Warum tragen Christen beim beten nie ein Kopftuch?

12 Antworten

Zum einen gibt es viele Christinen, die das sehr wohl tun. Wird z.B. in vielen Brüdergemeinden praktiziert und vor nicht all zu langer Zeit war das auch in den Landeskirchen in Deutschland gängig.

Das andere ist, dass man die Bibel immer in ihrem Gesamtkontext sehen muss, wenn man sie verstehen will.

Da ist z.B. Paulus (der gleiche, der auch den Korintherbrief geschrieben hat), der sagt, dass wir zur Freiheit berufen sind und nicht mehr Knechte des Gesetzes. Die Vorschriften in der Bibel sollen uns nicht quälen, sondern uns helfen, Gott näher zu kommen.

Wenn ich diesen Grundgedanken der Bibel verstanden habe, kann ich im nächsten Schritt fragen, wie mich die Kopftuchvorschrift Gott näher bringt, bzw. wie sie im damaligen Kontext gemeint war. Ein befreundeter Theologe hat mir mal erklärt, dass das Kopftuch damals von verheirateten Frauen getragen wurde. Es war das Zeichen der Zugehörigkeit zu ihrem Mann. Das Haar der Frau darunter war sozusagen für den Mann reserviert. Wenn eine Frau das Kopftuch zum beten ausgezogen hätte, wäre das ungefähr so gewesen, als hätte sie demonstrativ ihren Ehering in die Ecke gepfeffert. Dieser Kontext trifft heute nunmal nicht mehr zu. Man kann allerdings überlegen, ob es vergleichbare Handlungen heute gäbe, die die Frau (und der Mann entsprechend auch) lieber lassen sollten.

Wenn man all das durchüberlegt hat, sollte man auch noch abschließend eines bedenken: Die Bibel ist ein Liebesbrief von Gott an jeden einzelnen Menschen und es steht mir nicht zu, über die persönliche Gottesbeziehung meiner Geschwister zu urteilen. Wenn es einer Frau wichtig ist, beim beten ihren Kopf zu bedecken, soll sie es tun. Wenn man in einer Gemeinde ist, wo es alle tun und andere daran Anstoß nehmen würden, wenn man es nicht tut, ist es auch besser, es zu tun, um die Geschwister nicht in Bedrängnis zu bringen. Ansonsten ist man frei, denn genau das ist ja die Kernaussage der Bibel, dass Gott möchte, dass wir frei sind und nicht dass wir uns knechten.

Als mögliche Antworten zitiere ich mal zwei Bibelkommentare:

In der MacArthur-Studienbibel findet sich zu 1. Korinther 11,5-6:

"Frau ... betet oder weissagt. Paulus erteilt klare Anweisungen, dass Frauen bei den Zusammenkünften der Gemeinde nicht leiten oder reden dürfen (vgl. 14,34; 1Tim 2,12), aber sie dürfen vor Ungläubigen beten oder ihnen das Evangelium erklären oder auch Kinder und andere Frauen belehren (vgl. 1Tim 5,16; Tit 2,3.4). Wenn Frauen öffentlich beten oder das Wort Gottes verkünden, müssen sie sich dabei in angemessener Weise vom Mann unterscheiden. unbedecktem Haupt.

In der Kultur Korinths symbolisierte die Kopfbedeckung einer Frau, die öffentlich diente oder anbetete, ihre Unterordnung gegenüber ihrem Ehemann. Der Apostel legt hier kein absolutes Gesetz für Frauen fest, dass sie in allen Gemeinden zu allen Zeiten Kopftücher oder Schleier tragen sollten, sondern erklärt, dass die Symbole der von Gott verordneten Geschlechterrollen erkennbar respektiert werden sollen. Wie beim Götzenopferfleisch (Kap. 8; 9) birgt es an sich nichts Geistliches in sich, ob man eine Kopfbedeckung trägt oder nicht. Aber es war falsch, Rebellion gegen Gottes Ordnung auszudrücken.

schändet ihr Haupt. »Haupt« kann sich auf die Frau selbst beziehen, da es eine Schande für sie ist, wenn sie die anerkannten Symbole der Unterordnung ablehnt, oder es bezieht sich auf ihren Ehemann, auf den sie durch ihr Verhalten Schande bringt.

