Was haltet ihr von Thilo Sarrazins Sachbuch "Feindliche Übernahme"?

Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen

Gut. 43%
Schlecht. 30%
Ich habe es nicht gelesen. 23%
Mittel. 3%

8 Antworten

Mittel.

Die Publikationen von Herrn Sarrazin legen in einen Finger in die gesellschaftliche Wunde, die von weiten Teilen der Politik nicht wahrgenommen werden will.

Das deutsche Experiment einer multikulturellen Gesellschaft war und ist unbedacht rein von Emotionen getrieben, und berücksichtigt weder kulturelle Unterschiede geschweige denn intellektuelle Entwicklungsstufen. Die späte Äusserung von Frau Merkel im Jahr 2010 auf dem Deutschlandtag der "Jungen Union",

Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert!

war diesbezüglich bemerkenswert, aber nicht nur ohne Folgen, sondern auch durch ihr Handeln im Jahr 2015 als gegenstandslos deklariert.

Hierzu fehlt eine offene Diskussion, die ausschliesslich sachbezogen geführt werden muss.

Zu einer derartigen Diskussion eignet sich die Publikation von Herrn Sarrazin wenig, da mir in seinen Schriften nicht nur die Sachlichkeit fehlt, sondern in vielen Darstellungen die Kompetenz. Wenn sich Herr Sarrazin als Islamkritiker ausweist, dann muss er eine entsprechende Kernkompetenz haben. Die fehlt leider an vielen Punkten.

Ähnlich sehe ich seine Feststellungen zur Inzucht. Dieses Pferd ist nicht erst seit Hundert Jahren schon gesattelt, es ist schon lange davon galoppiert. Wenn man das Thema aufgreifen möchte, dann wäre es selbstverständlich bestehende Literatur und Studien von Fachärzten zu zitieren.

Ich sehe Herrn Sarrazin auf einem "sehr schmalen Brett". Das könnte man besser machen.

verreisterNutzer  06.10.2019, 16:33
Das deutsche Experiment einer multikulturellen Gesellschaft war und ist unbedacht rein von Emotionen getrieben

Was soll das für ein Experiment sein? In Deutschland leben ein par wenige Menschen mit einem anderen ethnischen Hintergrund. Das ist im Vergleich zu anderen Ländern eine winzige Zahl. Schaue dir als Vergleich einmal die Situation in Israel an.

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Gut.

Die Bücher von Sarrazin haben alle eines gemeinsam: sie sind gut mit Fakten und Quellen unterlegt. Er behauptet nichts, was er nicht auch belegen kann. Sollte man mit seinen Thesen oder Schlussfolgerungen nicht einverstanden sein, sollte man das ebenso stichhaltig nachweisen können.

Leider reagieren die Menschen oft emotional oder plappern andere Kommentatoren nach. Es lohnt sich die Bücher zu lesen. Sie sind realistisch und aufrüttelnd. Es dauert aber lange, bis die Deutschen aufwachen und er wird wohl noch das ein oder andere Buch mit ähnlichem Inhalt schreiben müssen.

Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen und kann mir daher kein eindeutiges Urteil dazu erlauben.

Wichtig ist, dass bei sensiblen Themen nicht überreagiert wird. Die Worte des Mannes sollte man sich anhören und wer damit nicht übereinstimmt, sollte seine Aussagen widerlegen. Das ist allemal besser als empört, beleidigt zu reagieren und mir irgendwelchen Konsequenzen (s. sein Parteiausschlussverfahren) zu drohen.

Mein genereller Eindruck bei diesem Mann ist aber, dass er ein notorischer Gegner des Islam ist und gar nicht daran interessiert ist, sich kritisch mit dem Thema zu befassen.

Ein Phänomen, das man bei vielen Kritikern des Islam beobachten kann. Die islamische Welt hat in den Jahrhunderten auch viele fortschrittliche Entwicklungen erlebt.

All diese Fortschritte werden ignoriert. Für die heutige Situation in vielen islamisch geprägten Ländern und unter Muslimen in Deutschland suchen diese Kritiker ihre Gründe primär beim Islam und ignorieren, dass womöglich andere Kausalitäten in Betracht kommen könnten.

Ich weiß nicht ob du, lieber Fragesteller, studiert hast oder jemals anderweitig wissenschaftlich gearbeitet hast. Im wissenschaftlichen Arbeiten gibt es zahlreiche Methoden, an denen man sich orientieren sollte, damit es sich eben nicht zu einem einseitigen unwissenschaftlichen Pamphlet entwickelt.

Leider beobachtet man mangelndes Wissen und mangelnde wissenschaftliche Methoden bei vielen Kritikern des Islam.

Ich habe kurz den Wikipedia-Artikel zum Buch durchgelesen, der u. a. die Kernaussagen seines Buches resümiert:

Die Mehrheit der Muslime in Deutschland folge einer konservativen Islamauffassung. Nur eine Minderheit der Muslime praktiziere einen liberalen Islam.

