Was entscheidet ob ein Pferd ein Sport oder Freizeitpferd ist?

11 Antworten

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ein sportpferd (wenn nicht die rasse selbst schon sportpferd heisst - deusches sportpferd, irisches sportpferd etc) ist ein pferd, das körperlich, geistig, charakterlich, temperamentsmässig und stoffwechseltechnisch für den profipferdesport geeignet ist. ein freizeitpferd ist alles andere, was nicht arbeitspferd ist.

du findest also durchaus dartmoor- oder welshponies im profifahrsport oder isländer im professionellen isländersport, quarterhorses im hohen westernsport, traber und galopper im rennsport, halbblüter im halbblutrennsport und die üblichen verdächtigen in den "normalen" reitsportdisziplinen.

manchmal finden sich pferde ein, die ein wenig aus der art geschlagen scheinen, eben z.b. dartmoorponies im profi-fahrsport oder auch erstaunlich kleine oder übermässig grosse pferde im grossen springsport (bei ersteren ist es erstaunlich, dass sie die höhe springen und schnell genug sind, bei letzteren, dass sie mit den distanzen klarkommen) - bekannte beispiele für kleine hocherfolgreiche springpferde sind z.b. stroller und milton (beide mit connemara-blut), für grosse warwick rex und fire.

und für übermotivierte pferde braucht es dann eben reiter, die das kanalisieren können, beispiel springpferd deister, ebenso für pferde, die defizite haben, beispiel dressurpferd granat, traber ufonso, beide auf einem auge blind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

lillyhorsy 
Fragesteller
 15.07.2021, 15:49

danke für deine antwort, das finde ich sehr interessant :)

bis vor ein paar jahren also bis ich ungefähr 9 oder 10 war wusste ich nicht mal dass es vom reiten her zwischen den rassen gibt

ja ein schulpony in dem stall wo ich reite ist auch ein dartmoos, voll süß, er heißt Maxi :) sind wirklich tolle ponies

eine bei uns im stall hat einen halbblut wallach ich glaube der ist halb oldenburger halb englisches vollblut und startet mit ihm M dressur, also halbblüter sind nicht nur zum halbblutrennsport geeignet

ja finde ich echt erstaunlich und voll bewundernswert dass diese pferde obwohl sie auf einem auge blind sind solche leistung erbringen können

Celine von fabulous nougat falls dir der account was sagt, sie ist inluencerin, ihr pferd nunu ist auch auf einem auge blind und sie reitet M dressur und geht auch viel ausreiten mit ihm und das sogar ohne probleme
da muss man schon gut reiten können um mit solchen defiziten umzugehen

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pony  15.07.2021, 15:55
@lillyhorsy

granat ist mit seinem handicap olympiasieger geworden und war insgesamt kein einfaches pferd.

ufonso hat viele rennen gefunden, nachdem er den für ihn richtigen menschen gefunden hatte, der herausgefunden hatte, woran es lag und dem das pferd vertraut hat.

youtube-influencer schaue ich mir gar nicht an. in der regel ist es schrott und verschwendte zeit und ich habe grosse schwierigkeiten mit der unprofessionalität beim sprechen der beiträge und mit dem aufbau.

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StRiW  15.07.2021, 16:33
@lillyhorsy
a finde ich echt erstaunlich und voll bewundernswert dass diese pferde obwohl sie auf einem auge blind sind solche leistung erbringen können

Nicht ungewöhnlich, der geeignete Reiter kann mit diesen Pferden echt großes leisten. Dafür muss aber der Reiter noch mehr zum Pferd passen. Daran scheitern selbst die meisten fitten Pferde schon.

Zu viele Kaufen nicht das Pferd das sie brauchen sondern was sie wollen, nur lassen Pferden sich von den Willen des Menschen nur einen gewissen Weg tragen. Danach erfolgt immer der steinige Weg. Das Pferd was will, wird für seinen Reiter alles Opfern.

