Warum war Karl Marx ein Antisemit, obwohl er selber mal Jude war?

10 Antworten

Karl Marx war keineswegs ein Antisemit.

Durch seine Erfahrung mit Religion in der Kindheit ging er lediglich auf Distanz zum Judentum. Später wurde er Gegner jeder religiösen Vorstellung. Mit zunehmender Verbesserung der ökonomischen Lage würde die Religion ganz verschwinden.

Hier irrte Marx allerdings.

Die Schrift "Zur Judenfrage" ist eine Arbeit, die zu vielen Missdeutungen geführt hat, weil - vor allem im zweiten Teil - Marx die Juden einseitig mit "Schacher" und Geschäftsgeist identifiziert, also populäre Klischees und Vorurteile zu bedienen scheint.

Dazu muss jedoch gesagt werden, dass es sich bei diesen Ausführungen um die kritische Rezension einer Schrift von Bruno Bauer handelt, in der dieser verlangt hatte, dass sich die Juden, um Staatsbürger zu werden, von ihrer Religion loslösen müssten. Marx weist zunächst erst einmal nach, dass diese Notwendigkeit in einem wirklich modernen demokratischen Staat nicht besteht.

Die politische Emanzipation der Juden - wie der Christen übrigens auch - besteht darin, dass der Staat die Religion zur "Privatsache" seiner Bürger macht.

Marx wollte in der Schrift "Zur Judenfrage" auch seine Theorie illustrieren, religiöses Bewusstsein sei immer Folge und Ausdruck beengender sozialer Verhältnisse, die den einzelnen vom "Gattungsleben" trennen und dazu führen, sich eine "jenseitige Ergänzung" durch eine irdische Beschränktheit einzubilden, zu ersinnen. Im übrigen richtet er seine Kritik sowohl gegen die jüdische als auch gegen die christliche Religiosität.

Ob Marx Antisemit war, ist überhaupt nicht klar, denn darüber herrscht bis heute alles andere als Konsens unter den Historikern. Im Gegenteil, pflegte Marx durchaus noch familiäre Kontakte zu jüdischen Verwandten und nannte einen jüdischen Politiker Großbritanniens als "vom selbem Stamme" ( wie er selbst, Marx).

Er schrieb auch eine Abhandlung über 2 Schriften Bruno Bauers, in der er die jüdische Einheit von Religion und Gesellschaft gegen dessen Thesen verteidigte.

Aischylos  20.07.2020, 16:18

Gegen wessen Thesen?

0

Karl Marx wurde 1818 als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater ließ sich 1819 oder 1820 evangelisch taufen. Karl wurde 1824 evangelisch getauft, seine Mutter 1825.

Falls er etwas Juden hatte, lag es an seiner Religionskritik:

Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen.

(Einleitung zu Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, 1844)

Mit Rassenantisemitismus hatte er nichts am Hut.

Cockadoodledoo  22.06.2020, 11:44
Wir verwandeln nicht die weltlichen Fragen in theologische. Wir verwandeln die theologischen Fragen in weltliche. Nachdem die Geschichte lange genug in Aberglauben aufgelöst worden ist, lösen wir den Aberglauben in Geschichte auf.

(Zur Judenfrage, 1844)

0

"Der Antisemitismus ist also nichts anderes als eine Reaktion mittelalterlicher, untergehender Gesellschaftsschichten gegen die moderne Gesellschaft, die wesentlich aus Kapitalisten und Lohnarbeitern besteht, und dient daher nur reaktionären Zwecken unter scheinbar sozialistischem Deckmantel; er ist eine Abart des feudalen Sozialismus, und damit können wir nichts zu schaffen haben."

Marx-Engels Werke (MEW), Band 22, Seite 49ff.

Marx war weder Jude, noch war er Antisemit.

Hauptsächlich sind Wörter wie "Itziger" oder "Jüdischer Nxgger" nur zustande gekommen, weil sich Marx über den Sozialdemokraten, Ferdinand Lassalle aufgeregt hatte. Ferdinand war halt Jude, daher kamen auch so Sprüche.

Genau so ist seine Schrift "Zur Judenfrage" sehr Fragwürdig, aber es war Hauptsächlich eine Kritik an Bruno Bauer.

Lediglich hat er gemeint dass Religionen unter dem Sozialismus keine benötigung mehr haben.