Bereits diese o. g. Aussage halte ich für völlig unzureichend. Es gibt unzählige Strömungen im Islam und die unterscheidung zwischen konservativ und liberal ist völlig undifferenziert. Dies wird auch kritisiert in der anschließenden Aussage:

Der „konservative Islam“ (hier differenziert Sarrazin nicht zwischen Glaubensrichtungen im Islam) sei gegen das freiheitliche Denken, Gleichberechtigung, Geburtenkontrolle, wirtschaftlichen Erfolg und Integration.

Er wirft alle in einen Topf. Wissenschaftliches Arbeiten ist das keinesfalls.

Die nächste Aussage befasst sich mit den Zuständen in islamischen Ländern:

Islamisch geprägte Länder seien in Wirtschaft, Bildung, Kultur und Demokratie im Vergleich zu westlichen Staaten rückständig. Dies liege daran, dass dort ein konservativer Islam praktiziert werde.

Hier werden weitere potentielle Kausalitäten gänzlich ignoriert. Mag es sein, dass auch andere Gründe zu diesen Zuständen geführt haben? Insbesondere wenn man sich mit der Geschichte des Nahen Ostens vertraut macht, fällt auf, dass vorwiegend andere Gründe zu den heutigen Zuständen geführt haben.

Thilo Sarrazin hat einen Übeltäter ausgemacht: den Islam. Für ihn kommt gar nicht in Frage, dass es auch andere Ursachen für Probleme geben könne.

Die nächste Aussage beweist sein Halbwissen über den Islam

„Unterwerfung“ sei ein politisches Prinzip in allen islamischen Ländern.

Dass Politik je nach islamischer Strömung eine ganz unterschiedliche Rolle einnimmt, wird gänzlich ignoriert. Das liegt eben daran, dass er alle in einen Topf wirft und nur zwischen konservativ und liberal unterscheidet. Und die Bedeutung des Wortes Untwerfung (arabisch Islam) hat er auch nicht verstanden.

Seine nächste Aussage ignoriert wieder weitere potentielle Kausalitäten:

Die Muslime hätten weltweit eine überdurchschnittliche Geburtenrate. Als zentralen Faktor dieser „demografischen Explosion“ sieht Sarrazin die „unterdrückte Frau“.

Die Gründe für eine Zunahme oder einen Rückgang der Fetalitätsrate sollten hinreichend bekannt sein. Ökonomische und soziale Aspekte werden gänzlich ignoriert.

Ich breche die Analyse der weiteren Kernaussagen seines Buches an dieser Stelle mal ab. Das Bild, das er zeichnet, sollte eindeutig sein.

Im Wikipedia-Artikel findest zu zudem die Stellungnahme verschiedener Experten (Journalisten, Islamwissenschaftler etc.) zu seinem Buch.

Sie bestätigen sein unwissenschaftliches Arbeiten, seine primitive Koranexegese und sein gefährliches Halbwissen (so kennt Sarrazin nicht einmal den Unterschied zwischen Aleviten und Alawiten oder Laizismus und Säkularismus).

Woher ich das weiß:Recherche
Schlecht.
  1. Das Zitat hat mit Deiner Frage nichts zu tun, denke ich.
  2. Sarrazin hat rein rechnerisch auf lange Sicht Recht - bleibt es bei der niedrigen Geburtenrate der Deutschen und der hohen Geburtenrate unter Immigranten, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis in D mehr Immigranten oder solche mit entsprechend Wurzeln leben als Deutsche. Die AfD wird das genauso wenig verhindern wie Herr Sarrazin.
  3. Bleibt Europa bestehen und die Freizügigkeit erhalten, spielen Landesgrenzen und kulturelle "Grenzen" eh nur eine untergeordnete Rolle.
  4. Wie Beispiele von Deutschen Auswanderern der letzten 200 Jahre zeigen, erhalten sich kulturelle Eigenschaften und Besonderheiten auch im Ausland. So gesehen muß man keine Angst haben, dass unsere KULTUR ganz verschwindet.

Also: Mut zur Vielfalt.

P.S.: Noch ein Statement zum obigen Buchauszug:
Dies sind kulturelle Besonderheiten, die u.a. in regionalen Brauchtum und dem Mangel an Bildung und Reisemöglichkeiten, aber auch in religiösen Überzeugungen begründet sind.

Bildung allein dürfte es ermöglichen, diese Brauchtümer zu beenden - langfristig.

Sigma6 
Fragesteller
 06.10.2019, 09:45

Die Bildung vieler Muslime ist der Koran. Er ermöglicht Verwandtenheirat.

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gromio  06.10.2019, 09:48
@Sigma6

jou.............eine Ursache , religiöse Überzeugungen, wie ich schrieb.

Moderne Muslime sind jedoch anders eingestellt - also: Bildung hilft, langfristig.

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Ich habe es nicht gelesen.

Es interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht wirklich.