Was denkt ihr, warum Faschismus und Co. wieder beliebter werden?
Kann es sein, dass Leute, die es selbst erlebt haben, einfach wegsterben und uns nicht warnen können ?
Z.B., wenn jeman 1915 geboren wurde, war er zur Machtergreifung Hitlers 18 jahre alt. Wenn er mit 90 starb, starb er 2005, also vor 20 Jahren
9 Antworten
Ich denke, wenn man es mal ganz stark runterbricht, liegt es daran, dass es immer eine relevante Anzahl Menschen gibt, die mit Komplexitität und Freiheit nicht gut zurecht kommen. Schließlich bedeutet das, dass man in einer Welt, die man nicht vollumfänglich durchschaut und versteht, dennoch dazu gezwungen ist, Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen übernehmen zu müssen - auch und besonders für die Entscheidungen, die negative Konsequenzen haben.
Da ist es einfacher, wenn man von jemandem vorgeschrieben bekommt, was man wie und wann zu tun hat - und somit auch andere Personen als sich selbst hat, denen man die Schuld dafür geben kann, wenn es nicht klappt oder einem dabei nicht gut geht. Fehlt das, muss man sich selbst orientieren, informieren und es aushalten können, wenn etwas schief geht. Und das ist halt echt unangenehm.
kann es sein leute die selbst erlebt haben einfach wegstreben und uns nicht waren können ?
Ja, ich denke das wird mit eine Ursache sein, wenn auch nur eine von vielen. Zeitzeugen gibt es immer weniger, und dadurch wird das Thema NS-Zeit immer weniger präsent. Die Menschen fangen an zu vergessen, was damals passiert ist. Umso wichtiger ist es, die Erinnerungen an diese Zeit wach zu halten.
Es hat aber auch viel damit zu tun, dass Parteien wie AfD und BSW versuchen, einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen zu geben. Es klingt z. B. erstmal super, wenn man sagt, dass man lieber verhandeln will, als Waffen zu liefern. Wenn man aber die Umstände betrachtet, dass Putin gar keine Verhandlungen will und die ukrainische Bevölkerung mit den Waffen ihr Überleben sichert, dann klingt das plötzlich ziemlich naiv und falsch. Aber diese komplexen Umstände lassen Populisten eben einfach weg, und das fruchtet vor allem bei denjenigen, die sich damit kaum oder gar nicht auseinandergesetzt haben.
Faschismus ist die krankhafte, mit Wahnvorstellungen einhergehende Reaktion breiter Massen auf die Krise des Kapitalismus. Zum einen gibt es aktuell die ökonomische Krise, die ihren Grund darin hat, dass wegen der rasant zunehmenden technischen Möglichkeiten immer mehr Arbeitsplätze verschwinden. Die Deindustrialisierung ist in vielen Hauptländern des Kapitalismus wie z.B. in den USA, in England, aber auch in Frankreich bereits weit fortgeschritten. In Deutschland in seiner Sonderrolle als jahrelanger industrieller Exportweltmeister war das bislang nicht so stark spürbar, kommt aber jetzt mit dem Ende der deutschen Sonderwirtschaft umso schneller. Zum anderen gibt es die ökologische Krise. Die immer heftigeren Wirbelstürme, Überschwemmungen usw. zeigen jedem denkenden Menschen, dass die Klimazerstörung uns in die Katastrophe führt.
Was soll nun jemand tun, dessen Arbeitsplatz z.B. in der Automobilindustrie davon abhängt, dass weiterhin umweltzerstörende Autos gebaut werden? Er weiß (zumindest im Unterbewusstsein), dass er mitwirkt an der Umweltkatastrophe. Gleichzeitig kann er ja seinen Arbeitsplatz nicht einfach hinwerfen. Man kann diesen Widerspruch eigentlich nur dadurch aushalten, dass man ihn leugnet. Dass man einen Arbeitsplatz braucht, kann man nicht leugnen (zumindest wenn man keine Alternative zum Kapitalismus sieht), also leugnet man die Klimakatastrophe. Je mehr Beweise für die Klimakatastrophe eintreten, desto heftiger wird die Abwehr: Wissenschaftler, Politiker, Medien, die über die Klimakatastrophe reden, werden als "Lügner" hingestellt, die eine Verschwörung gegen die "hart arbeitenden Menschen" planen. Diesen Leuten muss sozusagen das Handwerk gelegt werden, und dafür braucht man starke, autoritäre Kräfte, die notfalls alle demokratischen "Hinderrnisse" über Bord werfen.
Diese Tendenz zur Radikalisierung und Entmenschlichung ist bei der anderen Krisenursache, dem drohenden Arbeitsplatzverlust, noch stärker. Wenn es, wie es im Kapitalismus nun mal so ist, keine Alternative dazu gibt, einen Arbeitsplatz zu besitzen, denn irgendwie muss man sich und seine Familie ja ernähren, dann gilt bei schrumpfender Zahl der Arbeitplätze das Motto "jeder gegen jeden". Jeder andere wird zum Konkurrenten, deswegen der Hass auf Migranten, der Hass auf Diverse, die angeblich bei der Arbeitsplatzvergabe bevorzugt werden, aber auch der Hass auf Arbeitslose, die sich - in den Augen des faschistischen Mobs - nicht der Selbstaufopferung unterwerfen, der man sich selbst als "hart arbeitender Mann" unterwirft. Auch da braucht es wieder starke, autoritäre Kräfte, die willens und in der Lage sind, die unliebsame Konkurrenz um den Arbeitsplatz notfalls im wörtlichen Sinne auszulöschen.
Diese faschistischen Verhaltensmuster gibt es nicht, weil es rechtsradikale Parteien gibt, sondern es ist umgekehrt: rechtsradikale Parteien, die es schon immer gab, erhalten in der Krise massenhaft Zulauf.
Immerhin ist es die älteste Altersgruppe der Wähler, also wo auch noch welche dabei sind, die es mitbekommen haben, sie die AfD am wenigsten Gewählt haben.
Offenbar lernen die Menschen nichts, es werden wieder die selben Maschen angewandt wie damals, zum Teil die Reden von Göbbels fast kopiert ...selbst, wenn man es weiß, heutzutage schämt sich einfach keiner mehr, offen rechtsextrem zu sein. Ich kann es ehrlich gesagt nicht wirklich nachvollziehen, man kennt zwar die Gründe (in Krisenzeiten wählen die Leute immer extrem, viel Zuwanderung und islamistische Terroranschläge, Populismus, Frust bei den ostdeutschen Wendeverlierern...), aber dennoch.
Ich schaue mir oft Dokus zum dritten Reich an, verstehe es da auch schon nicht und das ist für mich irgendwie, was für andere Horrorfilme sind, Faszination des Bösen, gruselig...und jetzt kommt es mir vor als ob der Horrorfilme in die Realität übergeht.
es muss dir nicht so vorkommen, der Horrorfilm wird aktiv gelebt in der ganzen Welt, aber es wird eben glitter drübergestreut damits besser aussieht :D
Ich hab bisher kaum Leute über Faschismus fiebernd reden hören...
Ein Faschist ist jemand, der Faschismus voll toll findet und haben möchte.
Genau so wenig gibt es Leute, die Nationalsozialismus mega abfeiern. Wenn ich danach suche finde ich eben kaum Opinion Leader und kaum Literatur dazu.
Was momentan Populär ist, dass ist einerseits der Sozialpatriotismus, Ethnopluralismus, und auf der anderen Seite der Libertarismus.
Tribalismus ist etwas von dem ich letztens mal was gehört hab, allerdings eben auch keine größere Gruppe die das großartig befürwortet.
Bei den Linken ist es eben Transgender, und sonstige linke Meta-Politischen Sachen mit denen sie Minderheiten politisch instrumentalisieren.
Sehr starke Opinion Leader sind Leute wie Oliver Janich, Andreas Popp, Ken Jebsen, Ulrich Mies, Jürgen Elsässer, Tilmann Knechtel, Martin Selner.
Da findet man halt nicht viel faschistisches Gedankengut.
Dann gibt es noch die ganzen Sachen aus dem Verlag von Kubitschek, also Antaios Verlag, Ares Verlag, ... junge Freiheit?
Benedikt Kaiser, Alain Benoîst, .. also Rechte Meta-Politik. Gramscianer.
Über Faschismus gibt es ein Buch über eine Klarstellung. Was nicht unbedingt dazu führt, dass man Faschismus voll abfeiert. Man versteht den Begriff einfach wesentlicher, zumindest als einen 3. Weg neben dem linken Roten Sozialismus und Rechter Politik.
Dann gibt's halt noch die Sachen von Jan van Helsing.
Die Arbeit von Rainer Zitelmann ist noch sehr stark gewesen.
Das sind momentan Trends.
Also, Janich, Knechtel sind Libertarismus,
Ulrich Mies, Ken Jebsen sind Linke, und Anti-Neoliberalisten.
Daniele Ganser ist noch ziemlich populär.
Andreas Popp ist irgendwo etwas eigens.
Also, bleibt eben noch Benedikt Kaiser und Alain Benoist übrig. Und, die informieren eben die Jung Alternative. Sind eigentlich voll die Anti-Kapitalisten, und bilden da die Ansätze zu rechter Meta-Politik. Martin Sellner kann man noch dazu zählen.
Jan van Helsing hab ich auch gelesen um zu kucken ob der Faschist oder Nazi ist, allerdings kaum bis gar nicht als dessen herausgelesen. Viel eher das genaue Gegenteil.
Ken Jebsen hat auch schon kritisiert, dass dieses 'Gleichschaltungsprinzip', dass jeder das gleiche denken soll, wesentlich stärker bei den Linken vorhanden ist, und bei den Rechten kaum bis gar nicht.
Ansonsten, falls es populäre Faschistische Literatur und Opinion Leader gibt, ... also ich kenn sie nicht. Vielleicht Rolf Kosiek vom "NPD"-Verlag.
Ich seh da ehrlich gesagt nicht wirklich einen Trend zum Faschismus.
Wobei, ich hab letztens ein Buch von Jason Stanley angefangen, der den Faschismus erklären will. bzgl. Trump, Putin. Naja, der wurde in den Kommentaren schon zerlegt. Gewundert hab ich mich als ich in das Literaturverzeichnis reingeschaut hab, und da kaum sinnvolle Literatur drin steht.
Linke verstehen unter dem Begriff etwas völlig anderes, und zwar unter einem Hut alle, die bei ihrer Linken Meta-Politik nicht mitmachen. Deshalb kann man die Nazi Keule als multifunktions-tool anwenden.
Ein richtiges Buch über die Kollektivismen wäre Jonah Goldberg, Liberal Fascism. Der skizziert da eindeutiger Linien, die nachvollziehbar sind, und räumt extrem viele Denkfehler auf.
Ich würd es eben nur weniger 'liberal fascism' nennen sondern Linke Meta-Politik.
Wenn Sara Wagenknecht davon spricht, dass die politisch Linke keine attraktiven Ideen hervorbringt, dann sind halt auf der rechten Seite das die Leute, die das tun.
"sind nicht wirklich Meinungsführer, sondern haben lediglich ihre kleine Schar an Anhängern."
Immerhin haben sie eine Schar an Anhängern. Wenn man Bücher liest über Rechte Netzwerke, dann werden sogar Leute wie Maximilian Pütz dazu gezählt.
Wenn du das Compact-Magazin nimmst von Jürgen Elsässer, dann hast du einen ziemlich guten Überblick über den Meinungstrend. Einen expliziten Faschismus-Trend bzw. Faschismus-Fieber ist da so nicht auszumachen.
Ich finde, die machen das was linke von sich selbst behaupten. Tolerante Diskussion unterschiedlicher Positionen. Diese Form von Denkverbot, die dem 'Gleichschaltungsprinzip' ähnelt ist eben von Links zu beobachten, bei dem dann Leute plötzlich bei der FDP aufhören Rundfunk-Kritik zu üben, weil irgendwer meint, dass das aus rechten Kreisen stammt.
Eine Meta-Politik von rechts wird eben von Kubitschek, Benoist, Kaiser und Höcke formuliert. Allerdings bildet das eben nicht das AfD-Meinungsklima, sondern eben diesen extremistischen Höcke-Flügel. - Das ist das was Linke unter Faschismus verstehen. und eben noch die Identitäten.
Auf mich wirkt der ganze Rechtsruck eben wie ein Benoist-Monolog. Das sind Gramscianer.
Und, dieser bubble Begriff ist auch unscharf. Es ist nicht so, dass sich einer entweder einen Ken Jebsen oder einen Oliver Janich rausguckt, und blind ist für alle anderen Trends.