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Turniertypisch ist so eine Sache - wer entscheidet das? Du sprichst hier denke ich nur von der FN, es gibt aber auch andere Turniere zB für Gangpferde, im Westernbereich,...

Allen gemein ist: ein Reiter, der Turniere gehen möchte, braucht ein dafür geeignetes Pferd. Diese Eignung muss sowohl körperlich vorhanden sein - zB ein Friese wird kein L/M/S springen können, ein Haflinger kann keine T4 laufen,... als auch vom Kopf. Ein Pferd, welches das geforderte körperlich nicht leisten kann, die Nerven nicht behält, unkonzentriert ist, oder schlicht nicht mag, ist kein Sportpferd. Egal, welche Rasse.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Ein Pferd, das geritten oder gefahren wird, ist immer ein Sportler. Ich denke wir unterschätzen oft welche sportlichen Leistungen ein Reit- oder Kutschpferd erbringen muss. Deshalb ist die entsprechende Ausbildung und Gymnastizierung ja so wichtig.
Es ist völlig egal ob das Pferd auf Turnieren läuft oder nicht.
Ein Mensch kann sich auch Sportler nennen, wenn er nie auf Wettkämpfen war.
Ergo sind alle Pferde Sportpferde.

Der Begriff Freizeitpferd wird verwendet, wenn der Mensch keinen Einsatz auf Turnieren vorsieht. Für mich völliger Unsinn, es dann nicht mehr Sportpferd sondern Freizeitpferd zu nennen, hilft aber bei der Kategorisierung.
Es ist eine allein durch den Menschen vorgenommene Kategorisierung, die nicht von konkreten Eigenschaften wie Rasse, Größe oder Athletik abhängt.
Zudem nutzen wir Turnierpferde doch auch in unserer Freizeit.
Ergo sind alle Pferde Freizeitpferde

Woher ich das weiß:Hobby – Reiterin seit ca.30Jahren

Egal welche Rasse, es kann in gewissen Rahmen immer ein Sportpferd sein!

Das geeignete Pferd, für die Aufgabe.

Egal um welchen Sport es sich handelt, wird mehr als allgemeiner durchschnitt abverlangt Entscheidet:

Die Erwartung aus der Zucht, ob ein Pferd überhaupt die Beachtung erhält, die es ihm ermöglicht ein tolles Sportpferd zu werden.

Dann das Exterieur des Pferdes ob man die Erwartungen aus der Zucht wahrscheinlich überhaupt erreichen kann! Veranlagungen lassen sich durch gewisse Körperlichen Gegebenheiten ableiten. Leistungsvermögen eines Friesen im Springsport wird niedriger sein, wie bei einem allgemeinen gut gezogenen Warmblut aus einer Springpferdlinie.

Über die Aufzucht und Ausbildung erhält der Pferdemensch auch Einblick ins Pferd! Das Interieur mit Temperament, Charakter, Leistungsbereitschaft, Kondition und Konzentration entscheidet ob aus einen "guten" Pferd ein herausragendes Pferd wird!

Gerade die Leistungsbereitschaft ist es, die ein Top Pferd auszeichnet, es will und es wird liefern. Nur diese kann man nicht antrainieren oder gar erzwingen, die muss man wecken und fördern. Das wiederum unterscheidet einen guten Reiter von einem Top Reiter.

Konzentration kann man zum gewissen Grad fördern, jedoch oft weniger als gedacht, ebenso den Charakter. Es nützt das beste Pferd nichts, wenn es bei jedem dritten Turnier nur Bruch und Dalles hinterlässt.

Als Freizeitpferd taugen diese Pferde aber oft auch nichts, da auch dort es keinen Spaß macht, wenn das Pferchen gerade seine Lebenskrise hat.

(Durchschnitt reiterliches Vermögen liegt deutlich unter A Niveau, gerade mal 40 % der Reiter erreichen überhaut ein gefestigtes vollumfängliches E Niveau)

In der Regel werden gewisse Pferderassen ausschließlich für den Sport gezüchtet und nach oben hin abgesiebt. So sind alle modernen Warmblüter für den Sport gezüchtet, werden aber recht stark nach oben abgesiebt. Ähnlich ist es bei den Pferden für den Westernsport auch dort sind die Leistungsträger, auch die letzten aus einem langen Auswahlverfahren.

Was schon vor der Geburt beginnt und bei jedem Lebensschritt dementsprechend ausdünnt!

So sind all die vielen Freizeitpferde, die aus gewissen Rassen stammen, "Abraum" der Minen, wo Diamanten für den Sport geschürft werden. Dieser "Abraum" kann aber einen enormen Freizeitwert für die allgemeine Bevölkerung ergeben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut

Wenn ein Pferd als Sportpferd gehandelt werden soll, dann sollte es schon über Klass L perspektivisch hinaus kommen. L steht immerhin für die "leichte" Turnierklasse. Ein guter Reiter sollte jedes Pferd, das nicht gerade krank ist oder erkennbare Gebäudefehler aufweist, bis L vorstellen können.

Für die Klassen darüber muss dann auch der Körperbau passen. Es muss das hergeben, dass ein Springpferd nicht nur kraftvoll abspringt und gesund landet, sondern auch verkürzte und verlängerte Galoppsprünge kann, um in einer Kombination oder Distanz auszugleichen. Je höher und weiter die Sprünge werden, desto besser muss ein Pferd den richtigen Absprungpunkt finden können unter dem Reiter und dann ist es eben mal nötig, kürzere oder längere Galoppsprünge zu machen. In der Dressur müssen all die Lektionen gesund und korrekt gezeigt werden können, wofür eine entsprechende körperliche Fitness und entsprechende Voraussetzungen im Körperbau gegeben sein müssen. In der Vielseitigkeit zählt dazu noch der Streckengalopp.

Eine Rasse, in der beispielsweise immer nur zum Einsatz als Zugpferd gezüchtet wurde, tut sich da schon ziemlich schwer, weshalb manche Rassen da außen vor sind, weil die Zucht eben einen anderen Einsatzzweck heraus gearbeitet hat.

Dann kommt noch hinzu die Ausbildung. Wir haben ein Pferd, das aus einer Dressurpferdezucht stammt. Viele große Namen aus dem Dressursport sind in seinem Pedigree - und der Körperbau verrät, dass er nicht ganz oben, aber sicher bis Klasse M/S hätte mitspielen können. Weil nicht für ganz oben geboren, wurde er einjährig an eine Freizeitreiterin verkauft, die ihn aber nie geritten hatte, nur mal zum Beritt geschickt hat in der Hoffnung, ihn danach dann zu reiten. Da könnte ich ausbilden, was ich wollte, jetzt, mit 11 Jahren hole ich die nicht stattgefundene Ausbildung nicht mehr auf.

Die Ausbildung bildet das Pferd nicht nur physisch so aus, dass es die Leistung zeigen kann, sondern auch psychisch. Nicht nur, dass sie die Turnieratmosphäre wegstecken müssen, sondern auch, dass sie hier wirklich wissen, JETZT wird Leistung abgerufen, jetzt ist der Moment, wo sie zeigen sollen, was sie gelernt haben. Das macht zum Beispiel Ingrid Klimke so herausragend. Die Pferde sehen unter Reitschülern, ihren Töchtern (wobei die Große inzwischen gegen sie antritt), am hingegebenen Zügel, ... so anders aus als wenn sie in eine Prüfung einreitet und sie richtig Power zeigen. Ihre Pferde WOLLEN, was durchaus einer der Schlüssel zu ihrem Erfolg ist. Dieser Unterschied zwischen müssen und wollen. Das ist Dein Faktor Reiter.

