Verwandten Ehen Behinderung Kind?

2 Antworten

Wir alle haben Gendefekte in unserem Erbgut. Das kommt beim Kopieren der DNA immer wieder vor und ist unvermeidlich. Die meisten davon kann die Zelle selbsttätig reparieren oder liegen in Bereichen der DNA in dem sowieso nur "Müll" steht. Ist der Fehler in einem Bereich, in dem etwas wichtiges Codiert ist und kann dadurch z.B: eine Enzym oder ähnliches nicht hergestellt wird, ist das nicht gut, aber auch noch keine Katastrophe, denn wir haben alle Chromosomen doppelt. Einmal von mutter und einmal von Vater. Ist in einem Satz ein Fehler dann ist es extrem unwahrscheinlich, dass im zweiten Chromosomensatz an der Gleichen Stelle auch ein Fehler ist. Also wird das Enzym eben doch produziert nur in halber Menge, was aber nicht schlimm ist, dann macht die Zelle halt doppelt solange weiter :). Bei der Fortpflanzung kann aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% das defekte oder das funktionierende Gen weitergegeben werden. Sind Mutter und Vater verwandt, kann es sein, dass beide das defekte Gen mit dem gleichen Fehler geerbt haben aber jeder eine defektes und eine fehlerfreier Gen hat und deshalb nicht krank wird. Das Kind kann jetzt das Unglück haben, von mutter und Vater jeweils das defekte Gen zu erben. Dann hat es keinen fehlerfreie Kopie und bildet die Krankheit aus.

Das heist übrigens rezessive Vererbung.

Die Verwandtenheirat ist nicht unüblich (geschätzte 20% der Weltbevölkerung bevorzugen eine Verwandtenehe) und in vielen Ländern gesetzlich geregelt.

In Deutschland erlaubt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) Ehen zwischen Cousins und Cousinen aller Verwandtschaftsgrade. Verboten sind nur Ehen zwischen Blutsverwandten gerader Linie (Elternteil/Kind, Großelternteil/Enkelkind) und zwischen Geschwistern.

Die meisten Erbkrankheiten werden nicht dominat vererbt und können nur dann ausbrechen, wenn beide Elternteile dieselbe genetische Information für „krank“ in sich tragen und beide diese identische Information an dasselbe Kind weitergeben.

Das Risiko für die Vererbung einer vorhandenen Erbkrankheit beträgt 3% für nicht blutsverwandte Partner. Bei Partnern, die Cousin und Cousine 1. Grades sind, ist das Risiko doppelt so hoch, liegt also bei 6%.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme