Was bedeutet dieses Zitat von Franz Kafka?

4 Antworten

Aus der Perspektive einer, die mit Sprache gut umgehen kann und extrem viele Bücher gelesen hat und insb. auf Kafka spezialisiert ist:

Die ist schon klar, dass diese Behauptungen alle theatralisch überhöht sind und alles und nichts heißen können?

heißt für Dich: Behaupte auch Du vollmundig, - was der Lehrer lesen will.

Randal216 
Fragesteller
 13.01.2021, 10:50

Was bedeutet dieser Zitat? Die Interpretation ist gefragt:)

0
Randal216 
Fragesteller
 13.01.2021, 10:52
@Mauritan

Sollten damit Sichtweisen und Gewohnheiten erschüttert werden?

0
MeisterRuelps, UserMod Light  13.01.2021, 10:59
@Randal216

Nein, sie sollen auch dafür Sorgen, dass wir ggf. eigene Sichtweisen und Gedanken mal überdenken. Beispielsweise mit Thesen, die wir vielleicht mal verworfen haben, weil wir diese für zu "absurd" hielten. Manchmal kann das "schmerzhaft" sein, aber zugleich auch neue Horizonte eröffnen. Eine Axt spaltet Dinge, das kann ein Buch auch schaffen, einen innerlich zu spalten - zumindest die Denkweisen.

2
MeisterRuelps, UserMod Light  13.01.2021, 11:09
@Randal216

Es ist eigentlich das, was Mauritan auch sagte, nur noch etwas allgemeingültiger formuliert.

Das heißt nicht, dass man alles glauben sollte, was man liest, denn schon das nächste Buch, kann das, was Du vorher gelesen hast wiederum völlig infrage stellen (gerade das, was Dich innerlich erschüttert hat).

Überleg einmal selbst: Würdest Du nur etwas lesen, was 08/15-Standard wäre (oder würde sich sowas verkaufen)? Manchmal kauft man auch Dinge (und liest) sie, obwohl diese eigentlich für das stehen, was man selbst nicht vertritt. Das hilft beispielsweise die "Gegenseite" zu verstehen.

1

Ich hätte es immer so interpretiert, dass nur die Bücher einen Mehrwert haben, die nicht einfach glücklich machen. Ein Buch muss in uns auf schmerzhafte Weise etwas berühren und uns wirklich treffen, Gefühle in uns freilegen. Nur dann erfüllt es den Zweck, den ein Buch haben sollte. Um glücklich zu sein, braucht es keine Bücher, und wie er sagt, so ein Buch könnte man sich auch selbst schreiben. Um oben beschriebenes zu erleben, braucht man Bücher schon.

So hätte ich das immer verstanden

Im Grunde genommen sehe ich das ähnlich wie Mauritian und MeisterRuelps, aber will noch einen anderen Interpretationsweg beschreiten. Ja, es geht schon darum, dass ein Buch das Denken anregen sollte, über einige (eigene) gefasste Meinungen nachdenken, aber auch Meinungen anderer nicht einfach übernehmen, sondern kritisch hinterfragen sollte.

Kafka meint wohl, Bücher sollten vertraute Sichtweisen und Gewissheiten erschüttern, den Leser zu Widerspruch provozieren, ihn schmerzen. Unterhaltung, Zerstreuung, Spannung, Identifikation haben bei ihm nichts verloren. Schönes, Erhabenes, Edles, Heiteres, Humorvolles will er nicht in der Literatur sehen.