Irgendwo findet dort eigentlich echte Debatten statt zwischen Anti-Neoliberalisten und Libertäre statt. Nur, diejenigen, die das als Faschistisch etikettieren, und bei der Debatte nicht mitmachen haben den Charakter den eine bubble anscheinend implizieren soll.
Du kannst ja hingehen und mit denen reden, wenn du nicht xenophob bist. Nur solche Sachen wie "Mit Rechten redet man nicht" charakterisiert so eine bubble mit der Eigenschaft isoliert vom Rest zu sein.
Naja, Gramsci wird von Sellner als Vorbild für die subversive Methodik gelobt, nicht für dessen Inhalte. Vergiß nicht, der Mann war Marxist, also Völkerfeind.
Und, glaubst Du wirklich, daß Linker unter „Faschismus“ wirklich nur Patrioten wie Höcke verstehen? Der Faschismusbegriff wird heute von den Systemlinken mittlerweile faktisch auf alle Arten von Dissidenten angewandt, selbst auf Demonstranten gegen Corona-Zwangsmaßnahmen, was die projektive Verdrehung systemlinker Diskurs-Sophistik in nicht mehr überbietbarer Deutlichkeit aufzeigt.
Mir selbst reicht Kleine-Hartlage meist aus. Guter Analytiker, der die Dinge beim Namen nennt. Die eitlen Tiraden von Sellner oder den intellektuell-manirierten Kubitschek tue ich mir nicht (mehr) an und mittelmäßige Köpfe wie Elsässer verwirren eher, als daß sie Klarheit schaffen.
"Der Faschismusbegriff wird heute von den Systemlinken mittlerweile faktisch auf alle Arten von Dissidenten angewandt"
Ja, die wissen eben nicht was Faschismus ist, und bezeichnen aus Unwissenheit eben alles faschistisch.
Das ganze angeblich Rechte Milieu besteht aus den Leuten, die sich einfach nüchtern die ganzen Themen sachlich anschauen. Die Leute sind so oder so meistens schon selbst in diesem Milieu ohne es zu ahnen, weil die Linke Meta-Politik eben alles als faschistisch ettikettiert was nicht der linken Meta-Politik entspricht.
Die tun auch immer so als wären alle transphob und homophob. Im Prinzip isolieren die sich einfach selbst.
Die Rechte Meta-Politik formuliert eben eine alternative, die allerdings auch anti-kapitalistisch ist.
Ich finde diese Martkfeindlichkeit weltfremd. Das einzige was dabei rauskommt ist, dass Junge Leute sich entweder im Linken oder Rechten Spektrum besaufen und Eskapaden auslösen.
Und, das was dabei rauskommt ist eben das selbe wie bei den Punks oder Hippies, dass sie sich auf eine Art und Weise sozialisieren.
Dieses etikettieren von 'rechtsextremistisch' ermöglicht denen eben dieses Gefühl, dass das vorher eben Hippies und Punks Generationen vorher schon hatten. Aber, die haben selbst auch nicht viel Ahnung von Politik, und nutzen das eher als Gelegenheit um sich zu betrinken, Freunde zu finden und solche Sachen.
Ich seh darin einfach nur dieses jugendliche Bedürfnis ein Rebell sein zu können.
Benoist ist dementsprechend sowas wie der neue Che Guevara
"Mir selbst reicht Kleine-Hartlage meist aus. Guter Analytiker, der die Dinge beim Namen nennt. Die eitlen Tiraden von Sellner oder den intellektuell-manirierten Kubitschek tue ich mir nicht (mehr) an und mittelmäßige Köpfe wie Elsässer verwirren eher, als daß sie Klarheit schaffen."
Mir geht es ähnlich. Ich hab Kleine-Hartlage gelesen damals als ich studiert hab und empfand dieses ganze Linke Denken sinnlos, auch kreativlos.
Ich schau auch regelmäßig nach Literatur die eben Links gescheit begründen, und es wird eben schwierig, wenn man sich auskennt.
Sara Wagenknecht ist da zb. sowas, dass ich mir anschauen kann. Naomi Klein ist halt ein fettes Buch bei dem sie den Anti-Neoliberalismus permanent wiederholt.
