Was haltet ihr von Homöopathischen Arzneimitteln?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Kanuverleih,

ich persönlich bilde mir meine Meinung am liebsten auf Basis der besten und umfangreichsten Daten, die man zu einem Thema nur kriegen kann. ;-)

Die wissenschaftliche Einschätzung der Homöopathie gibt ein sehr stimmiges Gesamtbild, das auf mehreren ineinandergreifenden Argumenten beruht:

1) Das Gedankengebäude der Homöopathie ist wissenschaftlich widerlegt:

Das Ähnlichkeitsprinzip ist kein allgemeingültiges Naturgesetz, wie Hahnemann vermutet hatte. Die homöopathischen Arzneimittelprüfungen am Gesunden laufen in den Post-Hoc-Irrtum und scheitern, wenn man sie verblindet durchführt. (https://tinyurl.com/yy87bag4) Die Vorstellungen der Potenzierung widersprechen den überall im Alltag benutzten Erkenntnissen der Physik der letzten gut 150 Jahre.

2) Im Einklang mit diesen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen konnten randomisierte und mehrfach verblindete Studien in der Gesamtsicht keine signifikanten Unterschiede der Homöopathika gegenüber Placebos nachweisen... obwohl sie genau dafür das richtige Messwerkzeug gewesen wären. Beispiele hierfür wären die Untersuchungen des Verfahrens durch das NHMRC ((https://nhmrc.gov.au/about-us/publications/evidence-effectiveness-homeopathy-treating-health-conditions#block-views-block-file-attachments-content-block-1 (oberster Download ist die abschließende Stellungnahme einer insgesamt 300seitigen Untersuchung)), EASAC = Dachorganisation Europäischer Wissenschaftsakademien https://easac.eu/fileadmin/PDF_s/reports_statements/EASAC_Homepathy_statement_web_final.pdf , oder der recht neue Review von Antonelli (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30456773))

3) Statistische P-Kurven-Analysen der Gesamtstudienlage zeigen dabei, dass die zitierten Reviews die Daten eher sogar noch zu positiv bewerten. (https://peerj.com/articles/6318/) Außerdem finden sie Hinweise auf sogenanntes p-Hacking, eine Form der Datenschönung durch die jeweiligen homöopathischen Autoren. (http://othes.univie.ac.at/50780/1/53388.pdf)

4) Ein weiteres Argument für den Placebocharakter der Kügelchen ist, dass die "Erfahrungen", auf die sich die wissenschaftsfeindliche Homöopathie ja nur allzu gerne beruft, unverändert "positiv" bleiben, ganz unabhängig davon, welche der einander widersprechenden Strömungen der Homöopathie denn konkret angewendet wird: __Nur__ bei einem Placebo ist das so. Bei der Anwendung eines echten Naturphänomens kristallisieren sich bei allen Anwendern dieselben Anwendungsvorschriften heraus. Dieser Zerfall der Homöopathie in einander widersprechende Strömungen ist ein ganz deutlicher Hinweis darauf, dass hier eben gerade kein echtes Phänomen angewendet wird. Das Ganze ist ein Skinner-Tauben-Effekt... (https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Varianten_der_Hom%C3%B6opathie#Zusammenfassung)

5) Die Medizin hat im Lauf der seit Hahnemann vergangenen Zeit verstanden, dass man ein Placebo im Alltag, so lange Bagatellen "behandelt" werden, nicht als solches entlarven kann: Besserungen treten aufgrund natürlicher Krankheitsverläufe und der Regression zur Mitte unvermeidbar auf und belegen entsprechen viel weniger als die Anwender der Zuckerkügelchen in sie hineininterpretieren. Die "positiven Erfahrungen", über die sich die Homöopathie bewirbt, sind somit bestens erklärbar. (https://sciencebasedmedicine.org/the-it-worked-for-me-gambit/)

Jo... und weil das alles stichhaltige Argumente sind, ist das genau meine Meinung zur Homöopathie: Homöopathika sind Placebos.

Grüße

Wirklich starke Antwort!

Vielen Dank :D

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@Kanuverleih

Tja, und trotzdem hilft´s. Und dass sich mein Kater das einbildet und die Parodontitis weg ist, was den Tierarzt verwundert, glaube ich nicht. Das hat ihm das Ziehen von drei Zähnen erspart.

Warum nicht einfach versuchen?

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@apfelbaum3

Tja, und trotzdem hilft's nicht...

Das Problem solcher Anekdoten ist, dass man die Vorfälle immer nur durch die Brille der gewünschten Deutung erzählt bekommt. Genau deshalb zählen Anekdoten nicht zu den Möglichkeiten, die Wirksamkeit eines Mittelchens zu belegen.

