Warum wollen sich menschen immer kategorisieren?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich denke, dass es zum einen um darum geht, sich selbst zu definieren. Tests, die du in deinem letzten Abschnitt ansprichst dienen hier vermutlich hauptsächlich dazu, sich selbst verstehen zu können! (ich denke dabei sofort an das enneagram)

Zum anderen geht es denke ich darum, zu einer Gruppe, einem Kollektiv zu gehören. Das kategorisieren ist dabei hilfreich, Menschen mit den selben Interessen kennen zu lernen.

Insofern ist das Schubladendenken schön und gut! Doch sobald man sich in irgend einer Form diskriminiert fühlt (es kann ja genauso bedeuten dass man aus einer Gruppe ausgegrenzt wird, wenn man selbst einer anderen "Kategorie Mensch" angehört, dann wehren wir uns dagegen und sind ganz plötzlich gegen das Schubladendenke...

Ich denke so würde ich das ganze beschreiben ;)

Ich will dazu mal auf 3 Teile eingehen:

Tests: Menschen sind am glücklichsten, wenn sie all ihre Möglichkeiten ausnutzen können. Außerdem sind sie von Natur aus neugierig und wollen i.d.R. immer alles Wissen bzw. streben danach, etwas am besten zu können. Mit Tests suchen sie lediglich nach Bestätigung für ihre Leistungen. Ist die Leistung nicht erreicht ist es für einige ein Niederschlag, für andere ein Ansporn.

Gruppenzugehörigkeit: Menschen sind soziale Wesen und meistens nicht gern allein. Außerdem sind sie von klein auf auf der Suche nach ihrem Lebenssinn und ihrer Identität. Fühlen sie sich erst mal zu einer Gruppe hingezogen, so entsteht, wenn alles passt, eine enge Bindung zu dieser und dem dazugehörigen Lifestyle. Sie sind dann auch stolz auf ihre Gruppe und gehen damit häufig sehr offen um bzw. freuen sich, wenn andere Positives mit ihrer Gruppenzugehörigkeit verbinden. Somit lassen sie sich gerne in Kategorien stecken, sofern sie ihnen auch gefallen.

Schubladendenken Hier unterscheide ich in 2 Arten dieser Denkweise:

  1. Unbegründete und blödsinnige Verurteilungen: Polen klauen, Türken sind kriminell, Deutsche sind Nazis und sonstigen Unfug.

  2. Vorurteile als Schutz: Als einfaches Beispiel: Obwohl es regnet und der Mann es in Wirklichkeit gut meint, steigt man doch nicht in sein Auto ein (gibt es sicherlich bessere Beispiele für, aber die Bedeutung dürfte klar werden)

Das jeder das Schubladendenken prinzipiell ablehnt, liegt an der objektiven und subjektiven Betrachtungsweise. Durch individuelle Erfahrungen werden bestimmte Situationen in eine der beiden Kategorien oben eingeteilt. Wenn eine Person mit einer Gruppe von Menschen schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird er sie eine der beiden Gruppen zuordnen oder natürlich verstehen, dass es solche und solche gibt. Wir gehen mal davon aus, dass er es nicht versteht.

Nach Nummer 1. würde er jeden, der so ist, nicht mögen und nach Gruppe 2. würde er jeden, der so ist, meiden wollen, bis ihm die Ängste genommen werden. Der Grad dazwischen kann bei falscher Ausdrucksweise ziemlich schmal sein und somit wird von Menschen mit anderen Ansichtsweisen/ Erfahrungen gegen das jeweilige Schubladendenken gewirkt.

PS: Ich habe mal meine Gedanken fliegen lassen und würde mich über Feedback freuen.

LG Zero

Es gibt ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit und damit Identität. Je schwächer persönliche Bindungen in Familie/Beziehung oder zu den wenigen wirklichen Freunden, desto stärker das Bedürfnis, seine Zugehörigkeit und damit Identität in abstrakten Zuordnungen ("Deutsche", "Rapper", "Emo", "Gymnasiast", "Mann/Frau", "extrovertiert/introvertiert") etc. zu finden.

