt, die eine Kabale zur Einigung der Menschheit aushecken und dabei eine Bedrohung (was hier eben Außerirdische wären) vorgeben.

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Naja, das Leben müsste eben einen vorgegebenen Sinn haben. Es gibt eine, ich meine es war eine Kurzgeschichte, die den Titel „das Ei“ trägt, in der es darum ging, dass ein „Götterknabe“ (also quasi ein Gott in Ausbildung; das Wort Götterknabe habe ich soeben erfunden und kommt in der Geschichte nicht vor) das Leben jedes einzelnen Menschen durchlebt, um genügend Erfahrungen zu sammeln und dadurch am Ende ein vollkommener Gott werden zu können. Der Sinn des Lebens war daher die Ausbildung zum Gott, und dieser Sinn war mehr oder weniger objektiv. Einen wirklich objektiven Sinn kann es aber gar nicht geben, denn einen Sinn kann immer nur ein Subjekt verleihen und ein Sinn kann auch nur durch das Subjekt bestehen.

Uniximander  22.08.2023, 12:06

Hatte der Knabe denn Lust, ein Gott zu werden?

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Das nach einem "Sinn" fragen ist eine Abstraktion, die immer dann funktioniert, wenn man das Ziel kennt, es gibt zum Ziel erreichen sinnvolle Sachen wie auch sinnlose Sachen. Habe ich Durst ist es sinnvoll etwas zu trinken. Sinnlos wäre es, ein Bad zu nehmen, ohne zu trinken ;--)

Kurz: Wenn man das Ziel nicht kennt, kann man keinen Sinn erfragen, das macht keinen Sinn. Das sprachliche Konstrukt ist gewissermaßen wie Mathematik, 1 minus 2 macht minus 1. Aber 1 Apfel minus 2 Äpfel... geht nicht, jedenfalls nicht ohne Zusatzvereinbarung (Schulden).

Zudem gibt es auch keinen objektiven Sinn, setzt man sich ein Ziel, oder kennt eines, dann ist das zwangsläufig subjektiv.

Anders gesagt, nach dem Lebenssinn zu fragen, ist wie ein Schwarzes Loch...

Un1kQ 
Fragesteller
 04.01.2023, 23:54

Interessante neue Aspekte, die du reingebracht hast, was meine letzte Erkenntnis nur bereichert....; nämlich das Sinn am Ende sich das Setzen von Zielen ist, denn es wäre ja sinnfrei, dies nicht zu tun. Die Arbeit, Mühe, also der Weg zum Ziel, der auch selbst das Ziel ist (man sagt ja auch, der Weg ist das Ziel), ergibt auch weitere Sinnerfüllung.

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Da die Natur das Leben zweck- und sinnfrei erfand, gibt es keinen Sinn, und wenn du dir was ausenkst, dann belügst du dich selbst. Denk einfach, dass das Universum uns machte, damit es sich durch uns selbst erforschen und bewundern kann. Ist das befriedigend?