Sellner mag ich nicht. Ich bin dafür wahrscheinlich zu alt. Mich würd halt irgendwo was handfestes Traditions-betreffendes interessant finden. Aber, die machen nichts kulturstiftendes, weil man ist ja wegen Benoist anti-kapitalistisch. Also, lebt man solche ganzen Themen nur theoretisch, weil eben keiner davon leben kann, wenn er was aufbauen möchte.
Stimmt, Elsässer hat tatsächlich was verwirrendes. Der bringt das allerdings hin mit dem Compact-Magazin.
Was mein Onkel als Junge Freiheit Leser mega gefeiert hat war die Expresszeitung. Einfach eine Reihe aus geballter Information. Als hätt man es plötzlich mit Journalisten zu tun, die tatsächlich sachliche Texte veröffentlichen.
Expresszeitung ist eben auch ein bisschen einseitig. Vielleicht auch weil die Alt-Parteien einseitig sind.
Diese ganzen linken Blogs im Internet, ich hab mir wirklich alles angeschaut, aber so extrem Hass-motiviert wie Antifas hab ich bisher nichts anderes gefunden.
Vor allem haben die auch diese starke heroische Akzentuierung, die man glaubt bei Rechten hassen zu müssen.
Expresszeitung ist eher Angst-motiviert. Ein Gehard Wisnewski ist irgendwo ein ängstlicher Charaktertyp.
„Die Rechte Meta-Politik formuliert eben eine alternative, die allerdings auch anti-kapitalistisch ist.“
Das hat bereits Hitler getan. Das Neue seines Denkens bestand ja darin, einen nichtmarxistischen Sozialismus, den Gedanken der Volksgemeinschaft, mit dem nationalen Gedanken zu verbinden. Darin unterschied er sich von den Faschisten der romanischen Länder, die, der Unterscheidung Karlheinz Weißmanns nach, reine Bonapartisten (also Etatisten) waren und somit dem Bolschewismus an sich noch näher als Hitler, der diese Anschauung mit dem völkischen Gedanken ergänzte.
Die Rechten nach 1945 waren als Erben des faschistischen und nationalsozialistischen Denkens somit bereits wesentlich antikapitalistisch, wobei sie natürlich genausowenig eine totale Planwirtschaft abstrebten wie ihre Vorgänger vor 1945. Auch wenn die NPD 1964 inhaltlich primär revisionistisch ausgerichtet war und die ganze Durchrassung der Gesellschaft ja damals noch nicht Thema war, wohl aber die Verdrehung der Geschichte durch die Siegermächte, so hat sie sich doch bald zu einer faktischen Arbeiterpartei entwickelt (wenn auch immer mit einer bildungsbürgerlichen, nationalkonservativen Elite). Nach der Wende ging dieser Kurs unter Udo Voigt weiter und wird heute durch Frank Franz an den Zeitgeist angepaßt.
Anders die ursprüngliche AfD, die zunächst, unter Lucke, eine reine Anti-EU-Partei war und nur Interessen der bundesdeutschen Wirtschaft vertrat, aber nicht die des Volkes. Erst als Reaktion auf Merkels „Flüchtlinge“ hat sie sich ab 2015 als einwanderungskritische Partei etabliert und somit den „Altrechten“ von der NPD das Wasser abgegraben. Dieser Wandel der AfD fand vor allem im Osten statt. Heute ist der nationalliberale Kurs der AfD mehr ein Phänomen der West-AfD geblieben, im Osten folgt man mehr und mehr dem kapitalismuskritischen und antiwestlichen Kurs, den zuvor die NPD eingeschlagen hatte. Man sieht dort einfach das Stimmenpotential, das es gilt abzufischen. (Das aber gegenwärtig teilweise wiederum von Sarah Wagenknechts kryptomarxistischer Anti-AfD-Partei wieder abgefischt wird.) Somit ist die AfD eigentlich gespalten, was das System auch stets polemisch gegen diese ausnutzt.
Ich bin auch kein Freund dieser antikapitalistischen Strategien, die bei der NPD noch in deren politischen DNS steckten, bei der ursprünglich marktliberalen AfD aber eine Art innere Parteikrankheit darstellen. Ein Teil des Elektorats und der unteren Parteimitglieder sowie sympathisierender Intellektuellen und Halbintellektuellen sind hier stets versucht, mit linksextremen Anti-Imperialisten ein Bündnis zu versuchen, was natürlich absurd ist im Hinblick auf die ostentativ pro-israelische und pro-westliche Grundausrichtung der AfD. Es wird von den Anti-Imperialisten und Che-Guavara-Fans auch niemals angenommen, sondern kalt und feindlich abgewiesen, was daran liegt, daß diese linken Anti-Imps unbedingt den Nationalismus als Feindbild für die scheinbare Konsistenz ihrer Ideologie benötigen.