Schauen wir uns das doch mal genauer an:

und die Parodontitis weg ist, was den Tierarzt verwundert, glaube ich nicht. Das hat ihm das Ziehen von drei Zähnen erspart.

Was mich hier jetzt wundert, ist die angebliche Reaktion des Tierarztes. Bei Parodontitis ist die Therapie normalerweise, die Bakterien in den Zahnfleischtaschen zu entfernen - also eine gründliche Reinigung und Desinfizierung der Taschen.

Insofern ist die Geschichte typisch... sie berichten immer von ratlosen und wortkargen Ärzten und Wundern nach der Einnahme von Placebos - Wunder, die sich komischerweise NIE ereignen, wenn man die Behandlungen im Rahmen klinischer Studien sauber dokumentiert.

Fakt bleibt, dass das Fehlen einer sauberen Dokumentation eine Menge möglicher Erklärungen eröffnet: Falsche Diagnose; Parodontitis ist gar nicht weg (das verschlimert sich oft ziemlich schleichend...); es erfolgte parallel noch eine andere Behandlung;...

Und Fakt bleibt eben auch, dass es auch bei Tieren keine Nachweise einer Überlegenheit der Homöopathika gegen Placebo gibt.

https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Tierhomöopathie#Systematischer_Review_von_Mathie_und_Clausen

https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Tierhomöopathie#Systematischer_Review_von_Sundrum_und_Doehring

Und dass sich mein Kater das einbildet

Warum bilden sich Homöopathiefans eigentlich immer mit Gewalt ein, dass

1) der Placeboeffekt nur dann auftreten könne, wenn man sich was einbilden kann? Placeboeffekte sind sehr wohl bei vielen Haustierarten nachgewiesen. Dazu kommt der Placebo-by-proxy: Studien weisen nach, dass rund 40% der Tierhalter Besserungen bei ihren Tieren sehen, die sich mit objektiven Messungen nicht nachweisen lassen.

2) eine Besserung nach der Gabe eines nutzlosen Mittels, ein Placeboeffekt sein müsse? Was ist mit den natürlichen Genesungen, der Regression zur Mitte, den Effekten anderer Behandlungen oder den Effekten von Verhaltensänderungen?

Warum nicht einfach versuchen?

Weil auch Tiere nach dem Tierschutzgesetz das Recht auf die bestmögliche Behandlung haben. Es entspricht halt nicht dem Tierschutzgedanken, Tieren wirksame Behandlungen vorzuenthalten und nur mit Placebos an ihnen herumzudoktern ... und das auch noch zur Bewerbung von Pseudomedizin anzuschleppen, wenn die Fellknäule mal wieder zäh genug waren, um das zu überstehen.

Grüße

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Homöopathie hat Evidenz: über Jahrzehnte hinweg helfen dieselben Mittel bei denselben Symptomen. Und bei den falschen Symptomen eben nicht. Ich habe es sehr oft schon erfolgreich probiert, bei Mensch und Tier. Selbst wenn es nur ein Placeboeffekt wäre, der mir ein Antibiotikum oder Cortison erspart hat, den würde ich dafür schon gerne mitnehmen. Aber es ist eindeutig mehr.

Meine Erkältungssymptome gehen auch immer weg, wenn ich eine Woche lang Netflix-Serien schaue. Nach Deiner Argumentation wäre das ein Beleg dafür, dass Netflix wirksame Erkältungsmedizin ist... über Placebo hinaus.

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Warum fragst Du wenn Deine Meinung feststeht? Ich bin seit 40 Jahren davon überzeugt, dass es hilft, ist aber sicher nichts für negativ eingestellte Leute, da sie die Wirkung zu wenig beobachten und schnelle Wirkung erwarten, wenn überhaupt (wie bei chemischen Medikamente).

Es gibt keine homöopathischen Arzneimittel, so wie es keine schwarzen Schimmel und keine eckigen Kreise gibt. Es gibt Arzneimittel, und es gibt homöopathische Mittel.

Meiner Frau helfen ihre Globuli einigermaßen.

Danke für deine Antwort.

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Homöopathie ist Unfug und Geschäftemacherei.

Schon die Fundamente sind völlig unseriös. Es ist rational überhaupt nicht nachvollziehbar, daß Stoffe, die in hoher Dosis gegeben irgendwelche Symptome auslösen - in Millionstel Gramm Mengen plötzlich "heilend" sein sollen.
Sowas ist keine Wissenschaft sondern einfach Zaubereiglauben.

Da helfen auch prahlerische lateinische Sprüche nichts (similia similibus...)

Wenn Menschen durch Homöopathie gesund wurden, liegt es daran, daß sie auch ohne Homöopathie gesund geworden wären.

Ja, bin ganz deiner Meinung.

Danke für deine Antwort

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