Wenn ich wirkliche Beziehungen habe, dann erfahre ich jeden Tag, in wie fern ich zu einzelnen gleich oder unterschiedlich bin. Dafür ist aber große Nähe, Vertrauen und Konfliktfähigkeit nötig. Ist das nicht vorhanden, traue ich weder meiner Wahrnehmung bei anderen (vielleicht ist er/sie ja "eigentlich" ganz anders), noch ihren Rückmeldungen, die ich bekomme (wie meint der/die das jetzt?). Und dann muss ich mich eben über solche abstrakten Zuordnungen als zugehörig definieren (und natürlich jedesmal auch als "so bin ich nicht")

ist doch völlig normal: wenn du jemanden gerade kennen lernst, interessiert es dich doch, ob du mit dem was "anfangen" kannst: als soziale wesen müssen wir schließlich entscheiden, mit wem wir eventuelle freund-oder partnerschaften eingehen können. das gelingt uns am besten, indem wir unsere "automatische checkliste" durchgehen. wenn uns da bestimmte vorurteile gleich ausbremsen, brauchen wir uns keine weiteren gedanken darum zu machen und können das "problem" abhaken (erledigt). nach diesem muster funktioniert die berühmte zeitung mit den vier großen buchstaben sehr gut. alles was etwas mehr differenzierung als gut und böse braucht, erfordert hirnschmalz und mehr druckerschwärze, ist also von übel.

Dies ist ein in der Psyche des Menschen fest verankertes Phänomen. Der Mensch ist ein "Rudeltier" und kein Einzelkämpfer.

Somit braucht er Gruppen denen er sich zuordnen kann um sich wohlzufühlen bzw um Geborgenheit und Schutz zu finden, das hat sich einfach im Laufe der Evolution so selektiert Denn nur Gemeinsam sind wir stark. Als beispiel könnte man sich mal das Experiment anschauen das ein amerikansicher Lehrer durchgeführt hat und mitlerweile durch das Buch "Die Welle" (welches mitlerweile auch 2 mal verfilmt wurde) bekannt geworden ist.

Solche Gruppen bilden sich für gewöhnlich nunmal nach Gemeinsamkeiten. Sei es die Hautfarbe das Geschlecht oder gemeinsame Hobbys bzw. Interessen es gibt auch viele weitere Kriterien nach denen sich solche Gruppen bilden die Möglichkeiten dafür sind schier unendlich;) Schon im Kindergarten oder der Krabbelgruppe suchen und finden sich Kinder die gemeinsam zusammen spielen und die Zeit miteinander verbringen. Solche "Gruppenbildungen" sind jedoch für gewöhnlich meißt sehr flexibel, vor allem im frühkindlichen Stadium varieren die Spielpartner noch sehr häufig. Je länger eine Gruppe besteht umso fester wird der Zusammenhalt und um so Seltener geschieht es, dass sich einzelne Individuen absondern oder neu in die Gruppe aufgenommen werden.

Außerdem hat sich der Mensch solche Kategoriesierungen zugelegt um sich schneller und einfacher in Bild von gewissen Menschen bzw. Menschengruppen zu machen. Der Mensch versucht im Vorraus herrauszufinden ob sein gegenüber "Freund oder Feind" ist dies kann er im ersten Moment nur dadurch tun, dass er rein oberflächliche Merkmale zu Rate zieht, aufgrund seiner ersten Erkentnisse und das auswerten diese oberflächlichen Merkmale wird dann entschieden ob man dem besagten Menschen aus dem weg geht oder versucht ihn lennenzulerne. Nehmen wir einmal ein radikales Beispiel: Du bist ein 14 Jähriges dunkelhäutiges Mädchen und stehst an einer Bushaltestelle mit 2 überdachungen. Links steht eine Gruppe von Jungen männern die alle Glatzköpfig sind und eine Bomberjacke incl. Springerstiefel tragen. Auf der rechten seite steht eine Gruppe von Älteren Damen und Herren unterscheidlichen Alter, Herkunft, usw. "ganz normale Menschen halt". Aufgrund der Kategorisierung wird sich das Mädchen zu der zweiten Gruppe begeben! Obwohl es ja auch Möglcih wäre, dass die vermeindlichen Neo-Nazis eigentlich ganz liebe Kerle sind die einfach nur den Kleidungsstyl mögen oder sich für irgendetwas "Kostümiert" haben.

Der Zeitpunkt ab wann wir gegen solche Gruppenbildungen "rebellieren" ist der, wenn aufgrund dieser Gruppenzuordnungen ein Nachteil für die eigene oder eine fremde Gruppe ensteht (z.B. in Form von Diskriminierung, Verfolgung, Mobbing, Ausgrenzung, Benachteiligung oder sonstige Formen von physischer oder psychischer Gewalt).