Warum wird in der Schule kaum etwas über die Lebensart und den Glauben unserer germanischen Vorfahren gelehrt?

Antike Geschichte kommt eh zu kurz in der Schule, finde ich, dabei gibt es so interessante Völker: Außer Römern und Griechen Germanen, Kelten, P e rser, Parther, Aegypter, die Bewohner des Indus, die Serer (antikes China)

Es wäre eh zu überlegen, ob man immer am Jahreszahlenstrahl entlang gehen muss. Das führt nämlich dazu, dass man die Germanen (so ein bisschen macht man ja, Varusschlacht etc) in Klasse 5 und Klasse 6 auf doch sehr kindgerechtem Niveau behandelt.

In Latein kommt ein bisschen mehr, durch die GERMANIA von Tacitus. Kaum eine andere Region hat einen ganzen antiken Schriftsteller nur für sich!, schade, dass das dann nur in Latein an Gymnasien übersetzt wird.

Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass das alte Germanien von verschiedenen Völkern bewohnt wurde. Der Name "Germanen" hat Caesar einfach allen rechtsrheinischen Bewohnern verpasst. Die linksrheinischen waren die Kelten (Gallier) Doch so einfach und klar war es nicht.

Was wir über den germanischen Glauben zu wissen meinen, stammt aus der Edda. Das gibt die Vorstellungen der Nordgermanen wieder. Ob die Südgermanen das Gleiche glaubten, weiß man nicht. Außerdem wurde sie ca. 800 Jahre nach den Germanen verfasst.

Wenn dich die Germanen interessieren, hier ein älteres Buch von 1975, aber immer noch gut: (hat mir mein Geschichtslehrer damals geschenkt, und ich habs selbst als Schüler gelesen ;)) Antiquarisch um die 5 Euro.

von S. Fischer Fabian (Autor)

Wie waren die Germanen wirklich, und woher kamen sie? S. Fischer-Fabian räumt auf mit den Klischeevorstellungen von den ersten Deutschen: Sie waren keine biertrinkenden Rauhbeine oder nordische Übermenschen. Uns tritt stattdessen ein Volk entgegen, in dem die Erdverbundenheit von Bauern mit der Kampfeslust von Hirtenkriegern aus dem Osten verschmolz. Von Anbeginn "wohnten zwei Seelen in ihrer Brust".

Aus archäologischen Funden, den Werken antiker Schriftsteller und zahllosen anderen Quellen entstand ein faszinierendes Bild der Geschichte unserer Vorfahren....

Es wird behandelt soweit es eben sinnvoll ist. "Die Germanen" als eine der größten "bevölkerungsgruppen" und die "Vorfahren" von einem großteil Europas sind über Völkerwanderungen uws... Als "Deutsche Vorfahren" sind sie nicht besonders sinnvoll zu betrachten weil es zu dieser Zeit bei niemanden die Idee eines "Deutschlands" gab, es gab einmal kleine Stämme... Und dann gab es die andere große Identifikationsmöglichkeit "Teil von Rom oder dagegen". "die Germanen" waren weder eine Einheit noch sind sie zum großteil wahrscheinlich überhaupt im heutigen Deutschland geblieben... "WIR" sind vermutlich Nachfahren einer kleinen Anzahl von hunderten stämmen welche eben bei dem Fall Roms und den folgenden Völkerwanderungen "hier" geblieben sind.

Dementsprechend gibt es tatsächlich vor allem Grund die germanen zu behandeln im Bezug einmal mit Rom und ihre spätere Verteilung über ganz mittel Europa... Dazu kann man sich also vllt mal ein paar Dokus ansehen bzw 2-3 Stunden das behandeln wie's auch normalerweise gehandhabt wird in der Schule. Meine Frage ist also was meinst du eigentlich? Du setzt einfach eine Behauptung in die Welt welche zu großen Teilen falsch/extrem ungenau ist und willst dann erklärt bekommen warum das denn so passiert?

Ich denke mal, weil das einerseits relativ wenig erforscht ist (keine schriftlichen Quellen meines Wissens oder wenige und wenn, dann nicht von den Germanen selbst) und andererseits wenig zu unserer aktuellen Gesellschaft beigetragen hat. Es werden die großen Weltreligionen unterrichtet und das meist nur in groben Zügen. Untergruppen, Feinheiten, Alternativen/ andere Glaubensrichtungen werden meist nur angerissen. Man hat halt einen Lehrplan zu erfüllen, der meist nicht sehr in die Tiefe gehen kann.

Die Germanen und deren Glauben werden aber grob im Geschichtsunterricht behandelt. Wer mehr wissen will, könnte sich dort für ein Referat melden oder den Lehrer nach mehr Material fragen.

Wobei das Dilemma ja schon ist, dass es wohl mehrere germanische Stämme mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen gab, die aber alle polytheistisch (meines Wissens) glaubten. Und diese Götter kommen ja durchaus auch hin und wieder im Deutschunterricht vor.

Allgemein muss man halt im Lehrplan immer auswählen und sehr viel kürzen. Schon bei den Pflichtthemen lernt man meist nur oberflächliche Fakten.

Oft wird meines Wissens eben im Unterricht wenn überhaupt von "Germanen" gesprochen und nicht mal von den einzelnen Stämmen und wenn, dann werden Namen genannt und nicht oder sehr wenige Eigenarten in der Lebensweise dieser Stämme. Das ist einfach für den Schulunterricht und die Stundenzahl in Geschichte viel zu viel Wissen. Und in Religion müssten sich die Lehrer vermutlich erst mal in diesen Stoff einarbeiten, weil der bei denen im Studium meines Wissens auch nicht dran kommt oder wenn, dann in sehr geringem Umfang.

Warum wird in der Schule kaum etwas über die Lebensart und den Glauben unserer germanischen Vorfahren gelehrt?

Die Deutschen haben mehr Vorfahren als nur sog. Germanen, z. B. Kelten, Slawen, Römer ...

Überhaupt stellt die heutige Forschung die Sichtweise der Römer, jenseits des Rheins ein einheitliches Volk, die sog. "Germani", zu verorten, infrage. Macht es Sinn, diesen Mythos immer noch an der Schule zu unterrichten?

Selbst wenn man den Germanenbegriff weiterhin bemühen will, so muss man konstatieren, dass gerade über die Lebensart und den Glauben der sog. Germanen nur wenig Gesichertes bekannt ist! Angesichts der ohnehin nur wenigen Stunden Geschichtsunterricht an den Schulen gibt es zweifellos Wichtigeres zu unterrichten!

Hat wohl was damit zu tun, dass man die Jugend nicht unbedingt mit abgeschlagenen Köpfen und masakrierten Frauen, also Barbarei, konfrontieren möchte.

Oder auch einfach, weil es der Lehrplan nicht vorsieht.

Ich hatte damals eine Zeit lang was mit Wikingern und Keltentum.

Über deren Glauben sprachen wir aber nie.

Sowas wäre wohl eher was für den Religions-Unterricht.