Unter all diesen Faktoren gibt es natürlich auch Pferde, denen das Lernen physisch und psychisch leichter fällt und welche, die da durchaus zu ackern haben, also auch Talent.

Bei den Gebäudemängeln, die ein Pferd zum Freizeitpferd machen, ist durchaus nicht nur das Offensichtlichste ein Thema, sondern auch Nuancen, die ein Pferd möglicherweise verletzungs- oder verschleißanfälliger machen. Ein Pferd, das in den Vorderbeinen nicht gut verschleißfrei landen kann, sollte auch bei der besten Hinterhandmechanik und dem größten Talent am Sprung und einer großartigen mentalen Fitness nicht als Sportpferd für Springen oder Vielseitigkeit angepriesen werden.

Natürlich verschätzen sich auch mal Verkäufer in ihren Pferden oder versuchen ein Pferd auch der anderen Zielgruppe schmackhaft zu machen.

Was man bei der Kategorisierung nie vergessen darf: Ein Pferd ist nur so gut wie sein Mensch. Mit einem schwachen Menschen wird auch ein Pferd schwächer, mit einem starken wird es stärker. Physisch und psychisch. Dabei kommt es nicht auf ganz spezielle sportliche Fertigkeiten des Menschen an, ob er Kraft oder Kondition hat, sondern auf seine Stärke, Pferde auszubilden. Ich kannte einen großartigen Ausbilder, der nach einem schweren Unfall kaum mehr selbst gehen konnte, aber immer noch Pferde bis zu Lektionen der hohen Schule ausbilden konnte. Der hatte auch die mentale Stärke, jedem Pferd Ruhe, gepaart mit Leistungsbereitschaft zu vermitteln.

Sportpferd ist eben nicht per definitionem zu viel Energie für den Freizeitreiter, dafür aber hochtalentiert und Freizeitpferd ist nicht gleich für jeden Menschen gut zu leiten und/oder brav und/oder "Schlaftablette", aber eben nicht so hoch talentiert.

Sieht man sich die Psyche unseres begabt geborenen Pferdes an: Auch wegen psychischer Faktoren müsste ich viel, viel aufholen, um unser Pferd noch zu einem Turnierpferd zu machen. Der würde mir eher koliken als Leistung zeigen. Als Freizeitpferd ist er aber auch nicht unumstritten zu verkaufen, denn auch dafür ist er mental nicht ohne weitere Ausbildung einzusetzen. Das ist kein draufsetzen, losreiten-Pferd, der braucht Klarheit, Konsequenz und Achtsamkeit. In jeder Sekunde. Das wurde in seiner Verkaufsanzeige bereits ganz klar mitgeteilt. Er kann aber ein tolles Pferd sein, das sich für seinen Menschen einsetzt, wenn man sein Gemüt zu kanalisieren weiß und ihn mental noch ein bisschen ausbildet. Auch physisch kam er labil daher. Kein Wunder. 10 Jahre alt und völlig untrainiert und dass er, nachdem er einjährig mit einer Stute zusammenzog und dann 10-jährig da raus gerissen wurde durch den Verkauf, hat ihn sehr mitgenommen. Das hat man ihm auch körperlich angemerkt. Inzwischen hat ihn das Herdenleben schon gut trainiert, dazu noch ein bisschen Sport und er wird ein tolles Pferd, das wir recht günstig gekauft haben - kaufen konnten, weil wir Erfahrung mit gewissen Dingen haben. Hätte ihn jemand gekauft, der unerfahren ist und nur normal talentiert oder der zwar eine Menge Erfahrung hat, aber bisher an die "falschen" Lehrer für sowas geraten ist, hätte das auch gnadenlos in die Hose gehen können, vielleicht hätte es zum "Problempferd" geführt. Vielleicht wäre das auch bei uns passiert. Da muss man sich gut selbst einschätzen können, was man kann und womit man sich eher die Finger verbrennt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981