"Dieser Wandel der AfD fand vor allem im Osten statt."
Ich denk mal in den Köpfen im Osten ist das immer noch so, dass die stark Partei-zentriert sind.
Die nutzen immer den DDR-Vergleich, was deren blinder Fleck ist, ist, dass die genau so wie vorher stark Partei-zentriert ausgerichtet sind. Kollegen von mit in Sachsen, die dort arbeiten meinten, dass das irgendwo sehr tief in der Mentalität verankert ist.
Ein anderer Trend ist Veikko Stölzer und Hajo Müller, die eben monarchistisch orientiert sind. Entweder AfD oder ein neuer Monarchismus. - Führt allerdings beides nicht aus der Sackgasse sich permanent von Restdeutschland abgehängt zu fühlen.
"Somit ist die AfD eigentlich gespalten, was das System auch stets polemisch gegen diese ausnutzt."
Ja, das ist ein Problem, dass die eigentlich keinen klaren Kurs haben. Allerdings bringt es das Potential mit sich mit der Zeit schlauer zu werden, weil die nicht so extrem isoliert sind wie in den Alt-Parteien.
Bei den Alt-Parteien wird man sofort auf Partei-Linie gebracht, wenn man versucht frei zu denken. So, zumindest die Erfahrung von Leuten, die ich kenne die sich die zeit genommen haben überall mal rein zu schauen. Da wollen die nicht debattieren und weiter denken.
Als ich bei der AfD mal reingeschaut hatte fanden die das mega cool, dass ich mich auskenne, und die empfanden diesen Alain Benoist-Monolog auch zu einseitig.
Diese Jungalternativen sind halt irgendwo so ein Phänomen bei dem sich kopfschüttelnd denkt "Naja, okay, ich war ja auch mal jung", ich kenn halt die Leute aus dem Partei Vorstand, derjenige der das bei uns regional organisiert, der war in der Klasse von meinem Bruder. Wenn man die Leute privat kennt, dann merkt man sehr schnell wie extrem viel über die AfD einfach erfunden wird. Das sind Leute, die selbst keine Rassisten mögen. Kaum bis gar nicht xenophob, und sehr offen und interessiert, und eben sachlich, und nicht dogmatisch.
Wichtig war eben, der multipolare Kurs. Was eben den Effekt hat, dass Ukraine Flüchtlinge sich vor allem bei der AfD gehört und verstanden fühlen.
Ich komme selbst aus dem Osten und kann das so halb bestätigen. Ich würde nicht von parteizentriert sprechen, sondern vielmehr von weniger individualistisch-atomistisch als dies bei typischen „Wessis“ der Fall ist. Zwar ist auch der Ostdeutsche kein eigentlicher Kollektivist wie in der Extremform etwa der Chinese, aber die Mentalität geht schon relativ mehr in diese Richtung als im Westen.
Es ist dies allerdings im Wesentlichen mehr eine vage Sehnsucht nach völkischer Geborgenheit und einem starken, fürsorglichen Vater Staat. Hitler hatte diese Bedürfnisse erfüllt zum Preis des rigorosen Ausschließens der Juden aus der deutschen Volksgemeinschaft. Diese benötigte er als ideologische Feindbilddarsteller wie in der heutigen Ideologie des Westens etwa „Nazis“ innere und „Rußland“ oder „Islamisten“ als äußere Feindbilder figurieren müssen. Solche Feindbildkonstruktionen gehen auf die Überlegungen von Carl Schmitt zurück, nach welchem ein Zusammenhang größerer Kollektive nur durch Feindbilder möglich sei, welche die heterogenen Interessen der einzelnen Gruppenmitglieder in einem gemeinsamen Hass gegen diese einigen. Schmitt hat damit schon Recht, vor allem in Bezug auf a) multiethnische Gesellschaften wie den USA sowie b) der eigentlichen Mentalität nach Gesellschaften mit sehr individualistischer Tendenz. In beiden Fällen liefern Feindbilder den ideologischen Kitt für eine Gesellschaft, die sonst leicht auseinanderfallen würde.