11,6 schändlich ... das Haar abschneiden ... zu lassen. Damals schnitten sich höchstens Prostituierte oder Feministinnen die Haare ab. Wenn eine Christin die Kopfbedeckung verweigerte, die in jener Kultur ihre Unterordnung ausdrückte, könnte sie sich genauso gut den Kopf kahlscheren lassen - die Schande wäre dieselbe."

Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu 1. Korinther 11,5-6:

"Wenn es auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, deuten doch viele Belege darauf hin, dass sowohl in der jüdischen (Mishnah, Ketuboth 7. 6; babylonischer Talmud, Ketuboth 72 a - b) als auch in der gräco-romanischen Kultur des 1. Jahrhunderts (Plutarch, Moralia 3.232 c; 4. 267 b; Apuleius, Der goldene Esel 11. 10) die Frau in der Öffentlichkeit ihr Haupt bedeckt tragen mußte. Die Art und Weise, wie diese Forderung erfüllt wurde (Ovid, Liebeskunst 3:135-65), war zwar sehr unterschiedlich, doch gewöhnlich scheint ein Teil des Übergewands wie eine Kapuze über den Kopf gezogen worden zu sein.

Es hat den Anschein, dass die korinthische Parole "alles ist erlaubt" auch in den Gemeinde Versammlungen dominierte. Offensichtlich hatten sich auch die Korintherinnen dieses Prinzip zu eigen gemacht und die sie als Frauen kennzeichnenden Kopfbedeckungen abgelegt. Wichtiger ist jedoch, daß sie offenbar auch gegen ihre untergeordnete Stellung innerhalb der Gemeinde (und vielleicht auch in der Gesellschaft) und damit gegen jedes kulturelle Symbol (z. B. die Kopfbedeckung), in dem sich diese Unterordnung äußerte, aufbegehrten. Nach Paulus ist die Ablegung der Kopfbedeckung jedoch nicht etwa ein Ausdruck der Befreiung, sondern eine Herabwürdigung ihrer selbst. Ebensogut könnten sie sich die Haare scheren - damals ein Zeichen der Schande (Aristophanes, Thesmophoriazysae 837) -, denn mit ihrem unbedeckten Kopf entehren sie sich selbst und ihr geistliches Oberhaupt, den Mann."

Weil es nicht wirklich so vorgeschrieben ist. aus der Bibel wird nicht alles wörtlich genommen.


kindgottes92  16.03.2020, 21:49

Es ist wirklich so "vorgeschrieben" (Im Kontext des befreienden Evangeliums mag ich das Wort nicht wirklich), oder besser gesagt so gültig. Die Frage ist eher, was es für uns heute bedeutet und was es im Kontext des Textes bedeutet hat.

2

Kopfbedeckung ungleich Kopftuch.

Ein Hut ne Mütze oder ein Helm sind auch alles Kopfbedeckungen.

Abgesehen davon ist HFA ungenau. Kurz geschoren Haare gehen auch ohne Kopfbedeckung.

Und natürlich gilt dies nur beim Gottesdienst bzw. Beim beten und nicht im Alltag.

Warum sich viele nicht dran halten? Weils nicht mehr gepredigt wird. Und weil's aus der Tradition gefallen ist in gewissen Regionen.

Gibt sicherlich noch einige Gemeinden die das predigen und beherzigen.


SBV777  17.03.2020, 07:38

Nach 1. Korinther 11, 6 kennt die Gemeinde Gottes, die Sitte des Kopftuch tragens nicht.

Eine Predigt, die das Kopftuch tragen von Frauen fordert, ist nicht biblisch!

0
FouLou  17.03.2020, 07:54
@SBV777

Mist. Stimmt. Man sollte den Absatz manchmal auch zuende lesen. XD

Verbesserung meiner Antwort: das machen nur die Korinther so.

0
SBV777  17.03.2020, 17:43
@FouLou

Ist ja nicht so schlimm.!!! Ich habe mich mit diesem Thema vor längerer Zeit mal beschäftigt.

0