Was für Leitfragen gibt es?
Meine Abitur Präsentationsprüfung werde ich in dem Fach Erdkunde, mit dem Thema Massentierhaltung, halten. Als Nebenfach wollte ich gerne Philosophie (moralisch vertretbar usw.)! Jedoch fehlen mir die Ideen für eine gute Leitfrage.. meine Idee „Inwieweit ist Massentierhaltung schädlich für die Umwelt?“ sei zu lasch :(
Danke für eure Hilfe!
2 Antworten
„Inwieweit ist Massentierhaltung schädlich für die Umwelt?“ ist zwar eine halbwegs akzeptable Fragestellung für das Abitur, allerdings geht aus ihr der Zusammenhang zu Philosophie nicht hervor. Ob oder nicht etwas „schädlich für die Umwelt“ ist (auf akademischem Niveau müsstest du selbst das konkretisieren... was soll „schädlich“ bedeuten und welche Umwelt meinst du?), ist eine naturwissenschaftliche Fragestellung, das könntest du höchstens mit Biologie verknüpfen. Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du den ethischen Aspekt behandeln, und der lässt sich ja nicht messen (so und so viele Schadstoffe im Boden, so und so viel Methan, so und so viel Emissionen durch Transport etc.), sondern ist eben geisteswissenschaftlich typisch „nur“ erörterbar. Interessant ist ja zum Beispiel, dass es ja die ethische Verpflichtung gibt, alle Menschen (auch die armen) ernähren zu können, und genau dafür scheint Massentierhaltung ja erstmal ideal zu sein, weil viel Essen billig produziert wird. Das Dilemma entsteht ja, weil es eben auch ethische Positionen zum Thema Umgang mit Tieren gibt (Haltungsbedingungen, Art der Tötung, Fleischproduktion zum Wegwerfen etc.), und interessant wäre zum Beispiel zu wissen, wie diese beiden ethischen Aspekte gegeneinander abgewogen werden oder werden sollten. Da es sich „nur“ um eine kürzere Abiturleistung handelt, solltest du darauf achten, die Fragestellung nicht „zu groß“ zu formulieren, denn das ganze komplexe Thema ließe sich nicht mal in einer Doktorarbeit allumfassend behandeln.
Eine gute Leitfrage wäre:
"Verursacht die Massentierhaltung mehr Schaden als Nutzen?"
Treibhausgasemissionen die den Klimawandel verschlimmern:
https://www.mdr.de/wissen/umwelt/fleisch-essen-klimawandel-100.html
Zudem importiert Deutschland zwei Drittel seiner Eiweißfuttermittel aus Südamerika, hauptsächlich Brasilien. Dort wird zur Schaffung der Ackerflächen der Regenwald brandgerodet:
https://www.abenteuer-regenwald.de/bedrohungen/fleisch
https://www.transgen.de/lebensmittel/2622.futter-soja-ohne-gentechnik.html
Hinzu kommt der hohe Ressourcenverbrauch. Ein Nutztier muss im Schnitt erst einmal sieben Kalorien pflanzlicher Nahrung fressen, um selbst eine Kalorie tierischer Nahrung zu produzieren. Verfüttert wird hauptsächlich Kraftfutter aus Mais, Soja, Weizen und Raps. 40 % der Äcker in Deutschland werden für den Anbau von Tierfutter verwendet. Auf einem Großteil dieser Ackerflächen ließe sich auch Nahrung direkt für den Menschen anbauen. Das ist eine größere Lebensmittelverschwendung als alles was in Supermärkten, Restaurants und Privathaushalten zusammen weggeworfen wird.
https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/fleisch-und-futtermittel.html
Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch müssen ca 15.000 Liter Wasser aufgewendet werden:
https://www.welt.de/wissenschaft/article6012574/Ein-Kilo-Rindfleisch-kostet-15-000-Liter-Wasser.html
Die Nutztierhaltung ist zudem durch die Ammoniak-Ausdünstungen der Fäkalien die größte Quelle für Feinstaub in Deutschland:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/100445/Massentierhaltung-Hauptverursacher-fuer-Feinstaub
Die Entsorgung der Fäkalien (als Dünge deklariert) versucht das Grundwasser mit Nitrat:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/nitrat-im-grundwasser-durch-ueberduengung-und-guelle-a-1027279.html
Allerdings ist Weidehaltung nicht die Lösung aller Probleme. Pro kg Fleisch bzw. pro Liter Milch werden bei Weidehaltung sogar noch mehr Treibhausgase verursacht:
Das Problem ist also das Ausmaß der Nutztierhaltung insgesamt, nicht nur die Massentierhaltung allein.