Was haltet ihr von folgendem Zitat?

EinTeilnehmer  13.10.2021, 20:24

Warum ist es in deinen Augen eine falsche Aussage?

SubToTATZE 
Fragesteller
 13.10.2021, 20:38

Stell dir vor wir sind in einem Labyrinth. Du gehst den falschen Weg. Ich komme grade aus der Richtung und sage, er ist falsch. Ich kenne den richtigen Weg aber noch nicht.

6 Antworten

„nur der ist zur Kritik berechtigt, der es dir besser lösen kann.“ in meinen Augen eine falsche Aussage

Natürlich "eine falsche Aussage", denn sie zeigt schon sprachliche Defizite und Verständnislosigkeit desjenigen, von dem das Zitat stammt. "Kritik" ist nämlich keine Meckerei o.ä., sondern ein neutraler Begriff, der "Beurteilung" bedeutet. Und diese Beurteilung kann ebenso negativ wie positiv sein.

Wer also eine positive "Kritik" äußert, der braucht auch nichts "besser (zu) lösen"! 😉

Gewiss, jemandem, der negative "Kritik" äußert, könnte man eine bessere Lösung abverlangen. Jedenfalls wäre es empfehlenswert, Verbesserungsvorschläge zu machen. Aber eine moralische Verpflichtung dazu gibt es nicht!

Denn der Mensch ist zwar gelegentlich ein rationales Wesen, aber freilich auch ein intuitives. Manchmal geben Instinkte dem Menschen vor, von einem Vorhaben, einer Planung, einer Handlung Abstand zu nehmen, ohne dass er dafür einen rationalen Grund angeben, geschweige einen Alternativvorschlag unterbreiten könnte. Auch eine intuitive "Kritik" hat ihre Berechtigung, zumal dann, wenn sie Schaden abwehrt. 😊

Bleibt gesund!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
SubToTATZE 
Fragesteller
 13.10.2021, 20:50

sehr interessante Auffassung! Den Punkt mit der positiven Kritik hab ich gar nicht bedacht! Vielen dank für den Absatz!

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Stell dir vor wir sind in einem Labyrinth. Du gehst den falschen Weg. Ich komme grade aus der Richtung und sage, er ist falsch. Ich kenne den richtigen Weg aber noch nicht.

Vielen Dank für deine Antwort. Jetzt verstehe ich deinen Ansatz und finde ihn einen interessanten Gedanken.

Gleichwohl denke ich, dass das Sprichwort nicht in der Weise wörtlich zu interpretieren ist, dass eine Kritik unbedingt zusammen mit einer Lösung zu nennen ist. Vielmehr geht es um eine schlicht destruktive Kritik, die nur zum Zwecke einer Destruktivität geäußert wird und damit den eigentlichen, den lösungsorientierten (produktiven) Denkprozess stört (Klugschei**er, Oberflächlichkeit etc etc).

Das Sprichwort ist quasi eine zum Nachdenken auffordernde Bitte, Kritiken zumindest respektvoll und sachlich zu formulieren. Bestenfalls eben mit einer Lösung.

Persönlich denke ich, es ist ein schönes Wort.
Erst recht, weil es mich selbst immer wieder an meine fehlerhafte Diskussionskultur erinnert.

SubToTATZE 
Fragesteller
 13.10.2021, 21:00

Danke, ist ja tatsächlich ein ganz anderer Blickwinkel! Ich finde es auf jeden Fall wichtig seine eigene Kritik zu hinterfragen und respektvoll zu sein, schön formuliert

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Demnach dürften z.B. Fußballmannschaften nur von gleichaltrigen, ebenso erfolgreichen Fußballern trainiert werden.

SubToTATZE 
Fragesteller
 13.10.2021, 20:40

So hab ich da gar nicht drüber nachgedacht, aber da hast du recht, interessanter Gedanke!

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Das sehe ich nicht so.

Man kann durchaus ein Kritiker sein, ohne es überhaupt zu können.

Nehmen wir einmal Essen. Ich kann eine verkohlte Wurst kritisieren, obwohl ich selbst keinen Fleischwolf und Rinderdarm habe, um eine Wurst zu machen.

Und Kunst Kritiker können vieles nicht besser als der Künstler. Aber der Künstler bewertet seine Arbeit nicht. Das macht der Kunde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mitglied der schweigenden Mehrheit.
SubToTATZE 
Fragesteller
 13.10.2021, 20:39

Sehe ich 1:1 genauso, schönes Beispiel ✌️

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Das Zitat ist nur in ganz speziellen Situationen gültig.

Wenn der Zahnarzt einen ,,Kunstfehler" macht und ich kann nach der Behandlung meinen Mund nicht sauber schließen, darf ich reklamieren, ohne dass ich selbst Zahnarzt bin.

Ich darf das Essen im Restaurant gut oder schlecht beurteilen ohne Koch zu sein.

Im Allgemeinen kann und darf ich jede dienstleistung beurteilen ohne dass ich selbst vom Fach bin.

Es gibt sogar weitere Fälle. Auch ein nicht-Philosoph darf einen philosophischen Text auf Verständlichkeit beurteilen; jedoch nicht auf formale und materielle Richtigkeit, wenn er keine philosophische Ausbildung besitzt.