Für den jetzigen „Ossi“ ist „der Westen“ tatsächlich sehr oft nach wie vor das Feinbild. Bereits die innerdeutschen Ressentiments gegenüber dem Westdeutschen sind hier der erste Schritt auf dem Weg einer topographisch-ethnokulturellen Feindbildlokalisierung, deren Ziel die immer abgelehnten USA und deren Imperialismus sind. Das gilt im Osten sowohl für die Linke als auch die Rechte. Daher die im vorangegangenen Beitrag beschriebene relative Nähe zwischen Alt- und Neurechten im Osten, da auch letztere, also die AfD, eher antiwestlich als etwa islamkritisch inkliniert ist (zumindest in Bezug auf das Elektorat). Und die Linken sind im Osten nach wie vor mehr Anti-Imps als Anti-Deutsche. Daher wird dort kaum Grün, wohl aber die Linke auch oft gewählt.
Veikko Stölzer und Hans-Joachim Müller kenne ich kaum, kann dazu wenig sagen. Jedoch liegt mir der monarchistische Gedanke der Theorie nach nicht allzu fern. Ich halte auch die Monarchie für die ursprüngliche und in der Natur der Dinge (früher sagte man hier „gottgewollte“) Staatsform, die liberale Republik aber bereits für eine Verfallsform. Vielleicht auch ein preußisches Erbstück bei mir. –
Darüber aber, daß in der derzeitigen politischen Weltlage mit der totalen, wenn auch von den BRICS und dem Islam angefochtenen, Dominanz des liberalen Westens eine echte, also mindestens „aufgeklärt-absolutistische“, Monarchie undenkbar ist und nur ein sehnsuchtsvoller Traum politischer Romantiker bleiben muß, brauchen wir uns, denke ich, nicht zu unterhalten. Bei einer völligen Veränderung der Lage, etwa nach dem von vielen unzufriedenen antiwestlichen Rechten geradezu herbeigesehnten Zusammenbruch des liberalen Wirtschafts- und Hegemonialsystems wäre dies vielleicht anders, aber das bleibt spekulativ.
Ob die AfD im Laufe der Zeit schlauer wird und ihre innere Spaltung überwindet glaube ich weniger. Mein Skeptizismus in dieser Frage nährt sich aus dem Bewußtsein, daß eben mitten durch die AfD gerade diese große geopolitische Spaltung zwischen Ost und West geht. Die deutsche Seele selbst ist eben gespalten, eine nicht nur wie ehedem neurotische, sondern seit dem 20. Jh. zudem auch schizophrene Volksseel. – Die 40 Jahre der Teilung waren ein geschichtliches Symbol allerersten Ranges, um es im Duktus eines Oswald Spengler auszudrücken.
Ich glaube mehr daran, daß in einem parteiinternen Kampf eine der beiden Seiten siegen und die andere aus der Partei hinausdrängen muß, so daß letztere sich dann in einer neuen Partei neu formieren wird. Geschieht dies nicht, wird die AfD immer angreifbar durch die Medien und dadurch Wackelpartei bleiben.
"Veikko Stölzer und Hans-Joachim Müller kenne ich kaum, kann dazu wenig sagen."
Die beschäftigen sich sehr mit dem Q-Anon Phänomen. Ich hab das als arg wahnhaft und Fieberhaft wahrgenommen. Da ist ein bisschen was dran, allerdings eben auch kein echter Faschismus.
Q-Anon suggeriert irgendwo eine Retter-Roller, die diffus mit irgendwelchen militärischen Unternehmungen begründet werden.
So, wie ich allerdings selbst Q verstanden habe erklärt Q allerdings genau das Gegenteil, dass man sich selbst einfach kompetent aufklärt. Das fängt bei den ersten Posts mit den Hinweisen zu Operation Mockingbird an.- Im Prinzip nur so weit interessant, als dass sich Leute eben vorher nicht informiert hatten. Für Leute, die vorher schon breit informiert waren, da war das nichts besonderes..
Genau so wie Veikko Stolzer nichts besonderes ist, wenn man selbst einigermaßen informiert ist.
