Was genau sind Hadite?
Es heißt, Hadite sind Überlieferungen über die Taten, Worte oder Zustimmungen Mohammeds. Ist das richtig?
Von wem genau stammen sie? Wie verbindlich sind sie für Moslems? Wie grenzt man "richtige" Hadite von Fälschungen (die es geben soll) ab? Und warum sind sie notwendig, wenn der Koran selbst "auf alle Fragen eine Antwort liefert"?
1 Antwort
Es heißt, Hadite sind Überlieferungen über die Taten, Worte oder Zustimmungen Mohammeds. Ist das richtig?
Ja, das sind Ahadith (Plural von 'Hadith').
Diese werdenvon seinen Gefährten überliefert. Es gibt gewisseAuthentizitätsstufen, bspw. Sahih für authentisch und da^if für schwach. Dafür schaut man sich den Wortlaut, die Überlieferungskette und die einzelnen Überlieferer an. Findet dich bspw. eine Lücke in der Überlieferungskette oder eine Person, die als Lügner bekannt ist, weiß man, dass diese Hadith evtl. nicht authentisch ist.
Es wird auch auf die Zahl der "Erstzeugen" geschaut. Es wirkt sich auch auf den Authentizitätsgrad aus, ob es bspw. ein Gruppenbericht oder Einzelbericht ist.
Bei weiteren Fragen kannst du mich hier jederzeit erreichen.
Hoffe konnte weiterhelfen
Viele Grüße,
Dumby
- Das übernehmen die Gelehrten, die dazu befugt sind (Muhadithun). Aber bei manchen Gelehrten gibt es geringfügige Unterschiede in der Authentizierung. Imam Al-Bukhariyy ist bspw. sehr präzise, Imam Muslim hatte vereinzelt schwache Ahadith aufgenommen. Aber trotzdem gehören ihre Sammelwerke zu authentischsten.
- Wer dem Propheten widerspricht, der ist ohnehin kein Muslim. Aber wer bspw. einen schwachen Hadith ablehnt, der bspw. de Rest widerspricht, so ist das nicht problematisch. Aber das muss mit Wissen erfolgen.
- Auch im Qur'an steht, man soll dem Propheten folgen. Hadith und Qur'an widersprechen sich nicht.
Zu 2: Ich meinte eigentlich, wenn ein Hadith nach Auffassung des Gläubigen im Widerspruch zum Koran steht. Z.b der Klassiker in Bezug auf Fruauen. Der Koran spricht da ja von einer Gleichberechtigung, während Mohammed sie als minderwertig bezeichnet. Ohne jetzt näher auf dieses spezielle Thema eingehen zu wollen, ich frag mich, wie sich ein Moslem in so einem Fall verhält, wenn er der Ansicht ist, dass sich ein Hadith im Widerspruch zum Koran befindet.
Mein persönlicher Ansatz wäre da klar: Gottes Wort > Wort des Propheten und damit Koran > Hadith.
Gibt es dafür einen Leitfaden? Falls nein, warst Du mal in dieser Situation und falls ja, wie hast Du Dich entschieden?
Wie gesagt, da ist kein Widerspruch zwischen Qur'an und Hadith, daher ist diese "Wertung" auch gar nicht nötig. Sie gehen Hand in Hand miteinander.
Der Prophet hat Frauen niemals als minderwertig bezeichnet, im Gegenteil. Jedoch gibt es im Islam keine Gleichwertigkeit per se. Aber die ist nicht geschlechtsspezifisch, sondern richtet sich nach der Rechtschaffenheit der Person. Eine Frau kann bei Gott mehr wert sein als ein Mann und andersrum.
Danke schonmal. Ja, ich hätte noch ein paar Nachfragen:
1. Wer nimmt diese Authentifizierung vor? Und ist diese Einteilung allgemein akzeptiert oder gibt es da unterschiedliche Auffassungen?
2. Wie verbindlich sind diese Ahadith? Angenommen ein Moslem hält sich aus eigener Überzeugung nicht an ein (anerkanntes) Hadith. Ist er dann ein schlechter Moslem?
3. Und last but not least: Widersprechen die Regeln der Ahadith nicht dem Koran selbst, der ja als endgültig und vollkommen bezeichnet wird? Mir wurde mal gesagt, dass der Koran für alles eine Antwort bietet. Wird etwas nicht erwähnt, ist es nicht relevant. Wozu also Ahadith? (und nur für den Fall, dass es falsch ankommt: mir geht es hier tatsächlich darum, die Denkweise dahinter zu verstehen, nicht um irgendeine Wertung).