Wie auch immer, das hat wohl zum Sturm auf das Capitol gemündet. - Was aus meiner Sicht ein kollektiver Pattern-Interrupt darstellt. Es unterbricht eigentlich diese symbolische Erlöser-Figur-Muster. Es widerspricht Linken und Rechten Strategien. - So, als hätten sie den Impuls gegeben, "Hör mal auf dich von irgendwas abhängig zu machen, und bleib mal bei dir selbst"
Die Linken haben das diffus als faschistische Strömung gedeutet, und die Rechten haben es als Enttäuschung erlebt.
"Ich halte auch die Monarchie für die ursprüngliche und in der Natur der Dinge (früher sagte man hier „gottgewollte“) Staatsform, die liberale Republik aber bereits für eine Verfallsform. Vielleicht auch ein preußisches Erbstück bei mir. "
Genau genommen haben wir ein treuhänderisches System. Das stimmt so, dass der Adel treuhänderisch die Verwaltungs-Aufgaben übernommen haben. - Ich hab die Sachen interessanter Weise auch von einem Preußen-Freund gelernt.
Das Phänomen Preußen hängt auch stark mit den Evangelisten zusammen. Es war ursprünglich ein starker Freiheitstrieb, und Unabhängigkeitstrieb.
Das wurde allerdings platt gemacht und umgedreht, und ist umgekehrt begrifflich mit der Preussischen Erziehung / Prussian Education, so ziemlich das exakte Gegenteil des Freiheitlichen Gedankens. Militärische Befehlsketten, Drill und Gehorsam. Unser ganzes globales Erziehungssystem ist so ausgerichtet, und in Amerika wird das kritisiert, weil es dem Amerikanischen Freiheitsgedanken widerspricht.
Das treuhänderische System geht davon aus, dass der Souverän der lebende Mensch ist, und gottgewollt. - Der Adel übernimmt treuhänderisch diese Aufgabe. Allerdings eben nur solange bis sich die Menschen als Souverän erkennen.
Ich denke eher, dass der Liberalismus dazu führt, dass die Leute wieder erwachsen werden, so dass die Aufgaben dem Individuum zurückgegeben werden.
Wie die Freiheit dann geschützt wird, ob durch eine Privatrechtsordnung oder einer Monarchie, das ist eine Geschmacksfrage, und vertragsrechtlich gessehen eine Frage der Lizenz. - Beide Ansätze haben ihre Tücken.
Allerdings Liberalismus als erwachsen erlebte Gesellschaftsform, nicht ideologisch-liberalistisch, sondern rein praktisch. Der Anti-Kapitalismus führt eben dazu, dass Leute sich davor drücken, und alles in den Händen von einigen Wenigen überlassen, die sich nicht davon beeindrucken lassen.
Ein Problem stellt die ausurfernde Bürokratie dar, was es eben schwer macht. Wenn man wie bei Asterix nach einem Passierschein A38 sucht, oder wie auch immer der hieß. Die ganzen Reichsbürger, und Selbstverwalter sind in diesem Verwirrspiel alle mit drin.
Das ganze angeblich Rechte Milieu besteht aus den Leuten, die sich einfach nüchtern die ganzen Themen sachlich anschauen
Ne das ganz bestimmt nicht sie gehen emotional ans Themen lassen Fakten weg oder erfinden welche
Gefühlte Wahrheit gibt es nur bei Rechten und sie verkaufen es dir als absolute Wahrheit und wenn beweisen kannst das gefühlte Wahrheit ist deskrtieten sie dich und nennen dich Systemling von lügeng
Das gleich denken ist bei beiden stark siehe Deutschland 1933-1945 da waren rechte an der Macht und da wurden andees denke getötet
Oliver Janich, Andreas Popp, Ken Jebsen, Ulrich Mies, Jürgen Elsässer, Tilmann Knechtel, Martin Sellner sind nicht wirklich Meinungsführer, sondern haben lediglich ihre kleine Schar an Anhängern. Immerhin wächst diese, aber unter Meinungsführern verstehe ich Leute, die nicht nur Blasen schaffen, sondern von Teilen der allgemeinen Bevölkerung gehört werden, also in den Mainstream eindringen. An diesem Punkt sind sicherlich manche AfD-Politiker in Ostdeutschland, aber nicht die von dir genannten libertären, investigativjournalistischen, patriotischen und identitären Köpfe.